Crossfire 1: Kontakt
seine
Anweisung nicht sonderlich sinnvoll war.
Es gab Dutzende von Ärzten in Mira City, und jeder von ihnen
war näher dran als Shipley. Jake versuchte, seinen Befehl
zurückzunehmen, aber er brachte kein weiteres Wort mehr
hervor.
George Fox antwortete ihm. Sein Abbild auf dem Monitor fuchtelte
nicht mehr mit den Armen herum. Er stand still und schaute nach
oben.
»Jake, wir können nicht kommen. Halberg sagt, dass das
Schiff der Außerirdischen durch die Explosion nicht
zerstört wurde. Ein Beiboot landet gerade. Es wird in weniger
als einer Minute hier sein.«
Unsicher stand Jake auf. Prüfend bewegte er die
Gliedmaßen. Es war nichts gebrochen, aber eine Rippe oder
vielleicht auch zwei waren geprellt oder angeknackst. Er konnte
stehen, gehen und reden. Aber nichts davon bekam er schnell zu
Stande, und immer wieder zuckten stechende Schmerzen durch seine
Brust. Zum Glück gehorchte Müller seinen Befehlen.
»Rufen Sie einen Arzt. Und legen Sie Miss Cutler flach auf
den Boden und lagern Sie ihre Füße hoch. – Gut. Jetzt
den Kopf zur Seite drehen, falls sie sich übergeben muss. Haben
wir eine Decke hier?«
Das hatten sie nicht, aber Müller zog die Uniformjacke aus
und deckte Gail damit zu. Einen Moment lang empfand Jake
Mitgefühl für den Soldaten, zusammen mit einem Anflug von
Bedauern darüber, dass sie nicht mehr Leute in den
Überwachungsbunker gelassen hatten. Mehr Leute hätten mehr
Hilfe bedeutet. Lucy hatte dabei sein wollen und Robert Takai und Nan
Frayne… Aber Jake und Gail hatten befürchtet, dass so viele
Leute sie ablenken könnten. Ha! Die Sprengung der Ariel und Scherers Tod konnte man wohl als krasse Ablenkung
betrachten!
Über Funk meldete sich Halberg: »Das Mutterschiff der
Außerirdischen ist im Orbit geblieben. Ein Schaden, wenn es
einen gibt, ist nicht feststellbar. Das Beiboot landet in vier
Minuten.« Die Stimme des Leutnants zitterte. Das war etwas
Neues, so weit Jake sich erinnern konnte.
»Wir müssen Hauptmann Scherer beerdigen«, sagte
Müller. »Sofort.«
Unter den gegebenen Umständen war das ein merkwürdiges
Anliegen. Sah Müller nicht, dass sie »sofort« andere
Dinge zu tun hatten? Jake schob es auf seine Erregung. Müller
hatte gerade eben seinen befehlshabenden Offizier erschossen. Und er
hatte noch immer keinen Arzt gerufen.
»Müller – ein Arzt!«
»Dr. Shipley kommt.«
»Nein, nicht Shipley! Jemand, der näher dran ist! Rufen
Sie Faisal.«
»Nein, keinen anderen«, sagte Müller. Er sah Jake
nicht an. Der brauchte eine Weile, bis er verstand, was los war.
Müller versuchte, sein »Verbrechen« zu vertuschen,
indem er das Wissen darum auf diejenigen beschränkte, die
ohnehin schon alles mitbekommen hatten. Wie sehr Jake ihm das
nachfühlen konnte… Mrs Dalton auf dem Boden der
Bibliothek…
»Verflucht noch mal, rufen Sie einen Arzt!« Jake wagte
es nicht, den Platz vor den Überwachungsgeräten zu
verlassen. Was mochte jetzt beim Funkfeuer geschehen? Müller
beachtete seine Anweisung nicht.
Gail rührte sich und stöhnte.
»Ich bin hier, Gail«, sagte Jake. »Versuch nicht
aufzustehen. Bleib einfach ruhig liegen.«
»Ich kann sie sehen«, rief George Fox. »Sie kommen
runter!«
Ein eigenartig geformtes Fluggerät schnitt kreischend durch
die Atmosphäre und landete einige hundert Meter vom Signalturm
entfernt. Es ähnelte einem waagerecht liegenden Ei mit einem
langen, beweglichen Schwanz, der nach der Landung noch einige
Augenblicke umherpeitschte. Beinahe sofort öffnete sich eine
Schleuse oder Luke an jenem Ende des Eis, das dem Schwanz
gegenüberlag. Eine kurze, steile Rampe fuhr aus.
Jake machte sich auf einen Angriff von Pelzlingen gefasst, die
mindestens so blutrünstig waren wie diejenigen, die Krieg gegen
Larry Smiths Cheyenne führten.
Ein langer Augenblick verstrich. Dann rollte eine Plattform von
nicht einmal einem halben Meter Kantenlänge die Rampe hinab.
Oben drauf saß eine durchsichtige Kuppel, die anscheinend fest
mit der Oberfläche abschloss. Die Plattform bewegte sich viel zu
schnell für die steile Rampe. Das schwankende Gefährt traf
am Boden auf, geriet ins Trudeln und kippte beinahe um. Aber es fing
sich wieder und rollte beiseite, gerade als eine zweite Plattform die
Rampe hinabrauschte.
Unter der Kuppel schien sich irgendein kompliziertes Gebilde zu
befinden. Die Wölbung wurde ausgefüllt von einem
rotbraunen… Etwas. Jake beugte sich näher zum
Monitor, als könne er so die Auflösung verbessern. Er sah,
dass
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