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Cronin, Justin

Cronin, Justin

Titel: Cronin, Justin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Uebergang
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ERSTEN
FAMILIE oder WALKER, die unmittelbaren körperlichen Kontakt mit einem VIRAL
hatte, muss für einen Zeitraum von mindestens 30 Tagen unter Quarantäne
gestellt werden.
     
    Zeigt eine Seele, ob in Quarantäne oder in
Freiheit, Symptome einer VIRALEN INFEKTION, einschließlich, aber nicht
beschränkt auf ANFÄLLE, ERBRECHEN, ÜBEREMPFINDLICHKEIT GEGEN LICHT,
VERÄNDERUNG DER AUGENFARBE, BLUTDURST oder SPONTANES ENTKLEIDEN, unterliegt
sie der sofortigen Inhaftierung und/oder der GNÄDIGEN HINRICHTUNG durch die
WACHE.
     
    Jede Seele, welche in der Zeit zwischen der
ZWEITEN ABENDGLOCKE und der ERSTEN MORGENGLOCKE die Tore öffnet, sei es ganz
oder nur einen Spalt, sei es versehentlich oder absichtlich, allein oder mit anderen,
wird mit AUSSETZUNG VOR DIE MAUER bestraft.
    Jede Seele, die ein FUNKGERÄT oder ein anderes
für das Empfangen und Versenden von SIGNALEN bestimmtes Gerät besitzt, betreibt
oder seinen Betrieb befördert, wird mit AUSSETZUNG VOR DIE MAUER bestraft.
     
    Jede Seele, die das Verbrechen des Mordes an
einer anderen Seele begeht - sprich den Tod eines anderen ohne hinreichende
Beweise für eine Infektion absichtlich herbeiführt -, wird mit AUSSETZUNG VOR
DIE MAUER bestraft.
     
    ERLASSEN UND RATIFIZIERT IM JAHR UNSERES WARTENS
17 n.V.
     
    Devin Danforth Chou
    Federal Emergency Management Agency - FEMA
Stellv. Regionalverwalter der Zentralen Quarantänezone
OBERHAUPT DES HAUSHALTS
     
    Terrence Jaxon Lucy Fisher Jaxon Porter Curtis Liam
Molyneau Sonia Patal Levine Christian Boyes Willa Norris Darrell
    ERSTE FAMILIEN
     
     
    19
     
    An einem verblassenden Sommerabend gegen Ende
der letzten Stunden seines alten Lebens nahm Peter Jaxon - Sohn des Demetrius
und der Prudence Jaxon aus Erster Familie; Nachkomme des Terrence Jaxon, des
Unterzeichners des Einen Gesetzes; Urgroßneffe von »Auntie«, einer der Letzten
der Ersten; Petrus der Seelen, der Mann der Tage und der Letzte der Aufrechten
- seinen Posten auf der Mauer über dem Haupttor ein und wartete darauf, seinen
Bruder zu töten.
    Er war einundzwanzig Jahre alt, Vollwache, groß,
obwohl er sich selbst nicht als groß empfand, hatte ein schmales Gesicht mit hoher
Stirn, kräftige Zähne und eine Hautfarbe wie von dunklem Honig. Er hatte die
Augen seiner Mutter, grün mit goldenen Punkten. Sein Haar, das Haar der Jaxons,
grob und dunkel, war wie bei der Wache üblich straff nach hinten gekämmt und im
Nacken mit einem einzelnen Lederriemen zu einem festen, nussförmigen Knoten
zusammengebunden. Ein Netz von feinen Fältchen breitete sich fächerförmig an
seinen Augenwinkeln aus, als er im fahler werdenden Licht blinzelte. An seiner
linken Schläfe glänzte eine einzelne, hart erworbene graue Strähne. Er trug
alte, abgetragene Hosen, an Knien und Hintern scheckig geflickt und straff um
seine schlanke Taille geschnürt, und ein dünnes Hemd aus weicher Wolle, unter
dem die schmutzige Schweißschicht des Tages juckend auf seiner Haut lag. Die
Hosen hatte er drei Jahreszeiten zuvor aus dem Gemeinsamen Lager geholt. Einen
Achtel-Anteil hatten sie ihn gekostet - er hatte Walt Fisher von einem Viertel
heruntergehandelt, was viel zu viel für eine Hose war, aber so war Walt nun
mal: Er setzte den Preis immer zu hoch an. Außerdem waren sie um eine Handbreit
zu lang, sodass die Hosenbeine sich über seinen Füßen zusammenknüllten. Die
Füße steckten in Sandalen aus zerschnittenem Segeltuch und alten Autoreifen.
In der heißen Zeit des Jahres trug er immer Sandalen, oder er ging barfuß.
Sein einziges Paar anständige Stiefel hob er sich jedenfalls für den Winter
auf. Schräg an der Brüstung lehnte seine Waffe, eine Armbrust, und in einer
weichen Lederscheide an seiner Hüfte steckte sein Messer.
    Peter Jaxon stand auf der Mauer, wie sein Bruder
es getan hatte, wie sein Vater, und wie dessen Vater vor ihm.
    Es war der Dreiundsechzigste des Sommers. Die
Tage waren immer noch lang und trocken unter dem weiten blauen Himmel, und die
Luft roch frisch nach Zypressen und Kiefernnadeln. Die Sonne stand zwei
Handbreit über dem Horizont. Aus der Zuflucht hatte die Erste Abendglocke
geläutet, die Nachtschicht zur Mauer befohlen und die Herde von der Oberen
Weide hereingerufen. Die Plattform, auf der er stand - eine von fünfzehn, die
auf dem Laufsteg oben entlang der Befestigungsmauer verteilt waren -, hieß
Feuerposten eins. Normalerweise war dieser Posten dem First Captain der Wache,
Soo Ramirez, vorbehalten, aber nicht heute. Heute gehörte er, wie

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