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Crossfire 1: Kontakt

Crossfire 1: Kontakt

Titel: Crossfire 1: Kontakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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eines
Feindes, der mehr an Sex interessiert war als am Krieg?
    Das war doch der beste Feind, den man haben konnte.
    Der Gang mündete in einem großen Raum. Als Erstes
bemerkte Gail, dass der Boden des Raums aus einem dicken,
durchsichtigen Material bestand. Es war in einem
unregelmäßigen Muster von sich kreuzenden, grauen Streben
durchzogen. Der Boden war an den Rändern gewölbt, und
darunter, nicht weit vom Mittelpunkt des Raums entfernt, war eine
gewaltige, dunkle Masse über eine kurze, dicke Stange mit dem
Boden verbunden.
    »Das ist also ein McAndrew-Antrieb«, hauchte Nan, aber
Gail nahm sie kaum wahr. Sie hatte die Pelzlinge in dem Raum
entdeckt.
    Es waren fünf. Sie alle saßen auf dem Boden, die dicken
Schwänze flach hinter sich ausgestreckt. Zwei blickten auf, als
die Menschen eintraten, und Gail hielt den Atem an. Aber die
Pelzlinge bewegten sich nicht. Sie schauten die Menschen einfach nur
ruhig an, als wären diese interessante Gegenstände der
Kontemplation.
    »Hol… hol ihre Waffen«, sagte Gail unsicher.
    Nan gehorchte. Kein Pelzling wehrte sich, als sie ihnen die
Pistole – oder was immer das für Waffen waren –
abnahm. Aber einer stand auf, als Nan ihn entwaffnete. Gail konnte
einen kurzen Aufschrei nicht unterdrücken, und Nan sprang
zurück. Der Pelzling beachtete sie nicht und ging geradewegs zu
einer Art Wandschrank. Er holte etwas heraus und fing
unbekümmert an zu essen.
    Also konnten sie für ihre körperlichen Bedürfnisse
sorgen. Was konnten sie sonst noch? Oder war das nur das erste
Stadium der Krankheit, wie die Menschen ein heftiges erstes Stadium
erlebt hatten, und die infizierten Pelzlinge würden später
anders handeln? Gail hatte keine Ahnung. Während ihres
schreckhaften Sprungs nach hinten war Nan ins Taumeln geraten. Jetzt
torkelte sie zu Gail und sagte mit zittriger Stimme: »Mir
ist… ein bisschen schwindelig…«
    »Natürlich. Du weigerst dich schon seit Tagen, Nahrung
zu dir zu nehmen!«, schimpfte Gail – und Nan verlor das
Bewusstsein.
    Wunderbar. Genau das brauchte Gail jetzt. Ruhig gestellte
Außerirdische, kotzende Schiffskameraden und eine verhungerte
Nan. Nicht zu vergessen, dass Gail nicht die leiseste Ahnung hatte,
was sie selbst da eigentlich tat.
    Sie schüttelte Nan wach und gab ihr etwas zu essen, von dem
Zeug, das der Pelzling aus dem Schrank geholt hatte. Immerhin hatte
Nan auf Greentrees die Nahrung der Pelzlinge, die Menschen
getötet hatten, nicht verweigert. Widerlich fand sie nur die
Nahrung der Ranken, die den Menschen halfen. Aber jetzt war nicht der
Zeitpunkt, um über die Widersprüchlichkeiten der
menschlichen Natur zu grübeln.
    »Ich glaube, wir müssen sie alle in einem Raum
einschließen, ehe sie… sich irgendwie
verändern.«
    »In welcher Hinsicht verändern?«, fragte Nan.
    »Woher soll ich das wissen? Es gibt jedenfalls nur einen
Raum, von dem ich weiß, dass er sich verschließen
lässt – und das ist der, in dem wir gefangen gehalten
wurden! Wir müssen alle Menschen dort herausholen und alle
Pelzlinge, die wir finden, hineinstecken.«
    Nan starrte sie an, als wäre Gail verrückt geworden.
    »Hast du etwa einen besseren Plan?«
    »Hätte ich vielleicht, würdest du mir die ganze
Geschichte erzählen. Was, zur Hölle, ist hier
überhaupt los?«
    »Ich erzähl es dir, während wir unsere Leute dort
herausschleppen. Komm schon, lass uns anfangen.«
     
    Naomi nahm es besser auf, als Gail erwartet hätte. Zu gut, um
genau zu sein. Gail registrierte es und nahm sich vor, darüber
später nachzudenken.
    Nachdem sie die fünf kranken Menschen und Dr. Shipley auf die
Brücke geschleppt hatten, taten Gail die Arme weh. Nan, die von
ihrem eigensinnigen Hungerstreik noch geschwächt war, zitterte.
Zumindest Karim schien es aber besser zu gehen. Vielleicht weil er
körperlich in der besseren Verfassung war, vielleicht nahm die
Krankheit aber auch einen sanfteren Verlauf, wenn man sich bei
anderen Menschen ansteckte und nicht unmittelbar über das Serum
infiziert wurde. Woher wollte Gail das wissen? Sie wusste im Grunde
nichts.
    Karim starrte sie mit einer Spur von Erkennen in den dunklen Augen
an, obwohl er ihr nicht antwortete. Die Übrigen schienen in
einer Art unruhigem Koma zu liegen, nicht ansprechbar und noch immer
fiebrig.
    »Wenn wir nur deinen Vater wecken könnten!«, sagte
Gail. »Er ist immerhin Arzt.«
    Nan starrte düster auf ihren schlafenden Vater, der
ausgestreckt auf dem Boden des Schiffs lag. »Es ist
Völkermord,

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