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Cromwell, Bernard

Cromwell, Bernard

Titel: Cromwell, Bernard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stonehenge
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Aufgabe zu erfüllen, nicht wahr?«
    »Sie werden dich in Cathallo töten«, knurrte Saban
finster.
    Aurenna schüttelte energisch den Kopf. »Ich werde ihnen
helfen, und mit der Zeit werden sie in unserem neuen Tempel beten und an seinen
Segnungen teilhaben.« Sie lächelte. »Aus diesem Grunde wurde ich geboren.«
    Gleich am nächsten Tag brach sie nach Cathallo auf und
nahm Leir und Lallic mit; gleichzeitig kehrte Gundur nach Ratharryn zurück,
ließ jedoch zwanzig seiner Krieger in Cathallo. Aurenna beauftragte diese
Männer, in die Wälder zu gehen und Wildschweine und Bären zu jagen, um die
Bewohner der Siedlung zu ernähren.
    Saban blieb in Ratharryn. Camaban wollte ihn dort haben,
denn Camaban war noch immer eifrig mit der Errichtung seines neuen Tempels
beschäftigt und brauchte den Rat seines Bruders. Welcher war der größte Stein,
der als Pfeiler aufgestellt werden konnte? Konnte man einen Stein auf einen
anderen türmen? Wie sollten die Steine transportiert werden? Konnte man den
Stein formen? Die Fragen nahmen kein Ende, und auch Saban wusste darauf keine
Antwort. Der Winter endete, der Frühling überzog die Bäume mit einem grünen
Schleier, und Camaban grübelte immer noch.
    Dann gab es eines Tages keine Fragen mehr, denn die Tür
von Camabans Hütte blieb geschlossen - niemand, nicht einmal Saban oder Haragg,
durfte eintreten. Dichter, milchig weißer Nebel lag über Ratharryn, verhüllte
die Totenschädel auf der Krone des hohen Schutzwalls. An diesem Tag wehte kein Wind,
und die Welt war still und weiß. Die Stammesmitglieder, die spürten, dass die
Götter dicht um die Siedlung schwebten, sprachen nur im Flüsterton.
    Bei Sonnenuntergang schrie Camaban plötzlich: »Ich hab's!«
    Und der Wind blies die Nebelschwaden fort.
     
    17. KAPITEL
     
    H aragg und Saban wurden in Camabans
Hütte gerufen, wo ein Stück des festgestampften Erdfußbodens sauber und glatt
gefegt worden war. Saban hatte erwartet, das fertige Muster des Tempels zu
sehen; doch stattdessen waren die Holzklötze zu einem unordentlichen Haufen
zusammengeschoben worden, neben dem Camaban hockte, seine Augen so glänzend und
seine Haut so schweißfeucht, dass Saban sich fragte, ob sein Bruder Fieber
hatte - aber es war keine Krankheit, sondern fieberhafte Aufregung. »Wir werden
einen Tempel bauen«, begrüßte Camaban Saban und Haragg, »wie ihn die Welt noch
nicht gesehen hat: einen Tempel, anders als jeder, den es jetzt gibt oder
jemals wieder geben wird! Wir werden die Götter dazu bringen, vor Freude zu
tanzen.« Camaban war nackt, seine Haut gerötet von der Hitze des Feuers, das
die Hütte wärmte und erleuchtete. Er wartete, bis Saban und Haragg sich gesetzt
hatten, dann stellte er einen einzelnen Holzpfeiler ungefähr in die Mitte der
freigeräumten Fläche. »Das ist der Mutterstein«, erklärte Camaban, »der uns
daran erinnert, dass wir aus dem Schoss der Erde stammen und dass die Erde im
Herzen all dessen ist, was lebt.« Die Knochen, die in sein Haar und seinen Bart
geflochten waren, schlugen leise klappernd aneinander, als er sich auf die
Fersen zurücklehnte. »Und um den Mutterstein herum«, fuhr er fort, »werden wir
ein Totenhaus bauen, nur dass dieses Totenhaus auch Slaols Haus sein wird. Es
wird uns daran erinnern, dass der Tod der Übergang ins Leben ist, und wir
werden Slaol ein großes Haus erbauen, so hoch wie jeder hölzerne Tempelpfeiler.«
Er nahm die beiden längsten Holzklötze und stellte sie direkt hinter dem
Mutterstein auf. »Wir werden den Himmel berühren«, sagte er ehrfürchtig, dann
griff er nach einem kleineren Holzstück und legte es quer auf die beiden
Pfeiler, sodass die drei Steine einen hohen und sehr engen Torbogen bildeten.
»Slaols Himmelsbogen«, erklärte er mit andächtiger Stimme, »ein Spalt, durch
den die Toten zu ihm gehen können.«
    Saban starrte auf den hohen Bogen. »Wie hoch sind diese
Steine?«, wollte er wissen.
    »Sie sind genauso hoch wie der längste der beiden Pfähle
im jetzigen Tempel«, antwortete Camaban, und Saban zuckte zusammen, als er sich
an die Länge der schlanken Holzpfosten erinnerte, die sein Bruder in dem leer
geräumten Tempel in den Boden gerammt hatte. Camaban schwebte ein Torbogen vor,
der mehr als vier Mal so hoch wie ein ausgewachsener Mann sein würde, so groß,
dass Saban sich nicht vorstellen konnte, wie man solch riesige Steine überhaupt
aufstellen sollte - ganz zu schweigen davon, wie die schweren Decksteine auf
die Pfeiler hinaufgehievt

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