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Cromwell, Bernard

Cromwell, Bernard

Titel: Cromwell, Bernard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stonehenge
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werden sollten; aber er sagte nichts. Er schaute nur
schweigend zu, wie Camaban acht weitere Blöcke rechts und links der beiden
ersten aufstellte, nicht in einer geraden Reihe, sondern in einer stark nach
vorn gekrümmten Linie, ähnlich der Form eines Ochsenhorns, die einen Erker um
den Mutterstein bildeten. Er legte Holzblöcke aufjedes Pfeilerpaar, sodass das
Haus des Sonnengottes jetzt aus fünf Torbögen bestand. »Diese Bögen hier« -
Camaban tippte auf die vier kleineren Bögen - »zeigen auf die Mondsteine. Sie
werden sicherstellen, dass die Toten aus Lahannas Gewalt fliehen können. Wo
immer sie auch hingeht, ob nach Norden oder Süden, Osten oder Westen - die Toten
werden ein Tor in Slaols Haus finden.«
    »Und von Slaols Haus«, sagte Haragg, »werden die Toten
durch den höchsten Bogen entkommen?«
    »Richtig - auf diese Weise werden wir Lahanna die Toten
wegnehmen und sie Slaol geben«, erwiderte Camaban, »denn Slaol ist derjenige,
der wiederum Leben spendet.«
    »Torwege des Mondes«, sagte Haragg anerkennend, »und ein
Himmelsbogen der Sonne!«
    »Damit ist der Tempel aber noch nicht fertig«, sagte
Camaban; er nahm dreißig weitere Holzklötze und stellte sie in einem weiten Kreis
von Pfeilern um das Haus der Sonne herum. Bis auf einen der Klötze hatten alle
das gleiche Format, alle waren vierkantig und jeweils kürzer als die mittleren
Bögen - aber der Letzte dieser dreißig Steine, obwohl ebenso hoch wie die
anderen, war nur halb so breit. »Diese Pfeiler veranschaulichen die Tage des
Mondes«, erklärte Camaban, und Haragg nickte; er begriff, dass sie Ausdruck
der neunundzwanzigeinhalb Tage der Mondphase waren, während der der Mond ab-
sowie zunahm. »Auf diese Weise wird Lahanna sehen, dass wir auch sie
anerkennen.«
    »Aber Slaol ...«, begann Haragg und wollte dagegen
protestieren, dass Camaban Slaols Haus mit einem Steinkreis umgeben hatte, der
der Mondgöttin geweiht war.
    Camaban brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen
und griff nach dreißig weiteren Holzklötzen, die er einen nach dem anderen auf
den Kreis aus Pfeilern legte, bis jedes Pfeilerpaar mit einem Deckstein verbunden
war. »Wir werden einen Ring aus Stein bauen«, erklärte er, »um Slaol
widerzuspiegeln. Lahanna wird den Ring tragen und wird verstehen, dass es ihre
Pflicht ist, sich Slaol unterzuordnen.«
    »Ein Himmelsring«, murmelte Saban. Er wusste nicht, wie
man Camabans Vision realisieren könnte - aber er fühlte Erregung in sich
aufwallen, als er auf Camabans Modell starrte. Der Tempel wird herrlich werden,
dachte er, und dann sagte er sich, dass diese Klötze lediglich Spielzeug waren
- dass der Tempel jedoch aus gewaltigen Felsblöcken erbaut werden sollte, die
Camaban offenbar für genauso mühelos wie Holz transportierbar und formbar
hielt.
    Camaban nahm einen letzten Klotz, den er ein ganzes Stück
von den anderen entfernt aufstellte, nämlich dort, wo der heilige Pfad auf der
Hügelflanke angelegt worden war. »Dies hier«, sagte er und tippte auf den
fraglichen Gegenstand, »ist unser Sonnenstein; am Tag der Sommersonnenwende
wird sein Schatten bis in Slaols Haus hineinreichen, und am Tag der
Wintersonnenwende wird das Licht der Sonne durch den hohen Himmelsbogen fallen
und den Stein berühren. Wenn Slaol stirbt, werden also seine letzten Strahlen
auf den Sonnenstein fallen, der den Tag kennzeichnet, an dem er die größte
Kraft besaß.«
    »Und Slaol wird sich erinnern«, warf Haragg ein.
    »Ja, das wird er«, pflichtete Camaban ihm bei, »und er
wird seine Kraft und Macht zurückerlangen wollen - deshalb wird er gegen den
Winter kämpfen und auf diese Weise näher an uns herankommen. Näher und immer
näher, bis der Ring« - er wies auf den Himmelskreis aus Steinen - »mit Lahannas
zwölf Reifephasen übereinstimmt. Und dann werden Slaol und Lahanna vermählt
werden, und wir werden glückliche Zeiten erleben ... glückliche Zeiten!« Er
verstummte und starrte nachdenklich auf seinen Tempel aus Holzklötzen; aber
vor seinem geistigen Auge sah er den Tempel aus Stein erbaut vor sich und auf
der grünen Flanke des Hügels stehend, wo er von einem Wall und einem
Ringgraben aus weißestem Kreidegeröll umschlossen sein würde. Ein Ring aus
Kreide und ein Kreis aus Stein und ein Haus aus steinernen Bögen, um die fernen
Götter in ihre Heimat zurückzurufen!
    Saban starrte ebenfalls auf die Holzklötze. Ihre Schatten
bildeten ein komplexes Muster, das rot und schwarz im Schein des Feuers
flackerte.

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