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Cromwell, Bernard

Cromwell, Bernard

Titel: Cromwell, Bernard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stonehenge
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er in Wahrheit das Gegenteil befürchtete. Hanna
erinnerte ihn mehr und mehr an die junge Derrewyn: Sie hatte das gleiche dunkle
Haar und Ebenmaß, die gleiche Energie und Lebendigkeit, und die jungen Männer
von Ratharryn betrachteten sie mit sehnsüchtigen Blicken. Saban nahm an, dass
er in einem weiteren Jahr wahrscheinlich einen Tonphallus und einen Totenschädel
auf das Dach seiner Hütte würde stellen müssen. Leir gehörte ebenfalls zu
Hannas Bewunderern, und sie wiederum war fasziniert von Sabans Sohn; der war zu
einem großen, kräftigen jungen Mann herangewachsen, trug sein dunkles Haar zu einem
langen Zopf geflochten und hatte jetzt die ersten Tötungsmale auf der Brust. Es
ging das Gerücht um, dass Camaban Leir als den nächsten Clanführer einsetzen
wollte; die meisten Stammesmitglieder hielten das für eine gute Sache, denn
Leir stand bereits in dem Ruf, besonders kühn und unerschrocken zu sein. Er
kämpfte in Gundurs Kriegerverband und war entweder damit beschäftigt,
Ratharryns ausgedehnte Grenzen zu verteidigen oder bei den Raubzügen mitzumachen,
die weit über diese nebelhaften Grenzen hinausführten, um Ochsen und Sklaven
herbeizuschaffen. Saban war stolz auf seinen Sohn, obwohl er ihn nicht allzu
häufig sah; denn in den Jahren nach Haraggs Tod drängte Camaban unaufhörlich,
die Arbeit an dem Tempel zu beschleunigen.
    Es wurden immer noch mehr Sklaven gesucht, und für ihre
sowie des Stammes Ernährung mussten immer noch mehr Kriegerverbände ausziehen,
um Schweine, Ochsen und Getreide zu erbeuten. Der Tempel war zu einem riesigen
Maul geworden, das ständig nach mehr verlangte, und immer noch kamen Steine aus
Cathallo, um mit Hämmern, Schweiß und Feuer geformt zu werden, und immer noch
regte Camaban sich darüber auf, dass die Arbeit nur so schleppend vonstatten
ging. »Warum dauert das alles so lange?«, verlangte er fortwährend zu wissen.
»Weil das Gestein sehr hart ist«, erwiderte Saban. »Peitsch die Sklaven aus!«,
forderte Camaban. »Und es wird doppelt so lange dauern«, drohte Saban; dann
wurde Camaban jedes Mal wütend und schwor, dass Saban sein Feind war.
    Als die Hälfte der Pfeiler des Himmelsrings an Ort und
Stelle standen, wollte Camaban eine weitere Verbesserung. »Der Himmelsring
wird doch waagerecht sein, nicht?«, fragte er Saban.
    »Waagerecht?«
    »Flach!«, sagte Camaban gereizt, während er eine glättende
Handbewegung machte. »So flach und eben wie die Oberfläche eines Sees.«
    Saban runzelte die Stirn. »Der Tempel neigt sich etwas,
weil er auf abschüssigem Gelände steht«, erklärte er und zeigte auf das leichte
Gefälle des Erdbodens. »Und da die Pfeiler des Himmelsrings alle gleich lang
sind, wird der Ring aus Steinen ebenfalls etwas geneigt sein.«
    »Der Ring muss eben sein!« beharrte Camaban. »Er muss
absolut waagerecht liegen!« Er hielt inne, um Hanna zu beobachten, die gerade
die Hütte verließ, und seine Miene verzog sich zu einem verschlagenen Lächeln.
»Sie sieht genau wie Derrewyn aus.«
    »Sie ist jung und dunkelhaarig«, sagte Saban betont
gleichmütig, »weiter nichts.«
    »Aber du hast beim Leben deiner Tochter behauptet, dass
Hanna nicht Derrewyns Tochter ist«, meinte Camaban, noch immer lächelnd. »Das
hast du doch, nicht wahr?«
    »Du hast meinen Eid gehört«, gab Saban zurück und
versprach dann, um Camaban von dem heiklen Gegenstand abzulenken, den
Himmelsring eben zu machen — obwohl er wusste, dass das noch mehr Zeit kosten
würde. Er legte leichte Holzbalken auf die Steinpfeiler und stellte dann der
Reihe nach auf jeden Balken eine Tonwanne, die er mit Wasser füllte, sodass er
genau sehen konnte, ob die benachbarten Pfeiler auf gleicher Höhe waren. Einige
Pfeiler waren zu hoch, und die Sklaven mussten auf Leitern klettern und die
Pfeilerenden mit Hammer und Meißel verkürzen. Und weil Saban es nicht wagte,
einen Stein aufzustellen, der sich am Ende als zu kurz erweisen würde, machte
er die neuen Pfeiler absichtlich etwas zu lang, sodass jeder von ihnen anschließend
abgeschliffen werden musste, bis er auf gleicher Höhe mit seinen Nachbarn war.
    Ein Stein wäre fast zerbrochen, als sie ihn aufstellten.
Er rutschte von seinen Gleitrollen, krachte gegen die Holzverkleidung an der
Stirnseite der Grube, und in dem Stein erschien ein langer Riss, der diagonal
über seine Vorderseite verlief. Saban wies die Männer an, den Pfeiler trotzdem
aufzurichten; wie durch ein Wunder zerbrach er nicht, als er herumgedreht und
in dem

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