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Cromwell, Bernard

Cromwell, Bernard

Titel: Cromwell, Bernard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stonehenge
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Stimme.
    »Noch nicht ganz, meine Liebe«, sagte der Mann. Er legte
jetzt ein größeres Stück Holz in das Feuer. »Es dämmert jedoch schon fast«,
fügte er tröstend hinzu, »aber es wird eine kalte Morgendämmerung sein, eine
sehr kalte.«
    »Camaban?« Sannas setzte sich auf dem Stapel von Fellen
auf, der ihr Bett bildete. Ihr leichenartiges Gesicht, umrahmt von wirrem,
strähnigen weißen Haar, ließ Überraschung und sogar Freude erkennen. »Ich
wusste, dass du zurückkommen würdest«, sagte sie. Sie sah nicht das Blut in der
Hütte, und der Gestank der brennenden Boviste überdeckte seinen Geruch. »Wo
bist du die ganze Zeit gewesen«, quengelte sie.
    »Ich bin über die Hügel gewandert und habe in Tempeln
gebetet, älter als die Zeit«, gab Camaban leise Auskunft, während er noch mehr
Holz in das neu entfachte Feuer legte. »Und ich habe mich mit Priestern, alten
Frauen und Zauberern unterhalten, bis ich alles Wissen dieser Welt in mich
aufgesogen hatte.«
    »Alles Wissen dieser Welt!« Sannas lachte. »Du hast ja noch
kaum an den Titten der Weisheit geleckt, du junger Narr, geschweige denn daran
gesaugt.« In Wahrheit wusste Sannas jedoch, dass Camaban ihr bester Schüler
gewesen war, ein Mann, dessen Fähigkeiten sich durchaus mit ihren messen
konnten — aber das würde sie ihm niemals verraten. Sie beugte sich zur Seite,
wobei sie eine schlaffe, ledrige Brust enthüllte, und griff nach ihrer
Honigwabe. Sie schob sich ein Stück davon in den Mund und saugte geräuschvoll
den Honig heraus. »Dein Bruder führt Krieg gegen uns«, polterte sie nun los.
    »Lengar liebt es, Krieg zu führen«, erwiderte Camaban.
    »Und Kinder zu zeugen«, fügte Sannas hinzu. »Derrewyn ist
schwanger.«
    »Das habe ich gehört.«
    »Möge ihre Milch den Bastard vergiften«, stieß Sannas ihre
Verwünschung aus, »und seinen Vater gleich mit dazu!« Sie zog die Felle um ihre
Schultern. »Lengar nimmt unsere Männer gefangen, Camaban, und opfert sie den
Göttern.«
    Camaban lehnte sich auf die Fersen zurück. »Lengar glaubt,
die Götter sind wie Hunde, die man mit Peitschenhieben zum Gehorsam zwingen
kann«, sagte er, »aber früh genug wird er erfahren, dass ihre Peitschen stärker
sind als seine. Für den Moment allerdings erledigt er Slaols Arbeit, deshalb
könnte ich mir vorstellen, dass er Erfolg haben wird.«
    »Slaol!«, zischte Sannas.
    »Der große Gott«, äußerte Camaban ehrfürchtig, »der Gott
über allen Göttern! Der einzige Gott, der die Macht hat, unsere traurige Welt
zu verändern!«
    Sannas starrte ihn an, während ein Rinnsal von Honig von
ihren Lippen tropfte. »Der einzige Gott?«, fragte sie ungläubig.
    »Ich habe dir doch gesagt, dass ich lernen wollte«, erklärte
Camaban, »also habe ich gelernt, und ich habe entdeckt, dass Slaol der Gott
ist, der über alle anderen Götter erhaben ist. Wir haben den Fehler gemacht,
die anderen zu verehren — aber sie sind wiederum viel zu sehr damit
beschäftigt, Slaol zu verehren, um überhaupt von uns Notiz zu nehmen.« Er
lächelte über Sannas' entsetzte Miene. »Ich bin ein Jünger Slaols, Sannas«,
fuhr er fort, »und ich bin es schon immer gewesen — seit meiner Kindheit.
Selbst als ich mir deine Vorträge über Lahanna angehört habe, habe ich Slaol
gehuldigt.«
    Sie schauderte angesichts seiner Ehrfurchtslosigkeit vor
der Mondgöttin. »Warum bist du dann hierher zurückgekommen, du Dummkopf?«,
verlangte sie zu wissen. »Bildest du dir ein, ich liebe Slaol?«
    »Ich bin natürlich gekommen, um dich zu sehen, meine
Liebe«, erwiderte Camaban ruhig. Er legte ein letztes Holzscheit in das Feuer,
dann setzte er sich neben Sannas und umfing ihre Schultern. »Ich habe dich
bezahlt, damit du mich unterrichtest, erinnerst du dich? Jetzt möchte ich meine
letzte Unterrichtsstunde haben.«
    Plötzlich sah die alte Frau das Blut an seinen Händen und
wich schaudernd vor ihm zurück. »Ich werde dir nichts geben, gar nichts!«
    Camaban drehte sich herum, um sie anzusehen. »Du wirst mir
meine letzte Unterrichtsstunde erteilen, Sannas«, sagte er sanft. »Ich habe
dich mit Slaols Gold dafür bezahlt.«
    »Nein!«, fauchte sie.
    »Doch«, flüsterte Camaban, dann beugte er sich vor und
küsste sie auf den Mund. Sie sträubte sich heftig, aber Camaban drückte sie mit
seinem ganzen Gewicht auf die Felle nieder. Er küsste sie noch immer, seinen
Mund fest auf ihren gepresst, und ein paar Herzschläge lang versuchte sie,
seinem Kuss zu entrinnen, indem sie ruckartig

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