Cromwell, Bernard
Loch verkeilt wurde, obwohl der Riss deutlich sichtbar blieb. »Er wird
genügen«, sagte Camaban. »Er wird seinen Zweck schon erfüllen.«
Innerhalb von zwei weiteren Jahren waren alle Steine aus
Cathallo eingetroffen, und die Hälfte der Pfeiler des Himmelsrings stand
mittlerweile; aber Saban war klar, bevor er diese Pfeiler vervollkommnen
konnte, musste er zuerst die Decksteine des Sonnenhauses in die Tempelmitte
ziehen — was im Sommer geschah. Die Steine wurden von einer großen Zahl von
Sklaven geschleppt, die die Schlitten steuerten, sodass jeder Deckstein direkt
neben dem Pfeilerpaar stand, auf dem er später liegen sollte.
Saban hatte sich viele Tage und Nächte den Kopf darüber
zerbrochen, wie er diese Decksteine auf die Pfeiler hieven könnte.
Fünfunddreißig dieser Steine mussten emporgezogen werden, dreißig für den Himmelsring
und fünf für die Torbögen des Sonnenhauses; eines Nachts im Winter war er
schließlich auf die Lösung gekommen.
Die Lösung waren Holzbalken — eine riesige Menge von
Baumstämmen, die in den Wäldern gefällt und zum Tempel geschleppt werden
mussten, wo Saban zusammen mit einer Mannschaft von sechzehn Sklaven versuchen
würde, seine Vorstellungen in die Tat umzusetzen.
Er begann mit dem höchsten Torbogen. Der Schlitten,
beladen mit dem Deckstein des Bogens, stand parallel zu dem Pfeilerpaar und
ungefähr zwei Schritte davon entfernt; nun wies Saban die Sklaven an, ein
Rechteck aus Balken um den Schlitten herum aufzuschichten, sodass es
anschließend so schien, als ob der lange Stein auf einem hölzernen Gerüst
ruhte. Die Sklaven benutzten jetzt Hebelstangen aus Eiche, um ein Ende des Decksteins
anzuheben, und Saban schob einen langen Balken darunter, und zwar quer zu der
unteren Balkenschicht. Das Gleiche machte er am anderen Ende des Steins, und
jetzt ruhte der Deckstein auf zwei Querbalken eine Ellenlänge über dem
rechteckigen Gerüst.
Weitere Balken wurden herbeigebracht und um die zwei
Stützbalken herum aufgeschichtet, bis der Stein erneut auf einer Ebene zu
liegen schien - dann wurde der Stein abermals hochgestemmt und auf zwei Holzblöcke
gelegt. Um die Blöcke herum wurde eine neue Plattform errichtet, wobei die
Männer die Holzbalken parallel zu den Balken der ersten Schicht auslegten. Das
Hebegerüst war jetzt drei Schichten hoch und breit und lang genug, dass die Männer
ihre Hebelstangen mit jeder weiteren Erhöhung bequem unter den Stein schieben
konnten.
Schicht für Schicht wurde der Stein emporgehoben, bis er
auf die Höhe der Spitzen der Doppelpfeiler gehievt worden war und dort auf
einem riesigen Turm aus übereinander gestapelten Balken ruhte. Fünfundzwanzig
dicke Holzschichten trugen jetzt den Deckstein, aber er konnte noch immer nicht
auf die Steinpfeiler geschoben werden, weil Saban zuerst die beiden Zapfen auf
den Spitzen der Pfeiler ausmessen und dann den Deckstein an den Stellen
kennzeichnen musste, wo die entsprechenden Löcher gebohrt werden sollten. Es
hatte elf Tage gedauert, den Deckstein hochzuhieven, und es dauerte noch einmal
zwanzig Tage, um die Löcher zu meißeln; dann musste der Stein mit Hebelstangen
herumgedreht werden, und es waren zwei weitere Balkenschichten darunter
erforderlich, bis die Sklaven den Stein mit Hilfe von Hebelstangen Stück für
Stück über das Hebegerüst der Balken schieben konnten, die den Stein trugen -
und seine Löcher direkt über den Zapfen auf dem Pfeilerpaar schwebten.
Drei Männer stemmten den Deckstein an einem Ende hoch,
und Saban trat den Balken weg, der den Stein gestützt hatte; dann zogen die
Sklaven die Hebelstange heraus, und der Deckstein krachte auf den Pfeiler herunter.
Die Plattform erzitterte unter der Wucht des Aufpralls, aber weder der
Deckstein noch der Pfeiler barsten. Dann wurde der zweite Balken weggezogen,
und das andere Ende des Steins krachte herunter - der erste und höchste der
fünf großen Torbögen war fertig.
Die Plattform wurde wieder abgebaut und zu dem zweiten
Pfeilerpaar gebracht; während die Sklaven nun begannen, die erste Balkenschicht
um den zweiten Deckstein herum auszulegen, trat Saban ein paar Schritte zurück
und blickte an dem ersten vollendeten Torbogen hinauf.
Abermals wurde er von einem Gefühl der Demut ergriffen.
Er wusste besser als jeder andere, wie viel Qual und Mühe, wie viele Tage und
Jahre angestrengten Hämmerns und Meißelns und Schleifens und wie viel Schweiß
und Schmerz diese drei Steine gekostet hatten. Obendrein war einer der
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