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Cromwell, Bernard

Cromwell, Bernard

Titel: Cromwell, Bernard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stonehenge
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seines Bruders
aussprach, deutete darauf hin, dass Saban auf Scathels Bekanntschaft durchaus
verzichten könnte. »Ist dein Bruder noch immer der Hohepriester?«, fragte er.
    Haragg zuckte die Achseln. »Er hat den Verstand verloren,
als die Schätze gestohlen wurden, und ist in die Berge geflohen — deshalb weiß
ich jetzt nicht, ob er noch lebt oder tot ist.«
    »Wer hat die Schätze gestohlen?«, wollte Saban wissen.
    »Sein Name wird nie ausgesprochen«, antwortete Haragg,
»aber er war ein Sohn unseres Clanführers, und wollte selbst Clanführer werden
... nur dass er noch drei ältere Brüder hatte und alle bedeutendere Männer
waren als er — deshalb stahl er die Schätze des Stammes, um Unglück über
Sarmennyn zu bringen. Er hatte von Sannas gehört, und er glaubte, sie könnte
die Schätze benutzen, um einen bösen Zauber zu ersinnen, der seinen Vater und
seine Brüder töten und ihm die Clanführerswürde einbringen würde. Wir wissen
das, weil er mit seiner Ehefrau darüber gesprochen hatte, und sie hat es uns
verraten, bevor wir sie töteten. Dann wendete Scathel das Unheil ab, indem er
den Clanführer und seine gesamte Familie tötete. So ist das Gold dann nie
wirklich in Sannas' Hände gelangt, aber trotzdem ist Scathel wahnsinnig
geworden.« Er legte eine Pause ein. »Vielleicht wurde das Unheil ja auch gar
nicht abgewendet, ich weiß es nicht. Was ich jedoch weiß, ist, dass mein Volk
alles tun wird, alles geben wird, um die Schätze zurückzubekommen.«
    »Sie müssen einen Tempel dafür hergeben«, erwiderte Saban,
als er sich wieder daran erinnerte, was Lengar ihm am Morgen seiner Versklavung
mitgeteilt hatte.
    »Sie müssen auf Camaban hören«, sagte Haragg leise, und
wieder war Saban von Verwunderung erfüllt, dass sein unbeholfener,
verkrüppelter Bruder sich einen solch Ehrfurcht gebietenden Ruf erworben hatte.
    Ein paar Tage später, als eine Tauwetterperiode etwas von
dem Schnee auf den Bergpässen hatte schmelzen lassen und Haraggs kostbare weiße
Felle geliefert worden waren, als die Tage allmählich wieder länger wurden und
Slaol an Kraft gewann, brach Haragg mit Saban und Cagan zu einer Reise Richtung
Westen auf. Angeblich wollten sie einige Äxte aus schwarzem Stein kaufen, die
im südlichen Teil des Landes sehr geschätzt waren; aber Saban hegte den
Verdacht, dass die Reise noch einem anderen Zweck diente. Es dauerte einen
halben Tag, bis sie ganz unerwartet einen hohen Hügel erreichten, der abrupt in
einer schroffen Klippe endete. Dies war das erste Mal in seinem Leben, dass
Saban das Meer sah, und er keuchte auf beim Anblick der endlos weiten Wasserfläche.
Niemals hätte er sich etwas so Dunkles, Graues, Kaltes und Bedrohliches
vorstellen können. Die See wogte unablässig, so als ob Muskeln unter ihrer mit
weißen Schaumkronen bedeckten Oberfläche arbeiteten, und wo die grauen Wellen
auf das Land trafen, zerstoben sie in Myriaden von windgepeitschten Tropfen;
dann wichen sie wieder zurück, um gleich darauf abermals vorwärtszurollen und
donnernd an den Strand zu klatschen. Das Kreischen weißer Vögel erfüllte die
Luft. Saban hätte bis in alle Ewigkeit auf das Meer blicken können, aber Haragg
drängte ihn weiterzugehen und schob ihn nördlich am Ufer entlang. Die Knochen
von Meeresungeheuern lagen auf den kleinen Stränden zwischen den hoch
aufragenden Felsen verstreut, und als sie in die Siedlung kamen, die die Äxte
verkaufte, wurde Saban eine Hütte zum Schlafen zugewiesen, deren Dachsparren
aus riesigen gebogenen Knochen bestanden, die sich über ihm wölbten, um ein
niedriges Dach aus Holz und Grassoden zu stützen.
    Am nächsten Morgen nahm Haragg Saban und Cagan zu einer
schmalen Landzunge mit, die in den unbegrenzten Ozean hineinragte; dort, an
deren Spitze, auf einem Fels, der unter dem endlosen Donner des Meeres zu
erzittern schien, stand ein Tempel. Es war ein einfaches Heiligtum, nichts
weiter als ein Ring aus acht Steinen, aber ein Stein stand etwas abseits des
Kreises. »Erek, wieder mal«, klärte Haragg ihn auf, »denn ganz gleich, wo du
auch hinreist, immer wirst du feststellen, dass Erek so verehrt wird. Immer
Erek.« Der einzelne Stein, so vermutete Saban, stand in der Richtung, wo die
Sonne am Tag der Sommersonnenwende aufging, und sein Schatten würde den Kreis
durchdringen, während die Sonne der Erde Leben spendete. Kleine Zweige verdorrten
Heidekrauts lagen am Fuß der hohen Steine, Anzeichen dafür, dass dort jemand
gebetet hatte; und nicht einmal

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