Crossfire 1: Kontakt
der Raum unter der Kuppel ein wenig dunstig war, als wäre
er mit Dampf gefüllt. Das war einer der Gründe, weshalb man
darin so wenig erkennen konnte.
»Mein Gott«, sagte George Fox. »Ich denke,
sie…« Und dann zerplatzte die Kuppel auf dem
Gefährt.
»Nein!«, schrie Dr. Shipley. »Schießen Sie
nicht! Halberg…«
Diesmal sah Jake den Laserstrahl, der vom Bunker aus auf die
kleine Plattform abgeschossen wurde. Er traf ein weiteres Mal. Das
zweite Gefährt rollte verzweifelt wieder die Rampe hoch.
»Oh, dieser…«, sagte Shipley, ehe George Fox ihn zu
Boden riss. Plump und schwer kippte der große Mann um. Jake
schüttelte verzweifelt den Monitor, was stechende Schmerzen
durch seine Brust trieb. Ein weiterer Laserstrahl schoss aus dem
Bunker und traf das Boot, dessen Schott bereits wieder geschlossen
war. Soweit Jake erkennen konnte, zeigte der Strahl keine
Wirkung.
»Halberg!«, schrie er. »Feuer einstellen! Sofort!
Hören Sie auf damit, Sie Arschloch!«
Ein weiterer Laserstrahl. Gail stöhnte – oder vielleicht
war es auch Shipley beim Funkfeuer. Jake wusste es nicht genau. Er
konnte George Fox nicht mehr sehen. Heilige Scheiße, Halberg
würde alle Außerirdischen töten, wenn es ihm
möglich war! Die Außerirdischen, die Scherer schon in der
Umlaufbahn umzubringen versucht hatte.
»Jake«, meldete sich George wieder. Seine Stimme
zitterte. »Er ist tot.«
Einen Moment lang dachte Jake, dass er Shipley meinte. Aber der
Quäker kam gerade wieder ächzend auf die Knie. Es flammte
kein weiteres Laserfeuer auf, und Jake erkannte, dass Halberg gemeint
war.
»Ich habe ihn mit meinem Brenner geröstet«,
erklärte George. Nun zitterte seine Stimme heftig. »Wir
haben die Brenner dabei, um in der Wildnis das Gestrüpp
abzufackeln… den Roten Kriecher… Ich wollte
nicht…«
»Es ist in Ordnung, George«, sagte Jake – was
absoluter Schwachsinn war, weil nichts in Ordnung war. Rein gar
nichts war in Ordnung! Es war so sehr nicht in Ordnung, wie es
vermutlich nur sein konnte.
Shipley kam wieder auf die Beine. Langsam ging er auf das
außerirdische Beiboot zu.
»Nein, Doktor, tun Sie das nicht! Es ist zu gefährlich.
Die werden Sie umbringen!«, rief Jake.
Shipley musste ihn hören, aber er ging trotzdem weiter,
unsicher, aber entschlossen. Er hielt die Hände vor sich in die
Höhe, mit den Handflächen nach außen, um zu zeigen,
dass er keine Waffe hielt.
Hinter Jake gab Müller einen erschrockenen Laut von sich. Es
hätte Jake nicht gewundert, wenn Müller ebenfalls
angefangen hätte herumzuballern, um ihn oder Gail oder sie beide
zu töten. Aber Müller schoss nicht. Ebenso wenig wie das
Boot. Shipley legte die hundert Meter über das freie
Gelände zurück, bis er neben dem kleinen Wägelchen mit
der zerschmetterten Kuppel stand. Als er dort ankam, hatte George Fox
ihn eingeholt. Beide Männer standen neben dem stillen Raumboot
und starrten auf das zerstörte Fahrzeug.
Erst jetzt fiel Jake auf, dass der bewegliche Schwanz des Bootes
starr geworden war und genau auf die beiden Männer zielte. Er
hatte noch nie etwas gesehen, dass mehr nach einer Waffe aussah. Aber
es wurde kein Schuss abgegeben.
»Es tut mir so Leid«, sagte William Shipley zu dem
verschlungenen Ding zwischen den Splittern der Kuppel. »Es tut
mir so unendlich Leid.«
George meldete: »Jake, das Ding ist tot.« Ein wenig von
seinem üblichen Enthusiasmus schlich sich wieder in seine
Stimme. »Aber ich glaube, es ist – war – pflanzenartig. Mit Blättern und Ranken… Ja, ich bin mir
sicher. Dieser Außerirdische war kein Pelzling. Es war eine Pflanze.
Genau wie der andere, der wieder hochgerollt ist, als wir
angefangen haben zu schießen.«
Es waren keine leichten Entscheidungen, und doch hatte es den
Anschein, als träfen sie sich fast von selbst. Erst später
würde sich Jake bewusst werden, dass er ein Dutzend
Entscheidungen getroffen hatte, eine nach der anderen, rasch und ohne
zu zögern. Aber zu dieser Zeit war er sich kaum bewusst, was er
tat. Er tat es einfach.
Die Außerirdischen kamen nicht aus dem Beiboot heraus. Und
sie schossen auch nicht auf George und Shipley. Die beiden Menschen
rührten den toten Außerirdischen nicht an, sondern blieben
nur lange davor stehen und betrachteten ihn. Jake hatte George
befohlen, dessen Überreste nicht zu berühren. Die
Außerirdischen sollten ihr eigenes Begräbnisritual
durchführen, wenn sie so etwas kannten und es wollten. Jake
hoffte nur, dass dieses
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