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Crossfire 1: Kontakt

Crossfire 1: Kontakt

Titel: Crossfire 1: Kontakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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war. Ein
Ereignis der Geschichte, als Menschen andere Menschen entkleidet
hatten und sie zwangen, sich kenntlich zu machen, Reihen zu bilden
mit denen, die leben würden, und denen, die sterben
sollten… Er konnte sich nicht erinnern. Er konnte gar nicht mehr
denken. Und hier gab es keine Reihe, nur einen Haufen nackter,
zitternder Menschen hinter einem Wall, den man nicht sehen
konnte.
    Zu spät versuchte Shipley, vor Gail zu treten, denn sie
stieß ihn beiseite. Während Gail ausgezogen wurde,
beobachtete Shipley Naomi. Er hatte noch nie einen so erschreckenden
Ausdruck auf einem menschlichen Gesicht gesehen; er hatte nie geahnt,
dass ein menschliches Gesicht so aussehen konnte.
    »Ich bin ein Verwalter«, sagte Gail. Der Übersetzer
schwieg. Er hatte Englisch über die Ranken gelernt, und die
Ranken kannten wohl kein Wort für »Verwalter«. Das
zweite Männchen rammte die Faust in Gails Körper. Sie
taumelte zur Seite, und der Pelzling griff brutal nach ihrem
verletzten Arm.
    Sie brach nicht zusammen. Trotz ihrer offensichtlichen Schmerzen
sagte sie: »Ich bin ein Hüter der Namen.«
    Etwas veränderte sich im pelzigen Gesicht des Anführers,
das bisher so starr gewesen war, als wäre es aus Stein
gemeißelt. Ruckartig richtete er den Blick auf sie. Der
Übersetzer zu seinen Füßen sagte: »Du bist die
Hüterin der Namen und Vögel?«
    Vögel? Shipley glaubte, nicht richtig gehört zu haben.
Schnell bestätigte Gail: »Ich bin die Hüterin der
Namen und Vögel.«
    Der Anführer stieß ein Brüllen aus, wie er es kurz
nach der ersten Landung getan hatte. Das zweite Männchen
ließ Gails Arm los. Dann fielen alle drei Pelzlinge auf die
Knie, die kraftvollen Schwänze unter sich eingerollt.
    Die Verbeugung – wenn es eine war – dauerte nur einen
Augenblick. Dann standen die Pelzlinge wieder aufrecht, auf die
Schwänze gestützt. Der Übersetzer sagte: »Wir
ehren die Hüterin der Namen und Vögel. Du kannst nun
sterben, wenn du jetzt sterben möchtest für die Vögel
und den Morgenhimmel.«
    Mit zittriger Stimme erwiderte Gail: »Ich möchte jetzt
nicht sterben.«
    »Du wirst uns sagen, wenn du sterben möchtest für
die Vögel und den Morgenhimmel.«
    »Ich werde es euch sagen, wenn ich sterben möchte
für die Vögel und den Morgenhimmel«, erwiderte
Gail.
    Der Anführer brüllte erneut. Gail wurde zu den anderen
geführt, aber nicht gestoßen. Shipley war von ihrer
Geistesgegenwart beeindruckt.
    Dann war er an der Reihe. Er stand still und schaute zu Boden,
während ihm die Kleidung vom Leib geschnitten wurde. Der
plötzliche Luftzug an seiner Brust und seinen Genitalien
fühlte sich kälter an, als er erwartet hatte. Scham
überkam ihm, primitiv und unsinnig angesichts der Situation. Der
gewundene Stab glitt kurz über seinen Körper und hielt dann
an der Hand inne. Bereitwillig öffnete Shipley die Finger und
zeigte die versiegelte Dose.
    »Ich repariere menschliche Körper«, erklärte
Shipley. Er bezweifelte, dass der Wortschatz der Ranken einen
»Doktor« kannte. »Das ist mein Werkzeug, um Menschen
zu reparieren. Ich brauche es, um Menschen zu reparieren.«
    Der Pelzling nahm die Dose mit Betas Abschiedsknospe und warf sie
auf den Haufen zerfetzter Kleidung. Das Weibchen hob die Waffe und
schoss, und alles war verschwunden.
    Betas genetisches Profil würde die geheime Bibliothek niemals
erreichen. Beta war für immer fort.
    Shipley konnte sich immer noch nicht daran erinnern, wo er von der
doppelten Reihe nackter Gefangener gelesen hatte, denen, die leben
würden, und denen, die starben und deren Ahnenreihe mit ihnen
endete. Er wünschte, sich erinnern zu können.
    Und noch mehr wünschte er sich, er hätte Betas
tatsächlichen, wahren Namen gekannt.
     
    Die neun Menschen wurden in das Beiboot getrieben. Entweder war es
von vornherein in zwei Bereiche unterteilt gewesen, oder die
Pelzlinge hatten es über Nacht umgebaut. Der Teil, in dem die
Menschen untergebracht wurden, hatte nur einen Eingang. Es war eine
halb ovale Kammer ohne Besonderheiten und leer bis auf eine dicke
Polsterung am Boden. In der Kammer war es sehr viel kälter als
draußen.
    »Frachtraum«, stammelte Ingrid. »Ohne
Druckausgleich…«
    »Dafür sind sie zu schlau«, behauptete George.
»Auf ihrem Planeten ist es vermutlich kälter als auf
unserem. Schau dir ihr Fell an.«
    »Legt euch hin – alle«, forderte Karim.
»Jetzt. Das Ding hat keinen McAndrew-Antrieb, und wir werden die
Beschleunigung spüren.«
    Sie mussten sich dicht

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