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Crossfire 1: Kontakt

Crossfire 1: Kontakt

Titel: Crossfire 1: Kontakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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Substanz ist bereits fertig.«
    Alles zur Hand und vorbereitet, um uns alle auszuschalten,
wären wir durchgedreht. Nichts, was man eigentlich erwähnen
müsste. Stattdessen fragte Jake: »Was macht ihr mit
Lucy?«
    »Wir experimentieren mit ihr«, sagte die Ranke, und Jake
stockte das Blut in den Adern.
    »Was sind das für Experimente?«, mischte sich
George ein. »Geht es ihr gut?«
    »Wir wissen nicht, ob es irgendeinem Menschen mit diesem Plan
gut gehen wird. Das wisst ihr. Wir experimentieren mit
Lucy.«
    Jake zwang sich zu der Frage: »Sie ist… sie ist
nervös?«
    »Deshalb experimentieren wir mit ihr.«
    Wenig überzeugend wandte George ein: »Ihr hättet
besser mich genommen.«
    »Dein Nervensystem ist nicht so empfänglich.«
    »Wie lange wird es dauern, bis ihr mit uns anderen
weitermacht?«, fragte Jake.
    »Das wissen wir nicht. Die Moleküle, die wir erschaffen
müssen, sind kompliziert. Sie müssen auf zwei
unterschiedliche Spezies auf je unterschiedliche Weisen
wirken.«
    »Das ist wahr«, räumte Jake ein und fühlte
sich wieder hilflos. Er schob die Empfindung beiseite. Er konnte sie
sich jetzt nicht leisten.
    Er ging zurück zum Krankenlager. Ingrid setzte sich gerade
auf. Sie versuchte auszusehen, als wäre sie so eben aus einer
Ohnmacht erwacht. Sie war keine sonderlich gute Schauspielerin.
    »Nur Stress, nehme ich an«, sagte Dr. Shipley.
»Obwohl sie keine Anzeichen einer schweren Erschöpfung
zeigt.« Er musterte Jake misstrauisch.
    »Wenn du also in Ordnung bist, Ingrid, dann kommst du besser
mit«, forderte Jake. »Die Ranke ist bereit, uns zu
infizieren. Die…«
    »Schon?«, rief Shipley. »Wie konnten sie das Serum
so schnell herstellen? Die Moleküle sind sicherlich sehr
kompliziert, sodass…«
    Jake fiel ihm ins Wort. »Woher soll ich wissen, wie die Ranke es gemacht hat? Sie hat es gemacht. Doktor, Sie
sollten sich nun besser entscheiden. Und du ebenfalls, Nan. Entweder
ihr kommt mit uns und lasst euch infizieren, oder ihr bleibt
hier.«
    »Aber was ihr da macht ist falsch!«, sagte Nan
leidenschaftlich, verblendeter Idealist bis zum Schluss.
    »Ingrid?«
    »Ich komme«, sagte sie und ging mit Jake davon. Als sie
die Hauptinsel erreichten, meinte Ingrid: »Ich bin so
weit.«
    »Der Wirkstoff nicht«, erwiderte George. »Noch
nicht.«
    Vorwurfsvoll sah Ingrid ihn an: »Aber du hast
gesagt…«
    »Ich musste dich da wegholen. Die Ranke wird Shipley und Nan
für eine Weile außer Gefecht setzen. Wir können nicht
riskieren, dass sie alles gefährden.«
    Ingrids Mund formte ein kleines rundes O.
    Gail hielt das QVV-Gerät in der Hand und blickte unsicher in
Richtung Krankenlager. »Ihnen… wird doch nichts geschehen?
Sie werden keinen dauerhaften Schaden nehmen?«
    »Natürlich nicht«, beruhigte Jake sie. »Wir
sind diejenigen, die das Risiko tragen.«
    »Was machen wir nun?«, fragte George.
    »Wir warten«, sagte Jake, »dass die Ranken mit
ihrer biochemischen Magie fertig werden.«
     
    Stunden später kehrte Lucy zurück. Die Zeit war
dahingekrochen, größtenteils schweigend. Gail war
gegangen, um nach Shipley und Nan zu sehen, und sie hatte beide tief
schlafend vorgefunden. Es mussten alle fünf mit anfassen -Jake
und George und Karim und Ingrid und Gail –, um Shipley zur
Hauptinsel zu tragen. Jake wollte, dass die acht Menschen jederzeit
zusammenblieben. Er selbst trug Nan. Ihr magerer, verhungerter
Körper war in seinen Armen so leicht wie der eines Kindes.
Behutsam legte er sie neben ihren Vater.
    Beißend stellte Ingrid fest: »Das ist vermutlich das
erste Mal seit zwanzig Jahren, dass die beiden mehr als eine Stunde
lang friedlich zusammen sind… Schaut! Da kommt Lucy!«
    Sie ging über den Schleim, nicht auf einem Pfad. Jake
erkannte, dass keiner von ihnen das jemals versucht hatte. Lucys
kleine bloße Füße sanken fast fünf Zentimeter
tief in den Biofilm ein, aber sie schaute nicht einmal nach unten.
Dieses Verhalten war so abnorm, dass Jake sogleich das Schlimmste
befürchtete. Aber als Lucy sich zu ihnen auf die Decke setzte,
wirkte sie völlig normal und klang auch so.
    »Fertig«, stellte sie fest. »Ich bin
infiziert.«
    »Ranke, ich habe dir gesagt, ich wollte der Erste
sein!«, beschwerte sich Jake wütend.
    »Nein«, sagte die ausdruckslose Übersetzerstimme.
»Du musst Entscheidungen treffen. Du darfst nicht krank
werden.«
    »Das ist wahr«, stimmte George zu, ehe Jake etwas darauf
erwidern konnte. »Jemand muss gesund bleiben, für den Fall,
dass wir…«

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