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Crossfire 1: Kontakt

Crossfire 1: Kontakt

Titel: Crossfire 1: Kontakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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Nein, beweg dich nicht, verdammt noch mal. Trink einfach
nur.«
    Er tat es und vergoss die Hälfte der Flüssigkeit
über seine Brust. Fast gleichzeitig ließ der Schmerz nach.
Behutsam wandte er den Kopf. Er lag auf der Hauptinsel. George
saß neben der Ranke, aber sonst war niemand anwesend. Jake sah
die offenen Stellen am Stamm der Ranke, wo die dicken Ausläufer
ausgerissen waren.
    »Müller?«
    »Tot«, sagte Gail düster. »George meint, es
war vermutlich das gleiche Zeug, mit dem sie ihren toten
Gefährten damals auf Greentrees zersetzt haben.«
    Greentrees. Ein anderes Leben.
    »Die Ranke hat dieses Schmerzmittel für dich
hergestellt«, erklärte George.
    »Die Ranke?« Der Außerirdische hatte Müller
getötet. Wir töten nicht, hatte er zuvor
behauptet.
    George verstand Jakes Frage falsch. »Der Ranke geht es gut.
Sie kann Gliedmaßen regenerieren, musst du wissen. Es wird nur
eine Weile dauern.«
    »Und du kommst auch wieder in Ordnung«, sagte Gail.
»Dr. Shipley…« Sie zögerte. »Jake, er gibt
sich die Schuld an dem, was geschah. Offenbar hat er Franz zu Fall
gebracht, und Franz stürzte in den… er stürzte.
Shipley meint, dass er Franz umgebracht hat.«
    »Also macht er sich Vorwürfe, weil er mich gerettet
hat«, stellte Jake verbittert fest. Shipleys Sichtweise war
unvernünftig. Der Sturz hatte Müller nicht umgebracht; das
hatte der Schleim getan. »Glaubt Shipley, es wäre besser
gewesen, Müller hätte mich getötet?«
    »Ich weiß nicht, was er glaubt«, erwiderte Gail.
»Das wusste ich nie. Aber er hat erzählt, dass sowohl du
als auch er der Ranke von unserem Plan erzählt haben. Das ist
doch nicht wahr, oder?«
    »Es ist wahr.«
    Sie starrte ihn ausdruckslos an. »Dann wünschte ich,
Franz hätte dich getötet. Du hast Mira City dem Untergang
geweiht.«
    »Gail«, sagte George sanft.
    Plötzlich jammerte sie: »Warum? O Gott, Jake – warum ?«
    Shipley hatte dieselbe Frage gestellt. Bevor Jake zu einer Antwort
ansetzen konnte, schlug Gail ihm so heftig gegen den Helm, dass sein
Kopf zur Seite geschleudert wurde. Schmerz schoss durch seine Rippen.
»Da!«, schrie sie. »Ich habe Jake auch angegriffen!
Also lös mich auf, du außerirdischer
Scheißkerl!«
    »Gail!«, wiederholte George. Er trat schnell auf sie zu
und hielt sie fest. »Tu das nicht!«
    »Es fst mir egal, George! Er hat sie alle umgebracht, jeden
in Mira!« Sie fing an zu schluchzen.
    Die Ranke sagte: »Wartet.«
    George ließ Gail sofort los. »Du sprichst wieder mit
uns!«
    Mit immer noch schmerzenden Rippen brachte Jake hervor: »Hat
sie euch nicht…«
    »Nicht ein Wort«, erwiderte George. »Aber sie hat
das Schmerzmittel für dich hergestellt, daher habe ich
gehofft…«
    »George«, sagte die Ranke, »sei still,
bitte.«
    Jake hatte noch nie erlebt, dass eine Ranke einen Befehl erteilte.
Oder auch nur eine Bitte äußerte. Was von beidem war das
gerade gewesen? Die eintönige Stimme des Übersetzers machte
es unmöglich, das zu sagen.
    George stand still, erwartungsvoll. Stumme Tränen rannen Gail
über die Wangen. Jake lag auf der rauen Decke. Alle
warteten.
    Schließlich sprach die Ranke. »Wir werden nun die
anderen Menschen holen. Wir werden mit allen Menschen gemeinsam
sprechen. Wir haben eine Idee.«
     
    Eine Idee. Der Außerirdische hatte eine Idee. Jake setzte
sich mühsam auf. Gail half ihm nicht. Sie blickte nicht einmal
in seine Richtung. Ebenso wenig George, dessen gesamte Aufmerksamkeit
auf die Ranke gerichtet war.
    Der Weg zum Krankenlager war immer noch frei, aber der neue Weg,
der Weg zu diesem »ganz Neuem«, was die Ranke allen hatte
zeigen wollen, war verschwunden. Wann war das geschehen? Während
Jake hinsah, bildete sich der Weg erneut. Der Schleim kroch nach
beiden Seiten auseinander. Der Schleim. Jake versuchte, sich
nicht an Müllers Gesicht zu erinnern.
    »Der Weg hat sich geschlossen, nachdem wir diese neue
Besonderheit erreicht hatten«, erklärte George. »Es
war… egal, spielt keine Rolle. Du warst vorher schon hierher
zurückgegangen. Ich glaube, die Ranke hatte damit nicht
gerechnet. Sie wollte uns alle so lange von hier fern halten, wie
Shipley brauchte, um vertraulich mit ihr zu reden. Aber du hast
Shipley gehört, nicht wahr?«
    Jake nickte.
    George fuhr fort: »Nachdem Franz dich angegriffen hatte,
brachte die Ranke nur mich zurück. Shipley war… ist…
nun, du wirst sehen. Die Ranke wollte jemanden, dem sie alles
erklären konnte. Dann ging ich zum Krankenlager und holte

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