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Cronin, Justin

Cronin, Justin

Titel: Cronin, Justin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Uebergang
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musste, ob es Teil der Abmachung war. »Sie
haben gesagt, ich hätte 'ne Lady umgebracht. Aber das wollte ich nicht.«
    »Wer war sie denn? Deine Frau, deine Freundin,
so was?« Paulson grinste ihn weiter im Rückspiegel an, und seine Augen
funkelten interessiert.
    »Nein.« Carter schluckte. »Ich hab ihren Rasen
gemäht.«
    Paulson lachte und warf Davis wieder einen Blick
zu. »Hör dir das an. Er hat der Lady den Rasen gemäht.« Er sah Carter im
Spiegel an. »So'n kleines Kerlchen wie du - wie hast du das gemacht?«
    Carter wusste nicht, was er antworten sollte. Er
hatte jetzt ein schlechtes Gefühl - als wären sie vielleicht nur nett zu ihm
gewesen, um ihn durcheinanderzubringen.
    »Komm schon, Anthony. Wir haben dir einen
McMuffin spendiert und dich aufs Klo gehen lassen, oder? Du kannst es uns
erzählen.«
    »Herrgott noch mal«, sagte Davis, »halt doch die
Klappe. Wir sind gleich da. Was soll denn das?«
    »Was es soll?« Paulson atmete ein. »Ich will
wissen, was der Typ getan hat.
Sie haben alle irgendwas getan. Komm,
Anthony, erzähl uns deine Geschichte. Hast du sie vergewaltigt, bevor du sie
abgemurkst hast? War es das?«
    Carter spürte, wie sein Gesicht vor Scham
glühte. »So was würde ich nie machen«, brachte er hervor.
    Davis drehte sich zu ihm um. »Hör nicht auf
diesen Wichser. Du brauchst ihm gar nichts zu erzählen.«
    »Hör auf. Der Typ ist zurückgeblieben. Siehst du das nicht?« Paulson beäugte Carter eifrig im
Rückspiegel. »Ich wette, so ist es gewesen, oder. Ich wette, du hast die nette
weiße Lady gevögelt, nachdem du ihren Rasen gemäht hattest, stimmt's nicht,
Anthony?«
    Carter schnürte es die Kehle zu. »Ich ... sag
... nichts mehr.«
    »Aber du weißt, was sie mit dir machen werden?«,
fragte Paulson. »Oder dachtest du, das hier ist 'ne Spazierfahrt?«
    »Verdammt. Jetzt halt dein Maul«, sagte Davis.
»Sonst reißt Richards uns den Arsch auf.«
    »Der kann mich mal«, sagte Paulson.
    »Der Mann ... hat gesagt, ich kriege einen Job«,
stammelte Anthony. »Was Wichtiges, hat er gesagt. Ich wäre ... was Besonderes.«
    »Was Besonderes.« Paulson kicherte. »Das bist du
allerdings.«
    Schweigend fuhren sie weiter. Carter starrte auf
den Boden. Ihm war schwindlig und übel, und er wünschte, er hätte den McMuffin
nicht gegessen. Tränen kamen ihm hoch. Er wusste nicht, wann er zuletzt geweint
hatte. Niemand hatte je etwas davon gesagt, dass er die Frau vergewaltigt
hätte, zumindest nicht, soweit er sich erinnerte. Nach dem Kind hatten sie
gefragt, aber da hatte er immer gesagt, nein, und das war die Wahrheit, das
hatte er ihnen geschworen. Das kleine Ding war doch gerade mal fünf Jahre alt.
Er hatte ihr nur eine Kröte zeigen wollen, die er im Gras gefunden hatte. Er
hatte gedacht, es würde ihr gefallen, so was Kleines zu sehen, so klein wie
sie. Was anderes hatte er nicht gewollt - nur nett sein. Zu ihm war niemand
nett gewesen, als er klein war. Komm mal her, Mäuschen,
ich zeig dir was, das ist genauso klein wie du.
    Zumindest wusste er, was Terrell war und was da
mit ihm passieren würde. Niemand hatte etwas davon gesagt, dass er die Lady,
Mrs Wood, vergewaltigt hätte. An dem Tag im Garten, da war sie einfach ausgerastet,
sie hatte gekreischt und ihn geschlagen und dem kleinen Mädchen gesagt, sie
sollte wegrennen, und es war nicht seine Schuld, dass sie in den Pool gefallen
war, er hatte nur versucht, sie zu beruhigen und ihr zu sagen, dass nichts
passiert war, und dass er weggehen und nie wiederkommen würde, wenn sie es so
wollte. Das war ihm recht gewesen, und der ganze Rest auch, wenn es drauf
ankäme; aber dann war dieser Wolgast aufgekreuzt und hatte gesagt, er brauchte
die Spritze doch nicht zu kriegen, er hatte Carters Gedanken in eine neue
Richtung gelenkt - und wo war er jetzt? Das alles ergab keinen Sinn. Es machte
ihn völlig fertig.
    Er hob den Kopf und sah, dass Paulson ihn
angrinste. Das Weiße seiner Augen vergrößerte sich.
    »Buh!« Paulson schlug auf das Lenkrad und lachte
los, als hätte er soeben den besten Witz seines Lebens gemacht. Dann knallte er
das Schiebefenster zu.
     
    Wolgast und Doyle waren jetzt irgendwo in South
Memphis und ließen ein Gewirr von Wohnstraßen hinter sich. Die ganze Sache war
von Anfang an nicht gut gelaufen. Wolgast hatte keine Ahnung, was zum Teufel
da im Zoo los gewesen war. Alle waren Amok gelaufen, und dann hatte die Frau,
die alte Nonne namens Arnette, die andere, diese Lacey, fast über den Haufen
gerannt, um

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