Cromwell, Bernard
auszusuchen war
nicht weiter schwierig, denn auf den grünen Hügeln lagen jede Menge Findlinge
verstreut; aber ab und zu wanderte Saban wieder zu dem riesigen Felsblock
zurück, der einen Pfeiler des hohen Torbogens der Sonne bilden würde.
Er war tatsächlich gigantisch. Dieser riesige Steinbrocken
sah aus wie eine Rippe der Erde selbst. Wahrscheinlich war er nicht dick; denn
seine mit Flechten überwucherte Spitze reichte Saban nur gerade bis zu den
Knien, obwohl der Hauptteil des massigen Steins in der Erde vergraben war.
Dennoch maß er an seiner breitesten Stelle mehr als vier Fuß und wies über
dreizehn Fuß Länge auf. Dreizehn! Wenn man ihn aufstellen kann, dachte Saban,
dann wird er tatsächlich den Himmel berühren; aber wie sollte man das
bewerkstelligen? Und wie ihn aus dem Erdreich herausheben und nach Ratharryn
befördern? Er strich mit der Hand über den Stein, fühlte die Wärme der Sonne in
seiner von Flechten überzogenen Oberfläche. Er konnte sich vorstellen, wie die
kleineren Findlinge aus ihren Grasbetten gehoben und auf die Balken eines
Eichenschlittens geschoben werden konnten; aber er bezweifelte, ob es im ganzen
Land genug Männer gäbe, um diesen riesigen Findling aus der Erde zu holen.
Aber wie auch immer er diese Aufgabe schließlich
bewältigen würde - jedenfalls würde er einen Schlitten brauchen, der dreimal
größer war als jeder, den er je zuvor gebaut hatte. Er begriff, dass der
Schlitten in Cathallo gebaut werden musste, aus dicken Eichenbalken, die er in
einer langen und schmalen Hütte lagern würde, damit das Holz trocknen konnte.
Trockenes Holz war genauso stark und belastbar wie grünes, wog aber sehr viel
weniger; denn Saban schätzte, dass er den Schlitten so leicht wie möglich
machen musste, wenn der riesige Felsblock von dem Hügel herunterbewegt werden
sollte. Er würde das Eichenholz ein Jahr oder auch noch etwas länger ablagern
lassen, und in dieser Zeit würde er sich Gedanken über das Problem machen, wie
man den Stein aus der Erde heben könnte.
In Cathallos Tempel traf er Aurenna. Sie trug ein seltsames
Gewand aus Rehleder, übersät mit unzähligen winzigen Schlitzen, in die sie
Eichelhäherfedern hineingesteckt hatte, sodass das Gewand blau und weiß zu
schimmern schien, wann immer eine Brise wehte. »Die Leute erwarten nun einmal
von einer Priesterin, dass sie anders ist«, sagte sie, um die sonderbare Robe
zu erklären, und Saban dachte, wie wunderschön sie aussah. Ihre blasse Haut
war noch immer makellos, während ihr zottelig abgehacktes Haar inzwischen
wieder etwas nachgewachsen war, sodass es ihr Gesicht jetzt wie eine weiche
goldene Kappe umschloss. Sie sah glücklich aus, geradezu strahlend - und lachte
nur über Sabans Befürchtung, dass das besiegte Volk von Cathallo seine
trocknenden Eichenbalken aus Rache verbrennen würde. »Sie werden hart
arbeiten, um unseren Tempel zu einem Erfolg zu machen«, versprach sie.
»Tatsächlich?«, fragte Saban überrascht.
»Wenn der Tempel fertig ist«, erklärte Aurenna, »werden
sie wieder frei sein. Das habe ich ihnen versprochen.«
»Du hast ihnen die Freiheit in Aussicht gestellt?«, fragte
Saban. »Und was sagt Camaban dazu?«
»Camaban wird Slaol gehorchen«, erwiderte Aurenna. Sie
führte Saban durch die Siedlung, und obwohl sie einen unbekümmerten Glauben an
die Gutartigkeit und Redlichkeit der Leute von Cathallo hegte, hatte Saban eher
den Eindruck, dass sie alle ziemlich mürrisch und von einem tief sitzenden
Groll erfüllt waren. Ihr Clanführer war tot, ihre Zauberin spurlos
verschwunden, und sie lebten unter den Speeren von Ratharryns Kriegern - Saban
befürchtete, dass sie tatsächlich versuchen würden, die langen Holzbalken zu
verbrennen. Er fürchtete auch um Aurennas Leben und um das Leben seiner beiden
Kinder, aber Aurenna lachte nur über seine Besorgnis. Sie erklärte, dass sie
den Geleitschutz von Ratharryns Kriegern abgelehnt hatte, weil sie überzeugt
war, dass sie nichts zu befürchten hatte, wenn sie in die gedemütigte Siedlung
ging. »Die Leute hier mögen mich«, war ihre Überzeugung, und sie erzählte
Saban, wie sie gekämpft hatte, um zu verhindern, dass der Tempel beschädigt
wurde. Haragg hatte die Tempelpfeiler herausreißen und nach Ratharryn befördern
wollen, aber Aurenna hatte Camaban überredet, die Steine in Ruhe zu lassen. »Unsere
Aufgabe besteht darin, Lahanna zu beschwichtigen, nicht, sie zu beleidigen«,
sagte sie, und so war der Tempel stehen geblieben, und
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