Cronin, Justin
zu stellen, und sie ging zum anderen. Peter sah,
dass das Regal eine Rückwand aus Sperrholz hatte, die die Wand dahinter
verdeckte. Sie schoben es nach vorn.
In der Wand war eine Luke.
Alicia trat vor, drehte an einem Ring, und die
Luke schwang auf. Dahinter lag ein enger, schlauchartiger Raum mit einer
offenen Wendeltreppe aus Stahl. An der Wand stapelten sich Metallkisten. Die
Treppe verschwand oben in der Dunkelheit, irgendwo über seinem Kopf. Die Luft
war abgestanden und roch nach Staub.
»Wann hast du das denn entdeckt?« Peter war
verblüfft.
»In der letzten Jahreszeit. Ich habe mich nachts
gelangweilt und ein bisschen herumgeschnüffelt. Ich nehme an, es ist eine Art
Fluchtweg, den die Erbauer hinterlassen haben. Die Treppe führt auf einen
niedrigen Dachboden.«
Peter nahm die Laterne und deutete auf die
Metallkisten. »Was ist da drin?«
»Das«, sagte sie und lächelte spitzbübisch, »ist
das Beste überhaupt.«
Zusammen schleiften sie eine der Kisten zurück
in den Lagerraum. Sie war aus Metall, einen Meter lang und halb so hoch, und
auf der Seitenwand standen die Worte U. S. MARINE CORPS. Alicia kniete sich
davor, klappte die Schließen hoch und öffnete den Deckel. Sechs lange,
schwarze, ölig glänzende Objekte, in Schaumstoff gebettet, kamen zum Vorschein.
Es dauerte einen Moment, bis Peter begriff, was er da sah.
»Heilige Scheiße, Lish.«
Sie reichte ihm eine der Waffen, ein
langläufiges Gewehr. Es fühlte sich kühl an und roch leicht nach Öl.
Verblüffend leicht lag es in seinen Händen, als sei es aus einem Material, das
der Schwerkraft trotzte. Selbst in dem trüben Licht des Lagerraums sah er den
schimmernden Glanz im Schliff der Mündung. Die Schusswaffen, die er bisher
gesehen hatte, waren kaum mehr als verrostete Antiquitäten gewesen, Gewehre und
Pistolen, die die Army zurückgelassen hatte. Die Wache hatte noch ein paar
davon im Arsenal, aber soweit er wusste, war die Munition dafür schon vor
Jahren aufgebraucht worden. Noch nie im Leben hatte Peter etwas so Neues und
Sauberes gesehen, so unberührt vom Zahn der Zeit.
»Wie viele sind es?«
»Zwölf Kisten mit je sechs Gewehren, und etwas
mehr als tausend Patronen. Oben unter dem Dach sind noch sechs Kisten.«
Seine ganze Nervosität war verflogen, und er
gierte nur noch danach, dieses wunderbare neue Ding in seinen Händen zu
benutzen und seine Macht zu fühlen. »Zeig mir, wie man es lädt«, sagte er.
Alicia nahm ihm das Gewehr aus der Hand und
entriegelte das Magazin. Dann nahm sie einen Patronenclip aus der Kiste, schob
ihn an seinen Platz vor dem Abzugbügel, drückte ihn nach vorn, bis er
einrastete, und schlug zweimal mit der flachen Hand unter den Schaft.
»Man zielt wie mit einer Armbrust.« Sie wandte
sich ab, um es zu demonstrieren. »Im Grunde ist es das Gleiche, nur mit sehr
viel mehr Power. Aber lass den Finger vom Abzug. Damit sollte man nicht spaßen.«
Sie gab ihm die Waffe zurück. Ein geladenes
Gewehr! Peter hob es an die Schulter und sah sich nach irgendetwas um, auf das
es sich zu zielen lohnte. Schließlich entschied er sich für eine Rolle
Kupferdraht auf dem Regal gegenüber. Der Drang, zu schießen, die explosive
Wucht des Rückstoßes an der Schulter zu spüren, war so stark, dass es fast
körperliche Anstrengung erforderte, den Gedanken beiseitezuschieben.
»Vergiss nicht, was ich dir über den Abzug
gesagt habe«, warnte Alicia. »Du hast zwanzig Schuss pro Magazin. Jetzt lade
dieses hier, damit du weißt, wie es geht.«
Sie nahm ihm das geladene Gewehr ab und gab ihm
ein neues. Peter versuchte sich an die einzelnen Schritte zu erinnern:
Sicherung, Magazinverschluß, Patronenclip. Als er fertig war, schlug er
zweimal kräftig an den Rahmen, wie er es bei Alicia gesehen hatte.
»Wie war das?«
Alicia sah ihm prüfend zu. Sie hielt ihr eigenes
Gewehr so, dass der Schaft an ihrer Hüfte lag. »Nicht schlecht. Ein bisschen
langsam. Und halt es nicht so, sonst schießt du dir in den Fuß.«
Hastig hob er den Lauf. »Ich dachte, du hältst
nicht viel von diesen Dingern.«
Sie zuckte die Achseln. »Tue ich eigentlich auch
nicht. Sie sind unsauber, sie sind laut, und sie wiegen dich in falsche
Sicherheit.« Sie gab ihm einen zweiten Clip für seine Hüfttasche.
»Andererseits, die Smokes sind damit ziemlich gut in Schach zu halten, wenn man
es richtig anstellt.« Sie klopfte mit dem Finger an ihr Brustbein. »Ein Schuss,
genau auf den Sweetspot. Auf weniger als drei Meter kann es kaum
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