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Cromwell, Bernard

Cromwell, Bernard

Titel: Cromwell, Bernard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stonehenge
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Die
Stammesmitglieder reagierten zum ersten Mal auf seine Worte, murmelten
beipflichtend, und Lengar ließ das Gemurmel noch eine Weile fortdauern, bevor
er eine Hand hob. »Aber in Bezug auf Cathallo hatte mein Vater Unrecht!« Er
sprach jetzt lauter, seine Stimme von Härte erfüllt. »Er hat Cathallo
gefürchtet, deshalb hat er Kital und Sannas über euch herrschen lassen. Es
sollte eine enge Verbindung zweier Stämme sein, ähnlich einer Ehe - aber in der
Ehe ist es der Mann, der der Herr und Gebieter ist, und mit der Zeit hätte
Cathallo euch unterworfen! Eure Ernte wäre in Cathallos Lagerhäuser gewandert,
eure Töchter hätten in Cathallos Tempel den Stiertanz getanzt, und eure Speerkämpfer
hätten Cathallos Schlachten schlagen müssen. Aber dies ist unser
Land!«, schrie Lengar, und einige Leute riefen, dass er Recht
habe.
    »Unser Land«, brauste Mereth auf, »und voller fremdländischer
Krieger!«
    Lächelnd hielt Lengar inne. »Mein Vetter hat Recht«, gab
er nach einer Weile zu. »Ich habe Fremdländische hierher gebracht. Aber es sind
nicht viele. Sie haben weniger Speere als ihr! Was sollte euch daran hindern,
sie zu töten, gleich hier und jetzt? Oder mich?« Er wartete auf eine Antwort,
aber keiner der Männer rührte sich. »Erinnert ihr euch noch daran«, fuhr Lengar
fort, »wie die Fremdländischen herkamen und um die Rückgabe ihrer Schätze
baten? Sie boten uns einen hohen Preis. Und was haben wir getan? Wir haben ihr
Angebot zurückgewiesen und einen Teil des Goldes benutzt, um Steine aus
Cathallo zu kaufen. Steine! Wir haben Slaols kostbares Gold dafür verwendet,
ein paar schäbige Felsbrocken zu erwerben!« Er lachte verächtlich, und viele
seiner Zuhörer blickten betreten drein, schämten sich offenbar dessen, was der
Stamm getan hatte.
    »Wir werden nichts mehr von Cathallo kaufen«, verkündete
Lengar jetzt. »Sie behaupten, Frieden zu wollen, aber in ihren Herzen verbirgt
sich Krieg. Sie können den Gedanken nicht ertragen, dass Ratharryn wieder groß
und mächtig sein wird, und deshalb werden sie versuchen, uns zu unterdrücken
und zu vernichten. Zu Lebzeiten unserer Vorfahren war dieser Stamm sehr viel
stärker und mächtiger als Cathallo! Sie zollten uns Tribut und bettelten um
unsere Anerkennung. Aber jetzt verachten sie uns. Sie wollen, dass wir hilflos
sind, und wir werden sie bekämpfen müssen. Aber wie besiegen wir sie?« Er wies
zu dem Schutzwall hinauf, wo die fremdländischen Krieger kauerten. »Wir werden
Cathallo vernichtend schlagen, indem wir die Hilfe dieser Leute erkaufen,
denn sie werden fast jeden Preis akzeptieren, um ihr Gold zurückbekommen. Dafür
müssen sie tun, was wir wollen. Wir sind hier die Herrscher, nicht sie! Und wir
werden die fremdländischen Krieger dazu benutzen, der mächtigste Stamm im
ganzen Land zu werden!« Er betrachtete seine Zuhörer aufmerksam, um die Wirkung
seiner Worte auszuloten. »Und das ist der Grund, warum ich zurückgekommen bin«,
schloss er ruhig, »und warum mein Vater zu seinen Ahnen gehen musste, damit Ratharryn
im ganzen Land berühmt wird, im ganzen Land gefürchtet sein wird, damit es auf
Erden wie im Himmel zu Ruhm und Ehren gelangt!«
    Der Stamm begann, mit den Händen auf den Boden zu
trommeln, dann standen die Männer auf und brachen in Beifallsrufe aus. Lengar
hatte sie überzeugt.
    Er hatte gewonnen.
     
    Saban verbrachte die ganze Nacht in seiner Hütte, bewacht
von zwei rot bemalten Speerkämpfern. Er weinte um Derrewyn, und das Wissen um
das, was sie in der Dunkelheit durchlitt, verursachte ihm solchen Schmerz, dass
er geneigt war, das Messer zu nehmen, das ein Geschenk seines Vaters gewesen
war, und sich die Kehle damit durchzuschneiden; aber der Drang, sich an seinem
Bruder zu rächen, hielt ihn davon ab. Er war im Tor des Himmelstempels vor
Lengar niedergekniet, doch er wusste, die Geste war hohl und unaufrichtig
gewesen. Er würde seinen Bruder töten, das schwor er sich in dieser
schrecklichen Finsternis. Dann verfluchte er sich, weil er sich im Tempel nicht
stärker zur Wehr gesetzt hatte. Aber was hätte er denn tun können? Er hatte
keine Waffe bei sich gehabt, also, wie hätte er da gegen Krieger kämpfen
können, bewaffnet mit Schwertern und Speeren und Bögen? Das Schicksal wollte
ihn vernichten, dachte er verzweifelt. Erst als die Morgendämmerung nahte,
versank er schließlich in einen von Albträumen erfüllten, unruhigen Schlaf.
    Gundur, einer der Männer, die zusammen mit Lengar aus
Ratharryn

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