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Crossfire 1: Kontakt

Crossfire 1: Kontakt

Titel: Crossfire 1: Kontakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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nicht ganz schlüssig. Jake war lange
genug als Rechtsanwalt tätig gewesen. Man entließ keinen
wichtigen Zeugen, ehe man seine Aussage nicht überprüft
hatte. Er wusste nicht, was die militärische Entsprechung
für diese gerichtliche Vorsichtsmaßnahme war, aber er war
sicher, dass es sie gab. Diese Wesen waren Soldaten.
    Er zeichnete wieder, diesmal noch langsamer.
    Shipley schnarchte.
    Der Anführer der Pelzlinge hob die Arme und nahm den Helm vom
Kopf.
    Jake zog einige weitere überflüssige Linien. Auch die
beiden anderen Pelzlinge legten die Helme ab. Bedächtig trat
Jake vor ihren Anführer, um ihm die Tafel zu zeigen. Jake ging
nicht zu nahe heran, und er vermied auch jede plötzliche
Bewegung. Er hielt ihm die Tafel zwar hin, aber nicht zu nahe, und
als sich der Pelzling nach vorn beugte, um genauer darauf zu sehen,
pustete Jake ganz sachte in seine Richtung, sodass seine leichten
Atemstöße fast wie verstohlene Küsse aussahen.
     
    Lucy übergab sich etwa eine Stunde später. Bis zu diesem
Zeitpunkt hatte im abgeschlossenen Teil des Schiffes beinahe eine Art
Feierstimmung geherrscht. Eine sehr stille Feier, denn niemand wagte,
offen zu sprechen. Der Raum wurde sicherlich abgehört. Aber die
Menschen lächelten einander zu. Wahrscheinlich hatten sie die
Pelzlinge angesteckt. Und die Menschen lebten – noch.
    Leider hatte das Weibchen mit der Waffe Gail die QVV weggenommen.
Jake hatte keine Ahnung, was die Pelzlinge damit vorhatten. Oder was
sie mit den »Abschiedsknospen« darin tun würden, wenn
sie diese fanden.
    »Ich wünschte, wir hätten etwas Wasser«, sagte
Gail. »Beim letzten Mal haben sie uns Wasser gegeben.« Sie
kümmerte sich um Lucy. Die lag still und mit glasigem Blick in
einer Ecke.
    »Sie muss was Verdorbenes gegessen haben«, sagte Ingrid.
Gail rollte die Augen über diesen unbeholfenen Versuch, sich
selbst und ihnen allen etwas vorzumachen.
    Jake spürte, dass sich auch in ihm etwas tat. Ein
säuerlicher Geschmack entstand in seinem Mund, dann drängte
etwas seine Kehle hoch… Er schaffte es gerade noch in eine
andere Ecke, ehe er sich übergab.
    »O Gott«, hörte er Gail sagen.
    Danach geschah etwas Merkwürdiges. Eine Ranke beugte sich
über ihn. Es war Beta. Sie bedeckt ihn mit schwarzen
Blüten, die aussahen wie seltsam glänzende Orchideen.
»Du hast Mrs Dalton umgebracht«, warf Beta ihm in Lucys
Stimme vor. Dr. Shipley war ebenfalls da. Er saß auf dem Boden,
in seine verfluchte Stille Andacht versunken, aber als Jake sich von
Beta losriss und zu dem Arzt hinüberging, stellte er fest, dass
Shipley gar nicht betete – er war tot. »Du hast Mrs Dalton
umgebracht«, sagte der Leichnam, und Jake schrie zurück:
»Ich habe nur versucht, Mira City zu retten!« Dann tanzte
Nan an ihm vorbei. Sie war nackt und vollführte anzüglich
Bewegungen.
    »Halluziniere nicht so laut!«, flüsterte Gail, die
sich dicht an sein Ohr beugte. »Was, wenn sie uns
belauschen?«
    »In Ordnung«, erwiderte er, aber er sagte es in der
Sprache der Pelzlinge, sodass sie ihn nicht verstand und
davonging.
    Feuer züngelte über seine Arme und Beine. Er hob die
Arme, um die Farben der Flammen zu bewundern: Rot und Gelb und Orange
und Blau und Grün und Rot und Gelb und…
    »Ich brauche Wasser, verdammt noch mal!«, brüllte
Gail zur Decke empor. »Gebt mir zumindest etwas Wasser!«
Dann, eine Minute oder eine Stunde später: »O Gott! Nan!«
    Danach… nichts mehr.

 
30. KAPITEL
     
     
    Gail hatte jeden in eine andere Ecke geschickt: George, Ingrid,
Jake, Lucy. Alle erbrachen sich gleichzeitig. Der Gestank war
grauenhaft.
    Und dann übergab sich auch Karim.
    »Du hast es gar nicht!«, schrie Gail und vergaß,
dass sie möglicherweise beobachtet und belauscht wurden.
»Du hast nicht davon getrunken!«
    »Ich muss… mich bei einem… von ihnen angesteckt
haben…«, stöhnte Karim. Unter seiner dunklen,
arabischen Haut wirkte er plötzlich so blass wie eine Kokosnuss
ohne Schale.
    Gail lief es eiskalt über den Rücken. Wenn sich Karim
tatsächlich bei einem der anderen angesteckt hatte, wurde er
vielleicht zu krank, um das Schiff zu steuern. Und wenn sich Karim
bei einem infizierten Menschen angesteckt hatte, dann konnte das Gail
auch passieren.
    Dann würde sich niemand von ihnen mehr um Mira
Citykümmern können und…
    Nur die Arbeit hielt Gail aufrecht. Jetzt, da sich gleich
fünf ihrer Gefährten übergaben, gingen ihr die Ecken
aus. Sie lehnte Karim gegen die Wand zwischen Lucy und Jake.

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