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Crossfire 1: Kontakt

Crossfire 1: Kontakt

Titel: Crossfire 1: Kontakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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Tieren
gefressen zu werden. Es stimmt, mitunter entwickeln Pflanzen
Verteidigungsmechanismen, die Pflanzenfresser abschrecken sollen.
Gifte oder Düfte, beispielsweise. Aber ebenso oft haben Pflanzen
evolutionäre Taktiken entwickelt, um Bündnisse mit
Tieren einzugehen. Eisenkraut versorgt den Kolibri mit Nektar, und
als Gegenleistung übertragen die Kolibris unwissentlich den
Pollen der Pflanzen und befruchten sie. Oder nehmen Sie die Klette,
Xanthium strumarium…«
    Offenbar kompensierte George seine Aufregung durch
Geschwätzigkeit. Shipley überlegte, den Gründer der
Quäker und Georges Namensvetter zu zitieren: »Höre
auf die leise Stimme in deinem Inneren.« Er entschied sich
dagegen.
    »Oder denken Sie an den einfachen
Löwenzahn…«
    Das Funkfeuer befand sich sechshundert Kilometer nordwestlich von
Mira City. Auf einer Anhöhe inmitten einer Hochebene hatten
Robert Takais Roboter einen kleinen Turm aus Formschaum errichtet und
ihn zusätzlich mit Kohlenstoff-Monofaser-Strängen
stabilisiert. Der Turm strahlte eine kurze Abfolge von Primzahlen
aus, auf allen Wellenlängen, die von der Atmosphäre nicht
allzu sehr gedämpft oder gestreut wurden: als sichtbares Licht,
als Infrarot, als Wärmestrahlung, als Mikro- und als
Radiowelle.
    Die Anlage bezog ihre Energie aus einem unterirdischen
Atomreaktor. Ebenfalls unter der Erde befand sich der Computer. Eine
Überwachungsanlage zog sich rund um den Bunker, mit Sensoren,
die überall auf dem Gelände versteckt waren und Audio-
sowie visuelle Signale übertrugen. Am Fuß des Turms befand
sich ein kleiner Bunker aus bleiverkleidetem Formschaum.
    Leutnant Halberg landete den Gleiter, setzte Shipley und Fox ab
und flog dann noch einen guten Kilometer weiter. Dort verbarg er den
Gleiter hinter einigen niedrigen Felsgraten. Einen Augenblick lang
geriet Shipley in Panik: Was, wenn Halberg sie hier einfach
zurückließ und nicht zurückkehrte?
    Aber natürlich geschah das nicht. Wenige Minuten später
sahen sie ihn kommen. Er rannte über den violetten Bodenbewuchs
und war verblüffend schnell. Ohne Zweifel war er genetisch
aufgerüstet. Nicht zum ersten Mal machte sich Shipley Gedanken
über das Alter der schweizerischen Sicherheitsleute. Ihre
Lebensläufe und Zellproben wiesen auf ein mittleres Alter hin,
obwohl sie alle durch genetische Aufwertungen jünger wirkten.
Normalerweise waren es die Jungen, die auf Abenteuer aus waren.
    Aber andererseits war er selbst auch hier, nicht wahr?
    »Da ist es«, stellte George plötzlich fest.
    Shipley beschirmte die Augen mit der Hand und spähte Richtung
Sonne. Er entdeckte etwa dreißig Grad östlich davon einen
schwach glühenden Punkt am Himmel. »Wie lange noch, bis sie
hier sind?«
    »Geschätzte Ankunftszeit in zwanzig Minuten.«
    Halberg verschwand in dem winzigen Bunker. Was hat er dort
alles?, fragte sich Shipley. Scherer war letzte Nacht noch einmal
hier gewesen, als der Bunker fast fertig gestellt war. »Zur
Sicherheitsüberprüfung«, hatte er Jake
erklärt.
    Zwanzig Minuten waren eine lange Zeit.
    Was Naomi wohl tat? Sie lag im Bett, hoffte Shipley – aber er
bezweifelte es. Sie hatte Gail bearbeitet, sich im Bunker der Mira
Corporation dem Verwaltungsrat anschließen zu dürfen.
Dieser Bunker war eine größere Ausgabe von dem am
Funkfeuer. Dort verfolgte der Rat die Landung der
Außerirdischen.
    Shipley wusste nicht, ob Gail zugestimmt hatte, aber er
befürchtete es. Mit ihrer eigensinnigen und völlig
eigenmächtigen Kontaktaufnahme zu den Pelzlingen hatte sich
Naomi einen besonderen, halb offiziellen Status innerhalb des Rates
verschafft. Und vielleicht auch bei Gail.
    Zehn Minuten.
    Shipley dachte an Naomi Warren Bly, die Gründerin der Neuen
Quäker, nach der seine Tochter benannt worden war. Im Jahr 2008
hatte Naomi Bly geschrieben: »Niemand weiß, wie ein
anderer Mensch die Wahrheit des Lichtes erkennen mag. Behandelt jeden
anderen mit so viel Nachsicht, wie euer Gewissen es erlaubt.« Aber wie viel Nachsicht war zu viel? Und drehten sich
Shipleys verwirrte Gedanken in diesem Augenblick um Naomi, um Gail,
um Scherer oder um sich selbst?
    Seine Knie fühlten sich wackelig an.
    Fünf Minuten.
    George Fox sagte: »Da stimmt was nicht. Sie kommen nicht her.
Inzwischen sollten wir schon viel mehr erkennen.«
    Eine Sekunde später erklang Jakes Stimme aus dem
Empfänger, der in Shipleys Ohr steckte: »Sie fliegen nicht
das Funkfeuer an. Unsere Daten zeigen an, dass sie sich langsam der Ariel nähern.

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