Cromwell, Bernard
erloschen,
um einen rot geränderten Himmel, verschleiert von Rauch, zu hinterlassen; und
in diesem graublauen Dunst sah Saban plötzlich ein Flackern. Zuerst dachte er,
es sei der Geist des toten Kindes, und er war froh darüber, denn das bewies,
dass die Opferung den Göttern gefiel.
Das Flackern war rot, reflektierte das verlöschende Sonnenlicht;
doch auf einmal erkannte Saban, dass es keineswegs der Geist des toten Kindes
war, sondern ein Pfeil, der von dem dunklen Kamm des südlichen Hochlandes
hochschoss, wo die Gebeine weiterer Ahnen in ihren Gräben ruhten. Der Flug des
Pfeils schien unendlich lange zu dauern, obwohl er in Wirklichkeit natürlich
blitzschnell durch die Luft sauste. Tatsächlich hatte Saban kaum Zeit, den Mund
zu öffnen, geschweige denn, einen Warnruf auszustoßen; dennoch sollte es ihm
auch später immer so vorkommen, als ob das Ganze lange, lange Zeit gedauert
hätte. Er sah den Pfeil zum Himmel hinaufjagen und dann in einem Bogen herabsausen.
Seine Spitze glitzerte, während der schwarze Feuerstein das Licht der Flammen
reflektierte, und gleich darauf bohrte sich die scharfe Pfeilspitze geradewegs
in Hengalls Rücken.
Hengall stolperte vorwärts. Die meisten Stammesmitglieder
merkten noch immer nicht, was geschah, aber sie erkannten ein böses Omen und
stöhnten. Dann stürzte Hengall zu Boden, und sie sahen den Pfeil in seinem
Rücken, sein schwarz befiederter Schaft dunkel — noch immer begriffen sie nicht
... erst als die Priester an die Seite des Clanführers eilten, begann das
allgemeine Jammern und Wehklagen.
Saban rannte vorwärts, dann hielt er plötzlich inne, denn
schon kamen weitere Pfeile angesaust. Sie gruben sich in das Gras, trafen die
Priester, und einer prallte mit einem Klicken von einem der Mondsteine ab.
Jetzt erst erblickte Saban die nackten Gestalten, die vom südlichen Horizont
herbeistürmten, wo der Himmel über und über flammend rot leuchtete.
Die Gestalten selbst waren ebenfalls blutrot. Sie schrien
laut, als sie sich in großen Sprüngen näherten, und ihr Anblick ließ die Leute
von Ratharryn vor Angst aufheulen; doch als sie kehrt machten, um in Richtung
der Siedlung zu fliehen, tauchten vor ihnen noch mehr von diesen Gestalten auf,
und einige der Angreifer saßen auf kleinen, zotteligen Pferden, die in
gestrecktem Galopp über die niedrigen Kreidewälle des geheiligten Pfades
rasten.
Sie waren fremdländische Krieger und hatten ihre Körper
mit rotem Ocker bemalt, derselben Substanz, die manchmal benutzt wurde, um die
Haut von Toten zu färben, die zu Lebzeiten besonders bedeutend und angesehen
gewesen waren; jetzt stießen diese lebendigen Toten Furcht erregende Schreie
aus, als sie den Stamm umzingelten, der keinerlei Waffen bei sich trug. Es
waren mehrere Dutzend feindlicher Krieger, und Hengalls verwaistes Volk konnte
nichts anderes tun, als sich in panischer Angst zusammenzukauern. Morthor,
Derrewyns Vater, war verwundet worden, Gilan lag tot im Tempel, während Neel,
der jüngste Priester, mit einem Pfeil im Oberschenkel über das Gras des Tempels
kroch.
Der Anführer der roten Krieger erschien als Letzter von
allen, und nur er allein war bekleidet, und er allein hatte keinen roten Ocker
benutzt, um sein Gesicht wie eine scheußliche Totenmaske aussehen zu lassen. Er
schritt auf den Tempel zu, und in der rechten Hand hielt er den Langbogen aus
Eibenholz, den er benutzt hatte, um Sabans Vater zu töten.
Um den Clanführer zu töten, der auch sein Vater war,
denn der Mann, der mit einem kalten Lächeln auf den Lippen den Himmelstempel
betrat, war Lengar.
Der Zurückgekehrte!
Zweiter Teil
Der Tempel der Schatten
7. KAPITEL
D ie fremdländischen Krieger hörten
rasch mit ihrem Blutbad auf, denn Lengar hatte nicht vor, Clanführer eines
niedergemetzelten Stammes zu werden. Als das panische Geschrei der
Menschenmenge verstummte, stand er hoch aufgerichtet neben dem Leichnam seines
Vaters und hielt die blutbeschmierte Axt hoch, mit der das Kind zu den Göttern
befördert worden war. Er hatte seinen Umhang abgelegt, um ein Lederwams zu
enthüllen, benäht mit Bronzestreifen, die im Feuerschein glitzerten, und an
seiner Taille hing ein langes Bronzeschwert. »Ich bin Lengar!«, rief er laut.
»Lengar! Und wenn irgendeiner von euch mir das Recht streitig macht, Clanführer
von Ratharryn zu sein, dann soll er jetzt vortreten und gegen mich kämpfen!«
Keines der Stammesmitglieder blickte Saban an, denn er
galt als noch zu jung,
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