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Crossfire 1: Kontakt

Crossfire 1: Kontakt

Titel: Crossfire 1: Kontakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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Er redete nicht zu Ende.
    »Das weiß ich«, entgegnete Jake. »Ranke, ich
will infiziert werden. Gail wird gesund bleiben, um die notwendigen
Entscheidungen zu treffen.«
    Gail blickte zunächst überrascht drein, dann
beschämt. Aber sie erhob keine Einwände. Jake wusste, dass
ihre Xenophobie nicht ideologisch bedingt war wie die von Nan. Sie
war biologischer Natur. Gesund würde sie ihnen mehr nutzen.
Gesund und mit dem QVV-Gerät.
    Infiziert. Er sah Lucy an. Sie saß mit ausgestreckten
Beinen da, wie ein Kind, ihr Oberkörper mit dem provisorischen
grauen Sarong bedeckt. Sie wirkte entspannt. Beruhigungsmittel?
    »Ranke, erzähl uns, was wir zu erwarten haben. Wir und
die Pelzlinge. Erzähl uns alles.«
    »Lucy hat die besten Moleküle getrunken, die wir in
dieser kurzen Zeit herstellen können«, erklärte die
Ranke. »Wir konnten darüber nicht in der Sonne
träumen, wie es hätte sein sollen. Bald werden wir genug
für Jake, George und Ingrid zu trinken haben. Die Moleküle
werden jeden infizieren. Die Krankheit wird über die Luft
verbreitet. Unser Feind atmet dieselbe Luft wie ihr. Wenn unser Feind
euch auf sein Schiff bringt, werdet ihr ihn anstecken. Sie werden die
Infektion auf ihrer Welt verbreiten. Die Infektion verbreitet sich
sehr schnell.«
    »Aber was bewirkt sie?«, wollte Ingrid wissen. Sie
starrte Lucy an.
    »Wir haben dieses Molekül für unseren Feind
gemacht«, sagte die Ranke. »Wir haben es über
zweihundert Jahre lang an unseren experimentellen Feinden auf jenem
Planeten getestet, auf dem wir euch gefunden haben. Ihr habt diese
experimentelle Siedlung nicht gesehen. Es ist unser bestes
Experiment. Die Feinde sind glücklich. Sie sitzen träumend
in der Sonne. Sie haben viele Nachkommen und sorgen für sie.
Auch die Nachkommen sitzen träumend in der Sonne. Aber sie
verhungern nicht. Sie bauen genug Nahrung an und sorgen für
ausreichende Unterkünfte. Aber sie bauen keine Maschinen oder
Schiffe. Sie wollen sich nicht mehr bewegen als nötig. Sie sind
glücklich, in der Sonne zu träumen und gemeinschaftlich zu
schweigen.«
    Mein Gott, dachte Jake, die Ranken wollen die Pelzlinge
zu etwas machen, was Pflanzen wohl am nächsten kommt.
    Die Ranke fügte hinzu: »Die infizierten Feinde werden
viel mehr Nachkommen haben als vorher. Die infizierten Feinde wirken
auf ihre eigene Spezies sexuell anziehend.«
    Nach einem Augenblick sprachloser Stille sagte George:
»Wie… wie Blumen. Pheromone locken Bienen an und sogar uns,
um ihre Fortpflanzung zu fördern.«
    »Ja«, bestätigte die Ranke, »wie
Blumen.«
    Unsicher warf Ingrid ein: »Das also wird das Molekül bei
den Pelzlingen bewirken. Aber was bewirken sie bei uns?«
    »Das wissen wir nicht«, sagte die Ranke. »Ihr seid
Überträger. Wir haben das Molekül so modifiziert, dass
es in eurem Körper existieren kann und von euch verbreitet wird.
Das war schwierig. Wir hatten nicht genug Zeit, mehr zu
tun.«
    »Aber wenn Lucy… was, wenn dieses
›Molekül‹ uns umbringt?«, fragte Jake.
    »Das wissen wir nicht«, antwortete die Ranke. »Lucy
lebt noch. Aber ihr dürft das Serum erst trinken, unmittelbar
bevor ihr das feindliche Schiff betretet. Ihr werdet lange genug
leben, um sie anzustecken.«
    Die Ranke war nicht gefühllos, rief sich Jake in Erinnerung.
Der Eindruck entstand nur durch die Ausdruckslosigkeit des
Übersetzers und der ihrer Art eigenen Ruhe. Trotzdem konnte er
nicht anders als sarkastisch anzumerken: »Nun, eure Arbeit ist
getan. Solltet ihr Ranken nicht bald in euer Rettungsboot steigen,
ehe wir den Pelzlingen Bescheid geben?«
    Die Ranke antwortete nicht. Also gut, sollten die Ranken die
Flucht ergreifen oder nicht. Sie mussten wissen, was für sie am
besten war. Jakes Sorge galt dem Überleben der Menschen –
denen in Mira City, nicht ihm selbst oder seiner seltsamen Truppe
hier. Obwohl er natürlich überleben wollte. Er betrachtete
Lucy, die tapfer und unerschütterlich wirkte. Sie zeigte keine
Anzeichen einer Krankheit. Noch nicht.
    Wie rasch würden die Symptome auftreten? Es war durchaus
möglich, eine Spezies mit einer Krankheit zu infizieren, die
für eine andere bestimmt war, hatte George erklärt, ohne
dass die erste Spezies krank wurde. Mücken starben nicht an
Malaria. Mäuse starben nicht am Hanta-Virus. Katzen starben
nicht an der Corinspest, jener entsetzlichen genetisch konstruierten
Biowaffe, die einen Großteil von Nordafrika ausgelöscht
und nur Heerscharen gesunder Katzen zurückgelassen hatte.
    Auf

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