Cromwell, Bernard
um Lengar in die Schranken zu weisen; aber einige warfen
Galeth auffordernde Blicke zu. »Forderst du mich zum Kampf heraus, Onkel?«,
fragte Lengar.
»Du hast deinen Vater ermordet«, sagte Galeth tonlos,
während er voller Entsetzen auf den leblosen Körper seines Bruders blickte der
quer über das Grab des geopferten Kindes gefallen war.
»Gibt es eine bessere Methode, um Clanführer zu werden?«,
fragte Lengar, dann machte er ein paar Schritte auf seinen Rivalen zu. Seine
Gefährten — jene Männer, die an dem bewussten Tag, als die Abgesandten aus
Sarmennyn eine Abfuhr erlitten hatten, gemeinsam mit ihm aus Ratharryn geflohen
waren — kletterten aus dem Graben auf der gegenüberliegenden Seite des Tempels,
aber Lengar bedeutete ihnen mit einer Handbewegung zurückzubleiben. »Forderst
du mich zum Kampf heraus?«, fragte er Galeth abermals, dann wartete er
schweigend. Als es auf der Hand lag, dass weder Galeth noch irgendein anderer
Mann des Stammes sich ihm entgegenstellen würde, schritt er zum Sonneneingang
des Tempels, wo er sich, hoch gewachsen und schrecklich anzusehen mit der
blutbesudelten Axt in der Hand, zwischen den beiden großen Steinen aufbaute.
»Galeth und Saban!«, befahl er. »Kommt her!«
Nervös traten Galeth und Saban vor; beiden schlotterten
die Knie, weil sie befürchteten, von Lengars Gefährten beschossen zu werden,
die auf der anderen Seite des Tempels warteten - aber die Pfeile blieben aus.
Lengar zog sein Schwert, als die beiden näher kamen. »Es gibt hier Männer, die
erwarten würden, dass einer von euch mich zum Kampf herausfordert«, sagte
Lengar. »Selbst du, kleiner Bruder!« Er blickte Saban an, bleckte die Zähne in
einem vorgetäuschten Lächeln.
Saban schwieg. Er sah, dass Lengar sich ein Paar Hörner
ins Gesicht hatte eintätowieren lassen, in jeden äußeren Augenwinkel eines,
und die Hörner machten sein Aussehen noch finsterer und bedrohlicher. Lengar
streckte sein Schwert aus, sodass die Spitze Sabans Brust berührte. »Es ist
schön, dich wiederzusehen, Bruder«, schmeichelte er.
»Ach ja?«, fragte Saban so eisig, wie er konnte.
»Du glaubst, ich hätte Ratharryn nicht vermisst?«, fragte
Lengar. »Sarmennyn ist ein ödes Land. Trostlos und kalt.«
»Du bist zurückgekehrt, um dich aufzuwärmen?«, fragte
Saban sarkastisch.
»Nein, Kleiner, ich bin zurückgekehrt, um Ratharryn wieder
bedeutend zu machen. Es gab einmal eine Zeit, als Cathallo uns Tribut zollte,
als sie stolz darauf waren, wenn ihre Frauen Männer aus Ratharryn heirateten,
als sie hierher kamen, um in unseren Tempeln zu tanzen, und unsere Priester
anflehten, sie vor Unheil zu bewahren. Aber jetzt verkaufen sie uns Steine!« Er
schlug mit der Hand auf den Tempelstein neben ihm. »Steine!«, wiederholte er
verächtlich. »Warum habt ihr keine Eichenblätter von ihnen gekauft? Oder
Wasser? Oder Luft? Oder Mist?«
Galeth blickte auf den Leichnam seines Bruders. »Was
willst du eigentlich von uns?«, fragte er dumpf.
»Du musst vor mir niederknien, Onkel«, zischte Lengar, »im
Beisein des gesamten Stammes, um zu zeigen, dass du mich als Clanführer
anerkennst. Sonst werde ich dich zu unseren Vorfahren schicken. Grüße sie von
mir, wenn ich dich ins Jenseits befördere.«
Galeth runzelte die Stirn. »Und wenn ich niederknie, was
dann?«
»Dann wirst du mein hoch geschätzter Berater sein, mein
Blutsverwandter und Freund«, erwiderte Lengar überschwänglich. »Du wirst das
sein, was du immer gewesen bist, der Baumeister unseres Stammes und der
Ratgeber des Clanführers. Ich bin nicht zurückgekehrt, um die Fremdländischen
hier herrschen zu lassen. Ich bin gekommen, um Ratharryn wirklich wieder bedeutend
zu machen.« Er wies mit einer Geste auf die rot bemalten Krieger. »Wenn ihre
Arbeit getan ist, Onkel, werden sie nach Hause zurückkehren. Aber bis dahin
sind sie unsere Diener.«
Galeth warf abermals einen Blick auf seinen toten Bruder.
»Es wird kein Abschlachten mehr geben?«, flüsterte er.
»Ich werde niemanden töten, der meine Autorität
anerkennt«, versprach Lengar, wobei er Saban ansah.
Galeth nickte. Er zögerte den Bruchteil einer Sekunde,
dann ließ er sich auf die Knie sinken. Von den zuschauenden Stammesmitgliedern
stieg ein Seufzer auf, als er sich vorbeugte und Lengars Füße mit den Händen
berührte.
»Danke, Onkel«, sagte Lengar. Er berührte Galeth' Rücken
mit seinem Schwert, dann wandte er sich zu Saban um. »Und jetzt du, Bruder!«
Saban rührte sich
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