Cronin, Justin
er zur Navy ging, und er
sagte immer, FEMA bedeutete: Fehlerhafter Einsatz mit Absicht. Ich weiß nicht
mehr, was aus der Frau geworden ist, aber der Mann hieß Chou und hat später
eine andere Wächterin geheiratet, und als sie starb, hatte er noch zwei andere
Frauen. Eine von denen war Mazie Chou, Old Chous Großmutter.
Das Merkwürdige war, der Zug hielt nicht an. Für
nichts. Ab und zu hörten wir ein mächtiges Krachen, und dann zitterte der Wagen
wie ein Blatt im Wind, aber wir fuhren trotzdem weiter. Eines Tages verließ
die Frau den Wagen und ging nach hinten, um bei ein paar anderen Kindern zu
helfen, und dann kam sie völlig aufgelöst zurück. Ich hörte, wie sie dem Mann
erzählte, dass die Wagen hinter uns weg wären. Sie hatten den Zug so gebaut,
dass sie einen Wagen abhängen konnten, wenn die Jumps hineinkamen, und das war
das Krachen gewesen, das wir gehört hatten: ein Wagen nach dem andern, der
hinten abgesprengt wurde. Ich wollte nicht über diese Wagen und die Kinder
darin nachdenken, und bis heute habe ich es auch nicht getan. Deshalb werde
ich hier auch nicht weiter darüber schreiben.
Aber Sie werden wissen wollen, wann wir hergekommen
sind, und daran kann ich mich noch erinnern, denn da habe ich meinen Cousin Terrence
gefunden. Ich wusste nicht, dass er auch im Zug war; er war in einem anderen
Wagen. Und es war ein Glück, dass er nicht in einem der hinteren Wagen gewesen
war. Denn als wir ankamen, waren es nur noch drei, und zwei davon waren fast
leer. Wir waren in Kalifornien, sagten uns die Wächter. Kalifornien war kein
Staat wie früher, sagten sie, es war ein ganz anderes Land. Busse würden uns
abholen und in die Berge hinaufbringen, wo wir in Sicherheit wären. Der Zug
fuhr langsamer und hielt an, und alle hatten Angst, aber es war auch ein
bisschen aufregend, nach all den Tagen endlich auszusteigen. Und dann gingen
die Türen auf, und es war so hell, dass alle die Hände vors Gesicht halten
mussten. Ein paar Kinder fingen an zu weinen, weil sie dachten, es wären die
Jumps, die uns jetzt holen wollten, doch jemand sagte, seid nicht so albern,
das sind nicht die Jumps, und als ich die Augen aufmachte, war ich erleichtert,
weil ich einen Soldaten sah, der dastand. Wir waren irgendwo in der Wüste. Sie
brachten uns weg, und da standen noch viel mehr Soldaten um eine Reihe von Bussen,
die im Sand parkten. Hubschrauber knatterten darüber, wirbelten den Staub auf
und machten einen Höllenlärm. Wir bekamen Wasser zu trinken, kaltes Wasser. Im
ganzen Leben war ich nie so froh gewesen über den Geschmack von kaltem Wasser.
Das Licht war so hell, dass es mir immer noch in den Augen wehtat, wenn ich
mich nur umschaute, doch dann sah ich Terrence. Er stand da im Sand wie wir
alle, mit einem Koffer und einem Kissen. Noch nie hatte ich einen Jungen so
fest und so lange umarmt, und wir mussten beide lachen und weinen und sagten
immer wieder: Sieh mal an. Er war nicht mein Cousin ersten Grades, sondern
eher einer zweiten Grades, wenn ich mich recht entsinne. Sein Vater war der
Neffe meines Daddys, Carleton Jaxon. Carleton war Schweißer auf der Werft, und
Terrence erzählte mir später, sein Vater hätte zu denen gehört, die den Zug
gebaut hatten. Einen Tag vor der Evakuierung war Onkel Carleton mit Terrence
zum Bahnhof gegangen und hatte ihn in den Triebwagen gesetzt, gleich hinter den
Lokführer, und ihm befohlen, dort zu bleiben. Du bleibst da, Terrence. Tu, was
der Lokführer dir sagt. So kam es, dass Terrence jetzt bei mir war. Er war nur
drei Jahre älter als ich, aber damals kam mir der Unterschied größer vor, und
deshalb sagte ich, du wirst auf mich aufpassen, nicht wahr, Terrence? Sag, dass
du auf mich aufpasst. Und er nickte und sagte, ja, das würde er tun, und er hat
es getan, bis er gestorben ist. Er war der erste Jaxon, der zum Haushalt
gehörte, dem Obersten Rat der Kolonie, und seitdem gab es dort immer einen
Jaxon.
Sie packten uns in die Busse. Für mich war alles
anders, als Terrence bei mir war. Er lieh mir sein Kissen, und ich lehnte mich
an ihn und schlief ein. Deshalb weiß ich nicht, wie lange wir mit dem Bus fuhren,
aber ich glaube nicht, dass es mehr als ein Tag war. Und ehe ich mich versah,
sagte Terrence, wach auf, Ida, wir sind da, du musst aufwachen. Sofort roch
ich, dass die Luft da, wo wir jetzt waren, ganz anders war. Soldaten holten uns
aus den Bussen, und zum ersten Mal sah ich die Mauer und die Scheinwerfer über
uns, hoch oben auf ihren Masten, doch es war
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