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Cromwell, Bernard

Cromwell, Bernard

Titel: Cromwell, Bernard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stonehenge
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die Bewohner von
Cathallo schöpften einen gewissen Trost daraus.
    Aurenna war offensichtlich eine noch größere Quelle des
Trosts für sie. Sie hatte sich zur Priesterin Lahannas erklärt, und obwohl sie
auf die Einhaltung von Haraggs Verbot achtete und keine Opferung von Lebewesen
zuließ, hatte sie es sich zur Aufgabe gemacht, die Gebete des Stammes zu
erlernen. Jeden Abend sang sie ein Lied an den Mond, und jeden Morgen bei
Tagesanbruch drehte sie sich dreimal im Kreis, um Lahannas Verblassen zu
beklagen. Sie befragte Cathallos Priester, teilte die Vorräte der Siedlung ein,
damit keiner hungern musste, und - vor allem - erwies sie sich als eine ebenso
erfolgreiche Heilerin, wie es Sannas oder Derrewyn gewesen waren. Tatsächlich
hielten die Leute sie sogar für besser als Derrewyn, denn Aurenna liebte alle
Kinder; und wenn die Frauen ihre Söhne und Töchter zu ihr brachten, linderte
sie ihre Schmerzen und Wehwehchen mit einer Freundlichkeit und Geduld, wie
Derrewyn sie nie aufgebracht hatte. Ein Dutzend kleiner Kinder lebte jetzt in
Aurennas Hütte, allesamt Waisen, die sie ernährte, kleidete und unterrichtete -
die Hütte war eindeutig zu einem Treffpunkt für Cathallos Frauen geworden. »Es
gefällt mir hier«, erklärte Aurenna, als sie und Saban wieder zum Tempel
zurückgingen.
    »Und ich werde mit dir glücklich sein«, sagte Saban
vergnügt.
    »Mit mir?« Aurenna sah alarmiert aus.
    Saban lächelte. Er hatte seine Ehefrau seit dem Wintersonnenwendefest
nicht mehr gesehen und sie vermisst. »Wir werden ziemlich bald damit anfangen,
die Steine zu transportieren«, erklärte er ihr. »Zuerst die kleinen, dann die
größeren, deshalb werde ich einige Zeit hier in Cathallo verbringen. Sogar
ziemlich viel Zeit.«
    Aurenna runzelte die Stirn. »Nicht hier«, wehrte sie ab,
»nicht in meiner Hütte.« Eine Schar von Kindern stürmte heraus, angeführt von
Leir. Saban hob seinen Sohn hoch, schwenkte ihn im Kreis herum und warf ihn
lachend in die Luft; aber Aurenna schob den Jungen fort, als Leir wieder sicher
mit beiden Füßen auf dem Boden stand, und nahm Sabans Arm. »Wir können nicht
mehr so wie früher zusammen sein. Es gehört sich nicht.«
    »Was ist denn daran ungehörig?«, knurrte Saban.
    Aurenna ging ein paar Schritte weiter, ohne zu antworten.
Die Kinder folgten, während sie die Erwachsenen mit ängstlichen Blicken
beobachteten. »Du und ich sind Diener des Tempels geworden, den du bauen
wirst«, sagte Aurenna schließlich, »und der Tempel ist Lahannas
Hochzeitsstätte.«
    »Was hat denn das mir dir und mir zu tun?«
    »Lahanna wird sich gegen die Vermählung sträuben«,
erklärte Aurenna. »Sie hat versucht, Slaol den Rang streitig zu machen - aber
jetzt werden wir sie für alle Zeit in seine Obhut geben, und sie wird sich
natürlich dagegen wehren. Meine Aufgabe besteht darin, sie zu beruhigen. Das
ist der Grund, warum ich hierher geschickt wurde.« Stirnrunzelnd hielt sie
inne. »Hast du das Gerücht hört, dass Derrewyn noch lebt?«
    »Ja«, knurrte Saban.
    »Sie wird Lahanna dazu ermutigen, sich uns zu widersetzen
und uns entgegenzuarbeiten - deshalb muss ich Derrewyn entgegenarbeiten.« Sie
lächelte milde, als ob Saban sich mit dieser Erklärung wohl oder übel zufrieden
geben müsste.
    Er blickte schweigend auf den in Schatten gehüllten
Tempelgraben, wo die rosa und braun blühenden wilden Orchideen dicht an dicht
wuchsen. Die Kinder drängten sich um Aurenna, die Stücke von Honigwaben
abbrach, um sie in ihre gierig ausgestreckten Hände zu legen. Saban wandte sich
wieder um, um Aurenna anzusehen, und war wie immer von ihrer verblüffenden Schönheit
geblendet. »Ich kann doch hier wohnen«, sagte er, während er auf Sannas' alte
Hütte wies. »Es ist ein besserer Ort zum Wohnen als Ratharryn, zumindest so
lange, wie wir die Steine befördern.«
    »Ach, Saban!« Sie lächelte tadelnd. »Hast du denn überhaupt
nichts von dem begriffen, was ich gesagt habe? Ich habe mir die Haare
abgeschnitten! Ich habe mein anderes Leben hinter mir gelassen! Mein neues
Leben ist jetzt Lahanna gewidmet, und nur Lahanna. Nicht Slaol, nicht dir,
niemandem außer Lahanna! Wenn der Tempel erbaut ist, werden wir wieder
zusammenkommen, denn das ist der Tag, an dem Lahanna aus ihrer Einsamkeit
hervorgelockt werden wird; aber bis dahin muss ich ihre Einsamkeit teilen.«
    »Wir sind verheiratet!«, entgegnete Saban ärgerlich.
    »Und wir werden auch wieder verheiratet sein«, stellte
Aurenna freundlich in

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