Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cromwell, Bernard

Cromwell, Bernard

Titel: Cromwell, Bernard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stonehenge
Vom Netzwerk:
versammelten sich vor Lahannas
Tempel, während die Männer um die Steinpfeiler tanzten, wo sie ihre Speere und
Bögen abgelegt hatten, denn kein Mann würde an diesem Tag eine Waffe tragen.
Dieser Tag gehörte ausschließlich den Göttern.
    Am Spätnachmittag führte Gilan den Stamm von der Siedlung
zu dem Neuen Tempel. Sie hielten bei den Grabhügeln an, um die Schädelstange
zur Schau zu stellen und den Ahnen zu berichten, zu welchem Zweck sie gekommen
waren; dann tanzten sie zu der Stelle, wo sich der neue geheiligte Pfad durch
das Grasland zog. Die Priester des Stammes waren nackt, ihre Körper mit weißem
Kreidestaub gepudert und mit ringförmigen Fingermustern bemalt, während ihre
Köpfe Hirschgeweihe zierten und ihr Haar, auch ihre Bärte, mit Tierknochen
und -zähnen behängt waren. Die Stammesmitglieder, die den Priestern folgten,
hatten alle ihre besten Pelze angelegt. Nach Sonnenuntergang sollten Saban und
Derrewyn miteinander vermählt werden. Derrewyn trug ein Kleid aus
zusammengenähten Rehhäuten, alle von sehr heller Farbe, sodass ihre Haut dadurch
noch dunkler erschien, ihr langes Haar war geflochten und mit cremefarbenen
Mädesüßblüten geschmückt. Ihre Eltern waren gekommen, um der Zeremonie
beizuwohnen, und ihr Vater Morthor, Hohepriester von Cathallo, tanzte mit den
Priestern von Ratharryn. Die Priester führten ein kleines Kind mit sich, ein
flachsblondes Mädchen von knapp drei Jahren, das taub geboren worden war. Das
kleine Mädchen trug, genau wie Derrewyn, Mädesüßblüten im Haar.
    Die Sonne brannte auf den Gesichtern der Menschen, als sie
über die Kuppe des Hügels wanderten, von wo aus sich der geheiligte Pfad sauber
und weiß zu den acht neuen Steinen des Himmelstempels erstreckte.  Gilan trug
die mit Efeu geschmückte Schädelstange des Stammes, während Neel, der jüngste
Priester, eine Axt mit einer wundervoll gemeißelten Schneide aus grünem Nephrit
schwang, die Galeth noch am selben Nachmittag geschärft hatte.
    Die Leute tanzten mit stampfenden Schritten durch die neu
aufgeschütteten Kreidewälle des geheiligten Pfades, sodass die grasenden
Schafe verängstigt in alle Richtungen davonstoben, als die Menschenmenge näher
rückte. Vier der Männer trugen mit Ziegenfell bespannte Trommeln, und sie gaben
den Rhythmus des Tanzes vor; als die Priester sich den vier größeren Steinen näherten,
begann der Rhythmus zu wirbeln, und der Stamm sprang und hüpfte von einer Seite
des Pfades zur anderen. Die Frauen stimmten ein Lied an, priesen Slaol, während
die Männer die letzte Zeile jeder Strophe wiederholten.
    Am Tempel angekommen, machte die Prozession einen Schwenk
zur Seite und tanzte um den Wall herum. Die Priester gingen hinein, und nachdem
sie die Schafe und Rinder hinausgetrieben hatten, die im Inneren des Tempels
grasten, bildeten sie einen Kreis und führten ihren eigenen, mit komplizierten
Schrittfolgen verbundenen Tanz auf. Die Priester tanzten drinnen, und die
Stammesmitglieder sangen und tanzten draußen, wobei die Männer sich dicht neben
dem Ringgraben hielten und die Frauen außen an ihrer Seite blieben; alle bewegten
sich mit der Sonne, während Slaol zum Horizont hinabsank. Das Singen und Tanzen
schien eine tranceartige Verzückung zu erzeugen, von der mehr und mehr Leute
ergriffen wurden, als die Sonne unterging. Einige Frauen schrien voller
Ekstase, während sie, ungeachtet ihrer müden Beine, immer weiter tanzten,
mitgerissen von dem Rhythmus der Musik; sie hielten erst inne, als die Männer,
die Töpfe mit Feuer aus der Siedlung herbeischleppten, die glühenden Kohlen
auf die Holzhaufen legten, die zu beiden Seiten des Tempels aufgestapelt lagen.
Das Holz fing rasch Feuer, die kleinen Äste und Zweige knackten und knisterten,
der Rauch wirbelte die Funken hoch. Galeth hatte die großen Schlitten zerhackt
und die riesigen Holzbalken zu Scheiterhaufen geschichtet. Er bedauerte eine
solche Verschwendung von gutem Holz, aber die Schlitten hatten einem heiligen
Zweck gedient und mussten daher den Göttern zurückgegeben werden. Die Feuer
loderten hoch auf, als sich der Stamm um die Zwillingssteinsäulen des
Sonnentores versammelte, das in der Mitte des geheiligten Pfades stand. Die
Trommeln waren jetzt verstummt, aber die Leute hatten noch immer den
mitreißenden Rhythmus im Blut; einige konnten einfach nicht still stehen,
sondern wiegten sich von einer Seite zur anderen, und manche Frauen stöhnten,
als sie auf den riesigen geschwollenen Ball der Sonne tief am

Weitere Kostenlose Bücher