Crossfire 1: Kontakt
stellten die Becher ab.
Karim wurde natürlich nicht infiziert: Das Letzte, was sie
brauchen konnten, war ein Pilot, der nicht nur vollkommen unerfahren,
sondern auch noch krank war. Sofort lösten sich alle Becher auf,
und im nächsten Moment öffnete sich das Schott zur
Luftschleuse.
Ein Pelzling, in Helm und Schutzanzug, trat ein, ein Männchen
– vielleicht dasselbe, das Jake zuvor getroffen hatte,
vielleicht aber auch nicht. Es war merkwürdig, einen
vollständig bekleideten Pelzling zu sehen. Ein weiteres
Männchen dahinter trug ein Übersetzer-Ei, und ein Weibchen
führte einen der gebogenen Waffenstäbe mit sich.
Keiner von ihnen trat aus der Luftschleuse. Der Anführer
knurrte etwas, und der Übersetzer sagte ausdruckslos: »Die
Menschen kommen mit uns.«
Jake hatte ihren Aufbruch bereits geplant und mit den anderen
besprochen. Er brauchte keine Anweisungen zu geben, jeder handelte
so, wie es abgesprochen war: Karim packte Shipleys schlafende Masse
unter den Achseln und zerrte den Besinnungslosen mit sich, George hob
Nan auf seine Arme, Gail trug das QVV, und sie alle traten gemeinsam
in die Luftschleuse. Jake erwartete, dass der Pelzling wegen der
bewusstlosen Menschen Einwände erheben oder zumindest eine
diesbezügliche Frage stellen würde, aber er tat weder das
eine noch das andere.
Jake hatte jeden ermahnt, sich nicht von der
»sprechenden« Ranke zu verabschieden. Nichts durfte den
Pelzlingen einen Hinweis darauf geben, welches Verhältnis sich
zwischen den Menschen und den Pflanzen entwickelt hatte. Die Ranke
schwieg ebenfalls.
Der Übersetzer der Pelzlinge sagte: »Ihr wart neun
Menschen. Jetzt seid ihr acht Menschen.«
»Die Pflanzen haben einen Menschen gefressen«,
erklärte Jake.
Hinter dem durchsichtigen Helm verzog der Pelzling das Gesicht,
aber Jake war es nicht möglich, den Ausdruck zu deuten.
Dann befanden sie sich an Bord des Pelzlingsschiffes, in demselben
kahlen Raum, in dem sie schon einmal gewesen waren; das erkannten sie
an dem Bodenbelag, den sie aufgerissen hatten, um primitive Kleidung
daraus zu machen. Die Pelzlinge waren dem Schiff der Ranken also
einfach gefolgt. Jake hätte es wissen sollen. Deshalb waren sie
so schnell da gewesen. Was warer nur für ein Dummkopf.
Alle drei Pelzlinge hatten zusammen mit den Menschen den Raum
getreten. Über den Übersetzer befahl der Anführer:
»Nehmt die fremden Helme ab!« Sie taten es und legten die
Helme auf den Boden. Dann richtete sich der Pelzling an Gail:
»Hüterin der Namen und Vögel, möchtest du nun
sterben für die Vögel und den Morgenhimmel?«
»Nein«, antwortete Gail.
Der Pelzling wandte sich an Jake. »Sag uns, wo sich die
genetische Bibliothek des Feindes befindet.«
»Ich muss es zeichnen«, antwortete Jake. »Wir haben
nicht verstanden, was der Feind uns gesagt hat. Aber ich habe mir
gemerkt, was der Feind uns zeigte. Ich muss es zeichnen.«
Der Anführer entblößte seine Furcht erregenden
Zähne. Offenbar eine planetenübergreifende Geste von
Fleischfressern, kam es Jake beiläufig in den Sinn. Alle
drei Pelzlinge trugen noch immer ihre dicht anliegenden Anzüge
mit den durchsichtigen Helmen. Wie viel Atemluft enthielt diese
Ausrüstung? Jake sah keine Tanks oder Schläuche, und die
Pelzlinge waren keine Biozauberer wie die Ranken. Der Luftvorrat in
diesen Helmen musste also beschränkt sein.
Das zweite Männchen legte den Übersetzer ab und
verschwand. Es verging einige Zeit, ehe es zurückkehrte, mit
einer runden leeren Tafel aus… irgendwas. Niemand sagte etwas.
Shipleys Schnarchen war der einzige Laut.
Jake nahm die Tafel entgegen, zusammen mit einem eigenartig
gebogenen »Stift«, der keine ausgeprägte Spitze
aufwies. Trotzdem schrieb er auf der Tafel. Jake fing an, Sternbilder
zu skizzieren. Die Konstellationen hatte ihm die Ranke auf ihrem
Bio-Arm gezeigt und behauptet, es wäre eine durchaus
glaubwürdige Lage für die genetische Bibliothek. Jake
hoffte, dass sie den Pelzlingen ebenso glaubwürdig erschien.
Einmal schaukelte das Schiff ein wenig. Karim blinzelte. Die
Pelzlinge legten die Helme nicht ab.
Jake zeichnete mit quälender Langsamkeit und hielt
schließlich inne. »Ich versuche, mich an alles zu
erinnern«, sagte er entschuldigend. »Ich möchte keinen
Fehler machen.«
»Dir ist doch hoffentlich klar«, hatte George zu ihm
gesagt, »dass es für sie keinen Grund gibt, uns weiterhin
am Leben zu lassen, sobald sie glauben, die Lage der Bibliothek zu
kennen?«
Das war richtig. Aber
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