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Cronin, Justin

Cronin, Justin

Titel: Cronin, Justin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Uebergang
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»Aber, ja, ich würde sagen,
es stimmt. Und ich komme noch einmal auf den Vergleich mit den Bienen zurück.
Alles, was ein Bienenvolk tut, dient dem Schutz seiner Königin. Wenn Vorhees
recht hatte, scharen sie sich um jeden der ursprünglichen Zwölf. Das haben wir,
glaube ich, im Hafen beobachten können. Sie brauchen uns, und sie brauchen uns
lebend. Ich wette, es gibt irgendwo noch elf solche großen Völker.«
    »Und wenn wir die finden könnten?«, fragte Peter.
    Michael runzelte die Stirn. »Vergiss es.«
    Peter beugte sich vor. »Aber wenn wir es
könnten? Was wäre, wenn wir den Rest der Zwölf tatsächlich finden und töten
könnten?«
    »Wenn die Königin stirbt, stirbt das Volk auch.«
    »Wie Babcock. Wie die Vielen.«
    Michael warf einen vorsichtigen Blick in die
Runde und sah dann wieder Peter an. »Hör zu, das ist nur eine Theorie. Ich
könnte mich auch irren. Und das Problem Nummer eins ist damit nicht gelöst -
nämlich, sie zu finden. Der Kontinent ist groß. Sie können überall sein.«
    Peter merkte plötzlich, dass alle ihn ansahen.
    »Peter?«, fragte Sara, die neben ihm saß. »Was
ist?«
    Sie gehen immer nach Hause, dachte
er.
    »Ich glaube, ich weiß, wo sie sind«, sagte er.
     
    Sie fuhren weiter. In der fünften Nacht, die sie
draußen verbrachten - sie waren in Arizona, in der Nähe der Grenze nach Utah -,
wandte Greer sich an Peter und sagte: »Wissen Sie, das Komische ist, ich dachte
immer, das sei alles erfunden.«
    Sie saßen an einem knisternden
Mesquiteholz-Feuer, das sie wegen der Kälte angezündet hatten. Alicia und
Hollis hatten Wache und patrouillierten draußen um den Lagerplatz herum. Die
andern schliefen. Sie waren in einem breiten, kargen Tal und hatten sich zum
Übernachten unter eine Brücke zurückgezogen, die über ein trockenes Flussbett
führte.
    »Was meinen Sie?«
    »Den Film. Dracula.« Greer war in den letzten Wochen schlanker geworden. Auf
seinem rasierten Schädel war ein grauer Haarkranz gewachsen, und er hatte
einen Vollbart bekommen. Sie konnten sich kaum noch daran erinnern, dass er
einmal nicht einer von ihnen gewesen war. »Sie haben das Ende nicht gesehen,
oder?«
    Der Abend in der Messe. Seitdem schien eine
Ewigkeit vergangen zu sein. Peter versuchte sich zu erinnern.
    »Stimmt«, sagte er schließlich. »Sie wollten das
Mädchen umbringen, als die Einheit Blau zurückkam. Harker und dieser andere.
Van Heising.« Er zuckte die Achseln. »Ich war irgendwie froh, dass ich mir diesen
Teil nicht mehr ansehen musste.«
    »Sehen Sie, und das ist es. Sie bringen das
Mädchen nicht um. Sie töten den Vampir. Treiben
dem Scheißkerl einen Pfahl mitten durch den Sweetspot. Und Mina wacht einfach
wieder auf und ist so gut wie neu.« Greer schüttelte den Kopf. »Das hat mich
nie so recht überzeugt, ehrlich gesagt. Aber jetzt bin ich gar nicht mehr so
sicher. Nicht nach dem, was ich auf dem Berg gesehen habe.« Er schwieg kurz.
»Glauben Sie wirklich, sie haben sich daran erinnert, wer sie waren? Und sie
konnten es bis zu ihrem Tod nicht?«
    »Das sagt Amy.«
    »Und Sie glauben ihr.«
    »Ja.«
    Greer nickte nachdenklich. »Komisch. Ich habe
mein Leben lang versucht, die Virais umzubringen. Ich habe nie wirklich
darüber nachgedacht, wer sie einmal gewesen waren. Aus irgendeinem Grund war
es nie wichtig. Und jetzt stelle ich fest, dass ich Mitleid mit ihnen habe.«
    Peter wusste, was er meinte. Ihm ging es
genauso.
    »Ich bin nur ein Soldat, Peter. Zumindest war
ich einer. Formal gesehen nennt man das, was ich getan habe, unerlaubtes
Entfernen von der Truppe. Aber alles, was passiert ist, hat etwas zu bedeuten. Sogar dass ich jetzt hier bin, bei euch. Es ist mehr als nur
Zufall, glaube ich.«
    Peter dachte an die Geschichte, die Lacey ihm
erzählt hatte, von Noah und dem Schiff, und plötzlich sah er etwas, woran er
bisher nicht gedacht hatte. Noah war nicht allein. Da waren natürlich die
Tiere, aber das war nicht alles. Er hatte seine Familie mitgenommen.
    »Was meinen Sie, was sollen wir tun?«, fragte
er.
    Greer schüttelte den Kopf. »Ich glaube, das habe
ich nicht zu entscheiden. Sie sind derjenige mit den Ampullen im Rucksack. Die
Frau hat sie Ihnen gegeben und niemandem sonst. Was mich angeht, mein Freund,
liegt diese Entscheidung bei Ihnen.« Er stand auf und nahm sein Gewehr. »Aber
als Soldat kann ich Ihnen sagen: Wenn Sie auf die Jagd nach den Zwölfen gehen
wollen, dann wären noch zehn wie Donadio eine höllische Waffe.«
    In dieser Nacht sprachen

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