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Crossfire 1: Kontakt

Crossfire 1: Kontakt

Titel: Crossfire 1: Kontakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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Fachsimpelei. War es eine Lüge, wenn er es
anders nannte?
    Nein. Und er brauchte es dringend.
    »Ehe wir anfangen, uns Kleidung zu machen«, sagte er,
»könnten wir vielleicht eine Zeit des Schweigens für
Beta einlegen? Eine… Gedenkminute?«
    Er musterte prüfend ihre Mienen. Jake hatte ein angespanntes
Gesicht, das von Gail zeigte einen ungeduldigen Ausdruck. Lucys Miene
und überraschenderweise auch Karims wirkten weich vor
Mitgefühl. Müller wirkte ungerührt wie immer, Ingrid
und George völlig desinteressiert.
    Shipley wagte es nicht, Naomi anzublicken. Naomi, die ihn
verachtete. Naomi mit ihrem teuflischen Vergnügen, anderen Leid
zuzufügen. Er war in diesem Augenblick nicht stark genug, um ihr
standzuhalten, wie er ihr sonst immer standgehalten und versucht
hatte, ihr eine bessere Möglichkeit aufzuzeigen. Er war so
müde. Beta war tot, und Shipley war gescheitert in der letzten
Sache, die die Ranke von ihm verlangt hatte. Wenn Naomi nun ihre
Grausamkeit gegen ihn richtete, so erkannte Shipley in
plötzlichem Entsetzen, dann würde er zusammenbrechen.
    Sanft sagte Jake: »Selbstverständlich, Doktor. Wir
können einige Augenblicke der Stille für Beta einlegen. Er
war… er war stets freundlich.«
    Ingrid blickte mürrisch drein. Shipley sperrte den Anblick
aus seinem Empfinden, indem er die Augen schloss und den Kopf senkte.
Er wusste nicht, ob die anderen dasselbe taten, aber zumindest sagte
niemand etwas. Shipley versuchte, seinen Geist zu klären und den
Weg frei zu machen für Frieden und Licht, damit beides zu ihm
kommen konnte. Es war schwierig. Alle waren da, und sie ertrugen die
Stille, aber sie teilten sie nicht. Sie warteten ungeduldig darauf,
wieder mit den Entscheidungen und Taten fortzufahren, auf die sie ihr
Vertrauen setzten. Es war keine Andacht. Es war überhaupt keine
Art von gemeinschaftlichem Beisammensein, nicht einmal ein Gedenken
an Beta. Es war eine Unterbrechung, die er ihnen selbstgefällig
aufgezwungen hatte, ein fehlgeleiteter Versuch, zu geben, obwohl er
selbst etwas brauchte; eine sinn- und nutzlose Aufdringlichkeit, die
niemandem etwas brachte, nicht einmal ihm selbst.
    Dann fing Karim an zu pfeifen. Im nächsten Moment spürte
Shipley die Berührung kleiner fester Finger, und Naomis Hand
schob sich in die seine.

 
23. KAPITEL
     
     
    Gail wusste nicht, wie lange sie geschlafen hatte. Sie schreckte
auf, als die Luke geöffnet wurde.
    Ein Pelzling stand darin und schaute gleichgültig zu, wie die
Menschen am Boden aus dem Schlaf hochfuhren. Einige von ihnen, die
tiefer schliefen, hatten das Offnen der Luke nicht gehört und
schliefen weiter. Der Pelzling war möglicherweise einer der
drei, die sie bereits gesehen hatten, vielleicht aber auch nicht; in
Gails Augen sahen die Pelzlinge alle gleich aus. Er zeigte keine
sichtbare Reaktion auf die Streifen aus grauem Stoff, die sie aus dem
Bodenbelag gerissen hatten und die nun an verschiedenen Stellen um
menschliche Körper gewickelt waren. Die meisten hatten sich den
Stoff einfach um die Hüften geschlungen, sodass zumindest die
Genitalien bedeckt waren. Lucy und Nan waren klein genug, dass ihnen
ein größerer Fetzen als einfacher Sarong diente, der auch
ihre Brüste verdeckte.
    »Kommt«, befahl der Pelzling über das
Übersetzer-Ei, das er mit sich führte. Die ansonsten glatte
Eiform wies nun einen Griff auf. Praktisch, dachte Gail. Sie
schüttelte George aus dem Schlaf.
    Die neun Menschen folgten dem Pelzling durch denselben engen,
gleichförmigen Gang, durch den man sie zuvor gestoßen
hatte – oder vielleicht war es auch ein anderer –, zum
Beiboot. Wieder wurden sie in die winzige Kammer gepfercht. Gail trat
als Letzte ein. Sie spürte die Berührung des Pelzlings am
Arm und zuckte zusammen.
    »Hüterin der Namen und Vögel, du kannst jetzt
sterben, wenn du jetzt sterben möchtest für die Vögel
und den Morgenhimmel.«
    Es war kein Himmel zu sehen, weder ein Morgenhimmel noch sonst
einer. Ganz zu schweigen von den Vögeln. Gail sagte einer
Stimme, die so fest klang, wie es ihr möglich war: »Ich
möchte jetzt nicht sterben für die Vögel und den
Morgenhimmel.«
    Der Pelzling ließ sie los, und sie trat in das Boot.
    »Legt euch hin«, befahl Jake schroff. »Vielleicht
beschleunigen wir gleich wieder.« Er hatte es kaum
ausgesprochen, als Gail schon spürte, wie die g- Werte sie
zu Boden pressten. Da sie keine andere Wahl hatte, ertrug sie es
einfach. Einige Augenblicke später war es vorüber.
    »Alles klar?«,

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