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Crossfire 1: Kontakt

Crossfire 1: Kontakt

Titel: Crossfire 1: Kontakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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schließlich – erstaunlicherweise
– einschlief.
    Mit einem Aufschrei erwachte sie. Etwas geschah, etwas
Schreckliches. Aber… es war nur Nan, die sich in der Mitte der
Raums benommen auf dem Boden aufsetzte. In einer Mischung aus Angst
und Freude rief Gail: »O Gott! Nan!«
    »Ich bin auch froh, dich zu sehen«, gab Nan zurück.
Sie blickte sich um. Ihre Benommenheit ließ allzu rasch nach.
Sie funkelte Gail an und wollte wissen: »Was hat Jake, dieser
Rattenarsch, jetzt angestellt?«
    Es blieb ausgerechnet an Gail hängen, ihr das zu
erklären. Und das Nan, die die Ranken von Anfang an nicht hatte
ausstehen können. Nan, die leidenschaftliche Moralistin, wenn es
um biologische Experimente an einer anderen Spezies ging. Nan, die zu
allem fähig war.
    Gail kroch zu Nan hinüber und legte den Mund dicht an ihr
Ohr. »Überwachung«, hauchte sie. »Können
jetzt nicht reden. Warte.«
    Und Nan konnte nichts weiter tun, als das hinzunehmen.
Ausnahmsweise mal. Für Gail war es beinahe eine Art Triumph.
     
    Dr. Shipley wachte nicht auf. Nach einer Stunde, während der
überhaupt gar nichts geschah, konnte Gail es nicht länger
aushalten. Wenn sich die Infektion unter den Pelzlingen so schnell
verbreitete wie unter den Menschen, musste jeder an Bord inzwischen
krank sein. Hoffte sie.
    »Komm«, sagte sie zu Nan, »wir gehen.«
    Nan riss die Augen auf. »Gehen wohin?« Offensichtlich
hatte sie das Stoffstück nicht bemerkt, das die Luke einen Spalt
breit offen hielt.
    Gail fasste Nan bei der Hand – wie gut sich die dünnen,
vernarbten Finger anfühlten! – und führte sie zur
Luke. Vorsichtig schob Gail sie auf. Nan gab einen überraschten
Laut von sich, der Gail irgendwie befriedigte. Sie erklärte:
»Die Pelzlinge wurden angesteckt.«
    »Das weißt du nicht! Du weißt nur, dass fünf
von uns todkrank sind!«
    »Die Pelzlinge sind ebenfalls krank«, behauptete Gail
und legte dabei mehr Überzeugung in ihre Worte, als sie
tatsächlich empfand.
    Die beiden Frauen schlichen nach draußen in dem kahlen Gang,
durch den sie das Schiff betreten hatten. An dessen Ende befand sich,
wie Gail wusste, die Luftschleuse. Dort wollte sie nicht hin. Der
Gang verzweigte sich nach rechts, und sie führte Nan in diese
Richtung. Dann erneut zwei Abzweigungen. Gail überließ
ihre Wahl dem Zufall.
    Sobald sie um die zweite Ecke gebogen hatten, sog Gail erschrocken
die Luft ein und stoppte. Zwei Pelzlinge lagen sich windend auf dem
Boden. Waren sie krank? Zu krank, um aufzuspringen und die beiden
Menschen anzugreifen? Gail wich panisch zurück, aber Nan hielt
sie an der Schulter fest.
    »Gail, sie paaren sich!«
    »Paaren?«
    Nan lachte. Es sieht tatsächlich aus wie eine Paarung, dachte Gail, so wie die beiden sich aneinander
drängen. Was sonst kann es sein? Plötzlich wollte Gail
es gar nicht wissen. »Die Infizierten werden für andere
Pelzlinge sexuell unwiderstehlich sein«, hatte Jake ihr
gesagt. Nun, es brachte wenig, wenn die Infizierten ihre ganze
»Unwiderstehlichkeit« einzig und allein unter sich
einsetzten. Damit würden sie das »Molekül« nicht
weiterverbreiten.
    Aber wenigstens kotzten sie nicht.
    »Nimm das«, sagte Nan. Sie hatte zwei der
gekrümmten Waffenstäbe auf dem Boden neben den achtlosen
Pelzlingen entdeckt und an sich gebracht. Einen davon hielt sie Gail
hin.
    »Ich weiß nicht, wie man das Ding benutzt«,
flüsterte Gail.
    »Ich etwa? Nimm es!« Nan gab sich nicht die Mühe,
ihre Stimme zu senken. Die kopulierenden Pelzlinge blickten nicht
einmal auf.
    Nan zielte mit der Waffe und fummelte an dem einen Ende herum.
Gail berührte sie am Arm. »Du hast keine Ahnung, wie die
Waffe eingestellt ist! Du könntest ein Loch in die
Schiffshülle brennen!«
    »Vermudich hast du Recht«, räumte Nan ein.
»Was fangen wir also mit den beiden an?«
    Gail war nur froh darüber, dass Nan nicht länger den
Vorkämpfer für die Rechte der Pelzlinge spielte. Aber Nans
nächste Worte machten diese Illusion zunichte.
    »Tot wären sie besser dran, als wenn sie als solche
Karikaturen weiterleben«, sagte sie mit bitterer Stimme.
    »Wir brauchen diese ›Karikaturen‹. Sei kein
Schwachkopf, Nan. Lass uns einfach… einfach
weitergehen.«
    Vorsichtig schlichen sie an den fieberhaft kopulierenden
Pelzlingen vorbei, die sie gar nicht wahrzunehmen schienen. »Das
muss ja der Fick ihres Lebens sein«, meinte Nan.
    Gail hörte nicht hin. Was tat sie hier eigentlich? Einfach
dreist in das feindliche Schiff vorstoßen? Das Schiff

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