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Cromwell, Bernard

Cromwell, Bernard

Titel: Cromwell, Bernard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stonehenge
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nicht
vielleicht missverstanden hatte. »Wie werden wir sie alle ernähren?«, fragte er
scherzhaft. »Es ist schon schwierig genug, die Lebenden zu ernähren, geschweige
denn die Toten.«
    »Und keiner wird jemals krank sein«, fuhr Leir fort, »und
keiner wird jemals wieder unglücklich sein.«
    »Das ist ganz sicher der Grund, warum wir den Tempel
bauen«, bestätigte Saban und wandte sich wieder dem noch warmen Kadaver zu, um
mit seinem Messer durch das Fleisch zu schneiden und die verschlungenen Gedärme
freizulegen. Er kam zu dem Schluss, dass Leir bestimmt irgendetwas falsch
verstanden haben musste - denn weder Camaban noch Haragg hatten jemals behauptet,
dass der Tempel den Tod besiegen würde; aber in dieser Nacht, nachdem er und
Leir den ausgeweideten Spießbock nach Ratharryn gebracht hatten, erkundigte
sich Saban bei Camaban nach Aurennas Worten.
    »Kein Tod mehr, wie?«, meinte Camaban. Er und Saban saßen
in der alten Hütte ihres Vaters, wo Camaban ein halbes Dutzend Sklavinnen
hatte, die sich um ihn kümmerten. Die Brüder hatten sich eine Mahlzeit aus
Schweinefleisch geteilt, und Camaban nagte gerade einen der Knochen ab. »Das
hat Aurenna gesagt?«
    »So hat Leir es mir jedenfalls erzählt.«
    »Er ist ein aufgeweckter Junge«, meinte Camaban und warf
einen Blick auf seinen Neffen, der auf einer Seite der Hütte schlief. »Ich
glaube, es ist möglich«, sagte er vorsichtig.
    »Die Toten werden dann zum Leben erwachen?«, fragte Saban,
erstaunt und ungläubig.
    »Wer kann schon sagen, was geschehen wird, wenn sich die
Götter wieder vereinigen?«, fragte Camaban, während er die Schüssel nach einer
weiteren Rippe durchsuchte. »Der Winter wird gehen, davon bin ich überzeugt,
und vielleicht auch der Tod? Warum nicht?« Er runzelte die Stirn, während er
über diese Frage nachdachte. »Warum beten wir?«
    »Um gute Ernten und gesunde Kinder zu haben«, erwiderte
Saban.
    »Wir beten«, korrigierte Camaban ihn, »weil das Leben
nicht das Ende ist. Und auch der Tod ist nicht das Ende. Nach dem Tod leben wir
weiter, aber wo? Bei Lahanna in der Nacht. Aber Lahanna ist keine Lebensspenderin,
sondern Slaol ist es - und unser Tempel wird die Toten von Lahanna zu Slaol
bringen. Also hat Aurenna vielleicht Recht. Hier, iss ein paar Brombeeren, es
sind die ersten in diesem Jahr, und sie schmecken sehr gut.« Eine seiner
Sklavinnen hatte die Beeren gepflückt, und sie setzte sich jetzt neben Camaban.
Sie war ein dünnes junges Ding aus Cathallo mit großen ängstlichen Augen und
einer Masse lockiger schwarzer Haare. Sie lehnte ihren Kopf an Camabans
Schulter, und er schob geistesabwesend eine Hand unter ihr Hemd, um ihre Brüste
zu liebkosen. »Aurenna denkt schon lange über diese Dinge nach«, fuhr er fort,
»während ich durch den Tempelbau abgelenkt bin. Sie muss denken, dass die
Götter uns dafür belohnen werden, dass wir sie wieder zusammenbringen - was
durchaus möglich ist, nicht? Und welche größere Belohnung könnte es geben, als
dem Tod ein Ende zu machen?« Er schob dem Mädchen eine Brombeere in den Mund.
»Wann bist du so weit, dass du die ersten Steine bewegen kannst?«
    »Sobald der Frost den Boden härtet.«
    »Du wirst Sklaven brauchen«, sagte Camaban, während er
das Mädchen mit einer weiteren Brombeere fütterte. Sie biss ihn spielerisch in
die Finger, und er zwickte sie, sodass sie laut auflachte.
    »Ich werde diesen Winter ein paar Kriegerverbände
ausschicken, um weitere Sklaven gefangen zu nehmen.«
    »Es sind keine Sklaven, die ich brauche«, sagte Saban
zerstreut. Er beneidete seinen Bruder um das Mädchen. Haraggs Rat hatte er
nämlich nicht befolgt, obwohl er manchmal stark in Versuchung war, sich
ebenfalls eine Sklavin zu nehmen. »Ich brauche Ochsen.«
    »Wir werden dir Ochsen beschaffen«, versprach Camaban,
»aber du wirst auch Sklaven brauchen. Du wirst die Steine formen, erinnerst du
dich? Ochsen können das nicht!«
    »Sie formen?«, rief Saban so laut, dass er Leir weckte.
    »Natürlich!«, gab Camaban zurück. Er zeigte mit seiner
freien Hand auf die Holzklötze seines Tempelmodells, mit denen Leir vorhin
gespielt hatte. »Die Steine müssen genauso glatt wie diese Klötze sein. Es ist
kein Kunststück, unbehauene Steine aufzustellen, so wie die im Tempel von
Cathallo; das kann jedes Volk. Aber unsere werden geformt und glatt geschliffen
sein. Sie werden prachtvoll sein, sogar vollkommen!«
    Saban schnitt eine Grimasse angesichts der unüberlegten
Forderung seines

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