Crossfire 1: Kontakt
mit
untergeschlagenem Schwanz auf dem Boden hockte und ins Leere starrte.
Die anderen Pelzlinge wurden von der sich erweiternden Barriere zur
Seite gedrängt. Gail presste die Handfläche gegen die
beruhigend feste, unsichtbare Mauer. Für einen Sekundenbruchteil
verschwand der Widerstand und war dann wieder da. Jetzt befand sich
auch der Pelzling in der Ecke innerhalb des Kraftfelds, gemeinsam mit
Gail.
Gail spürte Übelkeit und kalten Schweiß auf der
Haut. Dieses Geschöpf konnte sie mit einem Schlag töten.
Und es war außerirdisch, was für sie noch weitaus
schlimmer war. Sie zwang sich, nach unten zu greifen und seinen Arm
zu packen. Sie zog, und der Pelzling stand auf.
»Gut!«, rief Nan. »Jetzt komm her.«
Der Raum war von Lärm erfüllt. Die Pelzlinge schrien
Worte oder was immer sie als Sprache verwendeten. Gail zog den
gehorsamen Pelzling auf die Luke zu. Die anderen stießen mit
ihren zugreifenden Händen gegen die unsichtbare Wand und riefen
ihrem Kameraden etwas zu. Aber der Pelzling war immer noch im ersten
Stadium der Infektion und antwortete nur mit einer sonderbar
rollenden Kopfbewegung. Gail führte ihn zur Luke hinaus. Nan
schloss sie, und sie hatten einen Piloten.
»Woher wissen wir, dass er das Schiff fliegen kann?«,
fragte Gail mit einiger Verspätung.
»Wir wissen es nicht, aber schau dir die Brustriemen an: Es
sind die gleichen Muster wie bei der Pilotin des Beiboots. Ich glaube
sogar, dass es derselbe Pelzling ist.«
Gail schaute den Außerirdischen an, und erst jetzt erkannte
sie an dem fehlenden Fellkamm, dass es sich um ein Weibchen handelte.
Also befand sich in diesem Raum vermutlich auch jener Anführer,
der so skrupellos die Menschen als Saboteure verpflichtet und der
befohlen hatte, ihre Gleiter zu verdampfen. Gail war sich nicht
sicher, welcher Pelzling es war. Aber das spielte jetzt auch keine
Rolle.
»Wie willst du mit ihr kommunizieren? Bisher haben wir kein
Übersetzer-Ei gefunden.«
Nan gab keine Antwort. Sie nahm den Pelzling bei der Hand und
führte ihn zur Brücke. Dort schob sie ihn in einen Sitz,
von dem Gail annahm, dass Nan annahm, dass es der Pilotensitz sei.
Der Pelzling schaute Nan ausdruckslos an. Nan hatte den Stift und die
Tafel, auf der Jake den falschen Standort der genetischen Bibliothek
der Ranken aufgezeichnet hatte, aus dem
»Gefängnisraum« mitgenommen. Wie hatte sie
herausgefunden, wie sich Jakes Zeichnung löschen ließ? Nan
zeichnete ein Sonnensystem mit kleinen Menschen, Pelzlingen und
Ranken, die alle auf demselben Planeten standen. Der Pelzling verzog
das Gesicht, rührte sich aber ansonsten nicht.
Nan skizzierte den Pelzling, wie er im Pilotensitz saß. Dann
zeichnete sie etwas, was selbst Gail als einen der
Nahrungsbehälter wiedererkannte, die sie in einem Schrank
gefunden hatten.
Nan zog eine dicke schwarze Linie durch das Essen.
Der Pelzling fing an zu weinen.
»Was…«, sagte Gail.
»George hat das erstmals bei einem Pelzlingskind auf
Greentrees beobachtet«, erklärte Nan. »In dem Lager
der rein weiblichen Pelzlinge. George ist überzeugt davon, dass
jedes Wesen mit Augen ohne Nickhäute irgendeinen
Tränenmechanismus braucht, um Staub und andere Verunreinigungen
auszuspülen. Aber schon damals äußerte er die
Vermutung, dass die Tränen bei den Pelzlingen ebenso eine
Äußerung von Kummer sein könnten. Er meinte, gewisse
Mechanismen würden sich in unterschiedlichen Evolutionszweigen
schon rein zufällig wiederholen.«
»Oh«, sagte Gail. Sie erinnerte sich nicht daran, was
Nickhäute waren.
Der Pelzling weinte noch immer. Große Tränen liefen
grotesk über das verfilzte Haar in seinem Gesicht. Nan zeigte
erneut auf die Zeichnung des Sonnensystems, das Steuerpult und die
durchgestrichene Nahrung. Der Pelzling griff nach einem seltsam
aussehenden Vorsprung, der vor ihm aus der Konsole ragte.
»Oder vielleicht«, merkte Nan tonlos an, »sind ihre
Tränen auch kein Ausdruck des Kummers. Vielleicht ist es Freude.
Sollte die Infektion sie nicht glücklicher machen?«
Gail antwortete nicht. Während sie nach ihren Kranken sah,
kam ihr etwas anderes in den Sinn. »Nan, die anderen Pelzlinge
sind nur für eine gewisse Weile fügsam geblieben. Was
machst du, wenn unsere Pilotin hier das zweite Stadium der Krankheit
erreicht?«
»Ich schließe sie in ein Kraftfeld ein.«
»Und was, wenn sie einfach nur dasitzt und lieber verhungert,
statt das Schiff zu steuern? Oder wenn sie einfach woanders
hinfliegt? Wir würden es nicht
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