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Cromwell, Bernard

Cromwell, Bernard

Titel: Cromwell, Bernard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stonehenge
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den Kopf hin und her drehte —
aber sie war ihm kräftemäßig nicht gewachsen.
    Sannas starrte ihm zornig in die Augen, dann schob er die
Felle von ihren Brüsten, legte einen Arm um ihren Körper und begann
zuzudrücken. Wieder wehrte sich die alte Frau aus Leibeskräften, und ihrer
Kehle entrang sich ein gedämpftes Wimmern; doch Camaban presste seine Lippen
weiter hart auf ihre, während er ihren Brustkorb mit aller Gewalt
zusammendrückte und ihr mit seiner linken Hand die Nasenflügel zukniff. Und die
ganze Zeit über hielt er seine grünen Augen auf ihre schwarzen geheftet.
    Es dauerte lange. Überraschend lange. Die alte Frau trat
wild mit den Füßen um sich und zuckte heftig unter den Fellen, doch nach einer
Weile wurden die krampfartigen Bewegungen schwächer, um schließlich ganz zu
enden, und immer noch presste Saban seine Lippen auf ihre. Das Feuer war schon
fast wieder erloschen, bis Sannas' verzweifeltes, hilfloses Gezappel aufgehört
hatte; aber ihre Augen standen noch offen, und Camaban starrte in ihre schwarzen
Tiefen, bis er zuletzt — langsam und vorsichtig, als ob er mit einem Rückschlag
rechnete — den Todeskuss beendete und sein Gesicht von ihrem löste. Er wartete,
sein Mund nur einen Fingerbreit von ihren Lippen entfernt, aber sie rührte sich
nicht mehr. Und dennoch wartete er weiterhin, wagte kaum zu atmen, aber
schließlich lächelte er. »Was für ein honigsüßer Kuss das doch war«, sagte er
zu der Leiche, dann berührte er ihre Stirn mit einer Fingerspitze. »Ich habe
dir den letzten Atem geraubt, große Zauberin. Ich habe dir deine Seele
gestohlen!«
    Einen Moment lang saß er da, um seinen Triumph
auszukosten. Mit ihrem letzten Atemzug hatte er ihre Macht gestohlen und ihren
Geist verschlungen; doch dann erinnerte er sich wieder daran, dass die Morgendämmerung
nahe war, und eilig lief er durch die Hütte. Er räumte die Steine fort, die die
kleine Feuerstelle umringten, nahm dann ein Stück Feuerholz zu Hilfe, um die
brennenden Holzscheite, die glühenden Kohlen und die heiße Asche wegzuschieben.
Er fand einen abgebrochenen Geweihstock und benutzte ihn, um in dem heißen
Boden unter der Feuerstelle zu wühlen und die Erde wegzuscharren, wo Sannas,
wie er wusste, ihre kostbarsten Besitztümer versteckt hatte.
    Er grub einen Lederbeutel aus. Behutsam löste er ihn aus
dem Griff der Erde, dann schob er den ledernen Vorhang am Hütteneingang
beiseite, wo das erste wässrige Grau des Morgens ein mattes Licht spendete.
Nachdem er den Beutel geöffnet hatte, leerte er den Inhalt in seine
Handfläche. Es waren elf der kleinen Goldrauten aus Sarmennyn und eine der
großen. Es war das Gold, das Hengall im Tausch für die Steine aus Cathallo
sowie die beiden Rauten, die Camaban an Sannas gezahlt hatte. Einen Moment
lang betrachtete er den Schatz, dann schob er ihn in den Beutel zurück, band
diesen an seinen Gürtel und trat hinaus in die Kälte.
    Er ging nach Norden, und ein Kind sah ihn in dem nebligen
Grau des neuen Morgens den Tempel verlassen, schlug aber keinen Alarm. Camaban
hinkte über die von weißem Reif überzogenen Felder zu den dunklen Wäldern und
verschwand zwischen den Bäumen, bevor die Sonne aufging und ihr Licht auf
Cathallos Heiligtum ergoss.
    Wo Sannas, die Zauberin, tot in ihrer Hütte lag.
     
    Haragg kaufte drei Sklavinnen für den Winter. Sie kamen
aus einem Stamm, der noch weiter im Norden lebte, und sprachen eine Sprache,
die selbst Haragg nicht verstand; aber sie kannten ihre Pflichten. Die Jüngste
schlief mit Haragg, und Saban und Cagan teilten sich die beiden anderen. »Ein
Mann sollte mit einer Frau schlafen«, erklärte Haragg Saban. »Es ist etwas
ganz Natürliches, und es gehört sich so.«
    Haragg selbst schien jedoch nur wenig Vergnügen an seiner
Frau zu finden. Stattdessen fand er seine Freude an dem kalten, spartanischen
Leben jenes langen Winters. Jeden Morgen ging er in den Tempel, um zu beten;
danach kehrte er mit Wasser oder Eis zum Feuer zurück, während Cagan Heu oder
Blätter an die drei Pferde verfütterte, die die Hütte mit ihnen teilten. Der
Clanführer der Siedlung betrachtete Haragg als Ehrengast und sorgte dafür, dass
sie alle zu essen hatten, obwohl Saban sich bemühte, diese Gaben durch
Jagdbeute zu ergänzen. Er zog es vor, allein auf die Jagd zu gehen, während er
die spärliche Beute durch eine in Schnee und Eis gehüllte Landschaft verfolgte;
einmal schloss er sich jedoch den Männern der Siedlung an, als sie

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