Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cromwell, Bernard

Cromwell, Bernard

Titel: Cromwell, Bernard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stonehenge
Vom Netzwerk:
Aufgaben und Pflichten, die sein
Vater erfüllt hatte. Anderen Männern erlaubte er, seine Kriegerverbände
anzuführen, Haragg oblag die Rechtsprechung, und Saban hatte für die Nahrungsbeschaffung
zu sorgen, damit Ratharryn durch den Winter kam. Camaban nahm sich keine
Ehefrauen, zeugte keine Kinder und hortete keine Schätze — begann jedoch, sich
sorgfältiger zu kleiden und etwas von dem Staat anzulegen, den er in Lengars
Hütte entdeckt hatte. Er trug den Gürtel mit der breiten Goldschnalle, den der
Fremde getragen hatte, der sich vor so vielen Jahren in dem Alten Tempel
verstecken wollte; er legte sich einen Umhang aus Wolfspelzen, verbrämt mit
Fuchsfellen, um die Schultern, und er bestand auf dem kleinen Streitkolben,
den Lengar einmal dem Priester eines besiegten Stammes weggenommen hatte. Zu
Hengall gehörte einst ein Streitkolben als Zeichen der Macht - es belustigte
Camaban, seinen Vater nachzuäffen und zugleich sein Andenken zu schmähen: denn
Hengalls Streitkolben war ein unförmiger, knochenzerschmetternder Klumpen
groben, unbehauenen Steins gewesen, während Camabans Kolben ein fein
gearbeitetes und kostbares Objekt darstellte. Der Holzgriff war von Ringen aus
Knochen umschlossen, in der Form von Blitzstrahlen geschnitzt, der obere Teil
bestand aus einem perfekt gemeißelten und wundervoll polierten Ei aus braunem,
von schwarzen Adern durchzogenem Stein, dessen Fertigung einen Handwerker
viele Tage sorgfältiger Arbeit gekostet haben musste. Er hatte den oberen Teil
glatt geschliffen und dann ein rundes Loch für den Griff gebohrt; als die
Arbeit fertig war, hatte der Mann eine Waffe erschaffen, die nur für Zeremonien
taugte, denn der kleine Kopf des Streitkolbens war viel zu leicht, um
irgendeinem normalen Kriegerschädel Schaden zuzufügen. Camaban liebte es
dennoch, den Streitkolben zur Schau zu stellen, zum Beweis dafür, dass sich
Stein ebenso leicht bearbeiten ließ wie Holz. »Wir werden keine unbehauenen
Felsblöcke so wie in Cathallo verwenden«, erklärte er Haragg. »Sondern wir
werden sie formen. Sie ausmeißeln.« Liebkosend strich er über den
Streitkolben. »Wir schleifen sie glatt und polieren sie.«
    Saban lagerte das geerntete Getreide des Stammes in einer
Hütte ein, kaufte weiteres Getreide von Drewenna hinzu und verteilte es während
der kalten Wintertage an die Bewohner von Ratharryn. Krieger gingen auf die
Jagd, brachten das Fleisch von erlegten Hirschen und Wildschweinen und Wölfen
mit. Niemand verhungerte, obwohl viele der Alten und Kranken starben. Und den
ganzen kalten Winter hindurch war Saban obendrein damit beschäftigt, die
dunklen Steinpfeiler zu entfernen, die sie aus Sarmennyn hertransportiert
hatten. Es war keine sonderlich schwierige Aufgabe. Die Steine wurden aus ihren
Löchern ausgegraben, ins Gras gekippt und in das kleine Tal hinuntergeschleppt,
das östlich des Tempels lag. Männer gruben Kreidegeröll aus dem Tempelgraben
und füllten die Steinlöcher damit, sodass die Mitte des Tempels wieder glatt
und leer war. Nur die Mondsteine innerhalb des Ringgrabens blieben stehen und
die drei Steinpfeiler jenseits davon — aber dann versetzte Saban den
Mutterstein näher zur Tempelmitte. Sechzig Männer, ein Dreifuß aus Eichenbalken
und sieben Tage waren nötig, um den Stein aufzustellen, der gegenüber dem
Tempeleingang platziert wurde, sodass die Strahlen der Sonne am Tag der
Sommersonnenwende die Straße entlang auf den Mutterstein fallen mussten. Der
Mutterstein war groß, sehr viel größer, als die übrigen Steine aus Sarmennyn
gewesen waren, und in der tief am Horizont stehenden Wintersonne fiel sein
Schatten lang und schwarz auf das bleiche, verdorrte Gras.
    Camaban verbrachte ganze Tage in dem Tempel, wobei er die
meiste Zeit dumpf vor sich hin brütete und nur sehr selten Notiz von den
Männern nahm, die sich damit abmühten, den Schattentempel abzureißen. Als die
Tage kürzer wurden und die Luft kälter, ging er noch häufiger dorthin, und nach
einer Weile brachte er Speere in den Tempel und rammte ihre Spitzen in den
harten Boden, um dann über die Enden der Schäfte hinwegzuspähen. Er benutzte
die Speere, um zu beurteilen, wie hoch er seine Steinpfeiler haben wollte;
aber die Speere nützten ihm nicht viel, und so wies er Mereth an, ihm ein
Dutzend längerer Holzpfosten zu besorgen, die Saban dann in den Boden eingrub.
Die Pfosten waren lang, aber leicht, eine Arbeit für nur einen Tag. Und Camaban
verbrachte all seine Zeit damit, auf genau

Weitere Kostenlose Bücher