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Crossfire 1: Kontakt

Crossfire 1: Kontakt

Titel: Crossfire 1: Kontakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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Schweizer
Sicherheitspersonal und den anderen Reisenden am Bord der Ariel stets eine gewisse höfliche Distanz geherrscht. Ein Indiz
dafür war, dass die meisten aus Scherers Truppe immer noch mit
Dienstgrad und Nachnamen angesprochen wurden; man sagte
»Leutnant Wortz«, nicht »Gretchen«. Sie brachte
die Siedler, sobald man sie weckte, nacheinander auf die
Oberfläche des Planeten. Die Reihenfolge des Weckens war in
einem Losverfahren ermittelt worden, das jedoch die jeweils
benötigten Fähigkeiten berücksichtigte.
    »Dr. Shipley«, sagte Gretchen Wortz liebenswürdig,
»anscheinend geht der Aufbau außerplanmäßig
schnell voran. Jake Holman möchte einen Tag früher mit dem
Wecken beginnen. Können Sie in einer Stunde
aufbrechen?«
    »Ja, natürlich.« Einen Tag früher…
Shipley rang sich ein Nicken und ein Lächeln ab. Die erste
Gruppe der Siedler würde also schon morgen den Boden von
Greentrees betreten. Auch vier Neue Quäker wären dabei, was
für ihn ein Grund zur Freude hätte sein sollen. Was ein
Grund zur Freude war, ermahnte sich Shipley streng. Das
Problem lag einzig und allein bei ihm und nirgends anders. Diesmal
würde er sich bemühen, alles besser zu machen. Er
würde sich der Führung des Lichts anvertrauen und nicht
ständig versuchen, den eigenen Willen durchzusetzen. Er wollte
neu anfangen, auf diesem neuen Planeten.
    Er würde versuchen, mit Naomi in Frieden zu leben, anstatt
sie ihren andauernden leidvollen Kleinkrieg fortsetzten.
     
    »Wie ist es dort unten?«, fragte Tariji Brown
sehnsüchtig.
    »Großartig«, erwiderte Shipley. »Bald werden
Sie selbst dort sein, meine Liebe.«
    Tariji schnaubte. »Nicht, solang ich hier oben gebraucht
werde. Ich war ja so was von blöde, als ich meine medizinische
Ausbildung erwähnte. Als Klempner hätt’ ich mich
anmelden sollen! Klempner brauchen sie da unten. Aber nu’ mal
ran, Doktor. Unsere Patienten werden auch nicht
jünger.«
    Shipley lächelt Tariji zu. Allein ihr Anblick munterte ihn
auf. Eine hoch gewachsene, kräftig gebaute dunkelhäutige
Frau mit kurz geschorenem Haar, die unbekümmerte Tatkraft
ausstrahlte. Tariji würde mit allem fertig werden, was schief
laufen konnte, hier oben oder dort unten.
    Auf der Erde hatte sie ihm geholfen, die Furchtsamen unter den
Quäkern zu beruhigen; die hatten zwar Greentrees besiedeln
wollen, hatten sich aber vor dem Ungewissen und Unvertrauten
gescheut. »Ihr könnt nicht schwimmen, ohne nass zu
werden«, hatte Tariji ihnen erklärt. »Wollt ihr nun
ins Wasser springen, oder bleibt ihr am Ufer stehen?« Ihr tiefes
Lachen hatte ihren Worten jede Aggressivität genommen, und am
Ende hatten sich ihnen die meisten Neuen Quäker in der
Vereinigten Atlantischen Föderation angeschlossen.
    »Ich hab die Liste hier«, sagte Tariji. »Bereit,
Doktor? Der Erste ist Goldmann, Benjamin Aaron, Ingenieur.«
    Shipley nickte nur. Er hatte die Liste im Kopf. Im Gegensatz zu
Tariji, die die Reise im Kälteschlaf verbracht hatte, hatte er
beinahe sieben Jahre Zeit gehabt, sie auswendig zu lernen.
    Das Verfahren war einfach. Shipley wählte den entsprechenden
Kühlsarg – ein furchtbares Wort, irgendwem hätte etwas
Besseres einfallen sollen! –, und das Transportsystem brachte
den Behälter in den Raum, der einst die Bibliothek gewesen war.
Danach gab Shipley den Code zum Wecken des Passagiers ein, und der
Rest erfolgte automatisch. Die Flüssigkeiten wurde abgelassen,
der Körper erwärmt, und dann bekam er in der richtigen
Reihenfolge die richtigen Medikamente verabreicht.
    »Und hier ist er«, sagte Tariji. »Willkommen auf
Greentrees, Mr Goldmann.«
    Der nackte Benjamin Goldmann versuchte, sich aufzusetzen. Aber
seine Muskeln waren nach all den Jahren nicht mehr an Bewegung
gewöhnt, und er fiel wieder zurück. Er blickte so
überrascht drein, dass Tariji ihr volltönendes,
beruhigendes, grollendes Gelächter hören ließ.
»Nun mal langsam, Ben. Sie werden sich erst mal etwas zittrig
fühlen, dann wird Ihnen übel sein, und schließlich
werden Sie einen Bärenhunger verspüren. Aber alles in der
richtigen Reihenfolge. Also nehmen Sie’s leicht- und nehmen Sie
meine Hand.«
    »Sind wir… da?«, stieß Goldmann hervor.
Tariji half ihm dabei, sich aufzusetzen. Der Kühlsarg stand
gegenüber dem Fenster, und zufällig war gerade der Planet
zu sehen. Die blauweiße Kugel sah der Erde so ähnlich,
dass es einen langen Augenblick dauerte, ehe man registrierte, dass
die Kontinente andere Formen aufwiesen und der

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