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Crossfire 1: Kontakt

Crossfire 1: Kontakt

Titel: Crossfire 1: Kontakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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schon
zusammengefügt, unfertig oder aussortiert. Was eines Tages
»Mira City« werden sollte, ähnelte im Augenblick einem
Schrottplatz.
    Aber nichts davon spielte eine Rolle verglichen mit der reinen,
unirdischen Schönheit Greentrees.
    Shipley hatte natürlich Bilder gesehen, die von der Sonde
über QVV zurückgeschickt worden waren. Unzählige
Bilder. Die Farben darauf waren verfälscht gewesen –
womöglich durch ein leicht unterschiedliches Spektrum des
Sonnenlichts. Shipley war kein Physiker.
    Was auch immer die Ursache war, das Licht wirkte jedenfalls
kühler als auf der Erde und umwob die merkwürdigen,
zerbrechlichen Pflanzen und die schlanken, hohen Bäume mit einem
märchenhaften Glanz. Die Temperatur war bisher
frühlingshaft gewesen. Violette, breitblättrige Pflanzen
bedeckten den Boden so dicht wie Gras. Auch die meisten Blumen waren
violett oder blau und verstärkten den Eindruck
träumerischer Entrücktheit.
    Shipley bückte sich und pflückte eine Blume, die es
irgendwie geschafft hatte, im allgemeinen Aufbaueifer nicht
zertrampelt zu werden. Die Blüte war blassblau. Vier lange,
dünne blütenblattartige Auswüchse waren über
fremdartigen filigranen Gebilden von intensivem Violett
zusammengefaltet. Keine Staubgefäße oder Stempel oder
sonst etwas Irdisches. Außerirdisch. Shipley verschlug
es den Atem, wenn er das Wort nur dachte. Er, William Shipley, stand
auf einem Boden, der Sol fremd war, der niemals Sols freundlichen
gelben Glanz erlebt hatte. Ob diese beängstigende Tatsache die
anderen ebenso verwirrte wie ihn?
    »Dies andre Eden«, deklamierte er laut und rezitierte
dabei Shakespeare. »Dies feste Kastell, das die Natur selbst
für sich aufgeworfen hat!«
    »Wie bitte?«, fragte Maggie Striker im
Vorübergehen.
    »Nichts«, erwiderte Shipley, aber sie war schon wieder
fort.
    Natürlich war Greentrees nicht der Garten Eden. Es gab
Raubtiere auf diesem Planeten, und einige von ihnen waren groß
und gefährlich, auch wenn Shipley selbst noch keines davon
gesehen hatte. Womöglich machten sie instinktiv einen Bogen um
das menschliche Lager, oder die Ökologin Maggie Striker hatte
bereits Vorkehrungen getroffen, um Raubtiere fernzuhalten. Es gab
auch Kreaturen, die irdischen Insekten entsprachen und
möglicherweise gefährlich waren. Aber in einem kleinen
Radius um das geschäftige Lager herum hatte man sie beseitigt.
Jenseits dieses Bereichs wucherte die Natur so ungehindert wie auf
der Erde zu Zeiten urzeitlicher Säugetiere.
    Auch im Lager gab es nichts, was Shipleys Empfinden eines
paradiesischen Friedens rechtfertigte. Die Menschen arbeiteten wie
die Roboter, unermüdlich und effizient. Sie waren
glücklich, dass sie endlich wieder etwas tun konnten. Die
Landung hatte jene Menschen, die während der ganzen Reise wach
geblieben waren, wieder aufleben lassen. Die kleinlichen
Meinungsverschiedenheiten gab es nun nicht mehr. Shipley schaute zu,
wie Jake Holman mit Unterstützung der Genetikerin Ingrid Johnson
und des entthronten arabischen Prinzen Faisal bin Saud einen
Träger für ein Gebäude in Position hoben, damit die
Roboter ihn festschweißen konnten. Er schmunzelte, als er daran
dachte, welch unterschiedliche Charaktere da zusammenarbeiteten.
    Gail Cutler rannte an ihm vorbei. Sie trug etwas auf einem
Tablett, vermutlich Proben, die für Todd Johnson bestimmt waren.
Die Wissenschaftler waren ganz begierig darauf, alles zu analysieren.
Sie hatten sich jedoch bereit erklärt, jeden Tag auch eine
gewisse Anzahl von Stunden mit Bauarbeiten zuzubringen. Bisher hatten
sie ihren Teil der Vereinbarung eingehalten. Keiner schlief viel,
denn niemand hatte sich bisher wirklich an die kürzeren Tage mit
22 Stunden und 16 Minuten gewöhnt, doch das machte auch
niemanden etwas aus. Es war eine einzige große, wilde und sehr
effiziente Party.
    »Dr. Shipley«, rief Gail, »Leutnant Wortz
möchte Sie sprechen!«
    »Wo?«
    »Shuttle.« Sie eilte davon.
    Shipleys fröhliche Stimmung verflog. Er konnte sich
vorstellen, was Leutnant Wortz von ihm wollte.
    Hauptmann Scherers siebenköpfige Mannschaft war während
der gesamten Reise wach geblieben, und Shipley fand das ausgesprochen
bemerkenswert. Scherers Dienstpläne, die militärisch exakt
eingehalten wurden, und das Pflichtbewusstsein seiner Leute hatten
gewiss einen Teil zu deren unerschütterlichen
Durchhaltevermögen beigetragen, aber das konnte nicht alles
sein, da steckte mehr dahinter.
    Trotz der beengten Verhältnisse hatte zwischen dem

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