Cromwell, Bernard
Camaban hat Recht, dachte er. Der Tempel würde einmalig sein; es gab
nichts dergleichen im ganzen Land, nichts dergleichen unter dem Himmel oder
zwischen den grauen Meeren. Niemals hätte Saban sich einen Tempel träumen
lassen, der so prachtvoll war, so erhaben - und so schwierig zu bauen.
»Es lässt sich doch machen, nicht?«, fragte Camaban mit
einem Unterton von Beunruhigung in der Stimme.
»Wenn der Gott das Gelingen will«, gab Saban zu bedenken.
»Slaol will, dass es gemacht wird«, erklärte Camaban
zuversichtlich. »Er verlangt, dass der
Tempel gebaut wird! Innerhalb von drei Jahren will er ihn errichtet haben.«
Drei Jahre! Saban schnitt eine Grimasse bei diesem
Gedanken. »Es wird länger als drei Jahre dauern«, wandte er vorsichtig ein, in
der Erwartung, eine scharfe Entgegnung zu hören.
Camaban tat Sabans Meinung mit einem Kopfschütteln ab.
»Ganz gleich, was du dafür benötigst«, sagte er, »du brauchst es nur zu sagen,
und du bekommst es. Männer, Bauholz, Schlitten, Ochsen, was immer du willst!«
»Ich werde sehr viele Männer brauchen«, warnte Saban ihn.
»Wir können Sklaven dafür nehmen«, entschied Camaban. »Und
wenn der Tempel fertig ist, wirst du wieder mit Aurenna vereint sein.«
Umgehend machte Saban sich an die Arbeit. Er erledigte
sie mit Freuden, denn er war von Camabans Vision inspiriert worden; außerdem
sehnte er den Tag herbei, an dem das Muster der Götter endlich wieder so sein
würde, wie es sein sollte, und die Leiden und Sorgen der Welt würden ein Ende
haben. Er ließ Mereth mit einer Gruppe von Männern ausrücken, um Eichen in den
Wäldern um Maden zu schlagen, denn speziell in dieser Siedlung sollten die
Eichen behauen, zersägt und zu Schlitten gezimmert werden. Jeder Schlitten
würde zwei breite Kufen haben, verbunden durch drei massive Balken, auf denen
ein Stein liegen konnte, und mit einem vierten Balken an der Vorderseite, an
den man dann die Ochsen schirrte. Ein paar der kleineren Steine könnten
vielleicht von Männern gezogen werden, aber zum Transport der großen Steine -
der zehn hohen Felsblöcke, die das Sonnenhaus bildeten, und der dreißig, die
den Himmelsring tragen sollten - würde man Ochsengespanne benötigen; also
musste eine große Anzahl von Ochsen mit einberechnet werden. Und die Ochsengespanne
würden Geschirre und Zugseile brauchen, was bedeutete, dass weitere Ochsen
geschlachtet, ihre Häute gegerbt, dann in Streifen geschnitten und zu starken
Seilen zusammengeflochten werden mussten. In Ratharryn und Cathallo gab es
aber nicht genug Ochsen; daher führten Gundur und Vakkal ihre Krieger auf lange
Raubzüge, um weitere Tiere aufzutreiben. Saban fertigte andere Seile an, indem
er die abgeschälte Rinde von Linden in mit Wasser gefüllten Gruben einweichte
und dann, wenn sich die Fasern herauslösten, lange Schnüre daraus flocht, die
aufgerollt und in einem Lagerhaus aufbewahrt wurden.
Camaban entwarf den Grundriss des Tempels auf dem grasbewachsenen
Boden, wo die Steine aus Sarmennyn gestanden hatten. Er ritzte mit Hilfe eines
Pflügestocks, der durch eine Schnur mit einem Holzpflock in der Mitte des
Tempels verbunden war, einen Kreis in den Erdboden; dieser eingeritzte Ring
zeigte, wo die Steine des Himmelskreises aufgestellt werden sollten. Er
kennzeichnete die genauen Standorte der dreißig Steinpfeiler, dann schlug er
Pflöcke an der Stelle in den Boden, wo das Sonnenhaus zu stehen käme. In der
Mitte des Heiligtums wuchs jetzt kein Gras mehr, weil jeden Tag unzählige Füße
über den Platz trampelten, wobei das kreidehaltige Geröll, das die alten Löcher
der Steine aus Sarmennyn gefüllt hatte, über den gesamten Kreis getreten wurde.
Camaban hatte Saban sechs Stangen aus Weidenholz gegeben,
jede auf eine genau berechnete Länge zugeschnitten, und sorgfältige
Anweisungen, wie viele Steine von jeder Länge benötigt wurden. Die längste
Stange war viermal so lang wie ein ausgewachsener Mann, und dieses Maß bezog
sich lediglich auf den Teil des Steins, der aus dem Erdboden aufragen würde.
Saban wusste, dass man einen Stein mindestens zu einem Drittel im Erdreich
verankern musste, wenn er den Stürmen und Winden standhalten sollte. Camaban
verlangte zwei solcher wuchtigen Steine, und als Saban Cathallo besuchte,
konnte er nur einen Felsblock finden, der groß genug war. Der nächstlängste
Stein war zu kurz, obwohl er, wenn man ihn nur flach im Erdreich eingrub,
vielleicht gerade noch genügen würde. Die kürzeren Steine
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