Crossfire 1: Kontakt
Möglicherweise wollen sie
andocken.«
Shipley und Fox sahen einander an. Wie immer ergriff George als
Erster das Wort: »Eine Party ohne Gäste. Was
jetzt?«
Ein gleißendes Licht entflammte am Himmel, und in Mira City
schrien Jake und Gail auf. Shipley, gegen die Bunkerwand
gestützt, versuchte zu begreifen, was passiert war.
Schließlich, zu seinem Entsetzen, tat er es.
»Hauptmann…«, schrie Gail.
»O mein Gott…«
»Müller…«
»Nein! Nein!«
Hauptmann Scherer hatte nicht so lange gewartet, bis die
Außerirdischen an Bord der Ariel gelangten, um dort so
viel über die Menschen zu erfahren, dass jeder taktischer
Vorteil, den man aus der Überraschung ziehen konnte, dahin war.
Stattdessen hatte Scherer die Ariel gesprengt, in der
Hoffnung, das Schiff der Außerirdischen durch die Explosion
gleich mit zu zerstören.
Wäre Rudolf Scherer an Pizarros Stelle gewesen, er hätte
Atahualpa nicht einmal begegnen müssen, um ihn zu besiegen. Eine
kleinere und unterlegene Streitmacht konnte auch siegreich sein,
indem sie per Funksignal eine Nuklearexplosion auslöste.
13. KAPITEL
Jake stürzte sich auf Scherer und brüllte etwas, woran
er sich später nicht mehr erinnern konnte. Der Soldat wirbelte
herum. Jake sah den Schlag kommen, der direkt auf seinen Bauch
zielte. Er spannte die Muskeln. Gleichzeitig versuchte er, sich zur
Seite zu drehen. Trotzdem spürte Jake einen brennenden Schmerz.
Scherers von genetischer Aufrüstungen verstärkter Schlag
brachte ihn zwar nicht um, allerdings schleuderte er Jake gegen die
Wand des Bunkers.
Er schlug mit dem Hinterkopf auf. Rote und schwarze Flecke tanzten
vor seinen Augen. Er schüttelte den Kopf, um sie zu vertreiben,
und torkelte erneut auf Scherer zu. Gail hatte etwas Kleines und
Schweres aufgehoben. Was war es? Jake konnte es nicht erkennen,
obwohl irgendwas in seinen umherwirbelnden Gedanken wusste, dass es
etwas ganz Alltägliches war, etwas, das er wiedererkennen
sollte. Sie versuchte, Scherer damit niederzuschlagen. Er schleuderte
sie so leicht wie ein Kissen zur Seite. Gail glitt die Wand des
Bunkers herab und blieb reglos liegen.
Rote und schwarze Flecke… nicht noch einmal… Er stand
über Mrs Daltons Körper gebeugt, in der Bibliothek, und sie
starb, während er sie an den Haaren hochzerrte und…
Scherer schlug ihm erneut in den Leib, und Jake ging zu Boden und
bekam keine Luft mehr. Das Rot und das Schwarz wichen zurück. An
ihre Stelle trat ein grauenhafter Laut, der, wie Jake undeutlich
wahrnahm, von ihm selbst ausging. Er konnte nicht mehr atmen, er
konnte einfach keine Luft mehr in seine Lunge bekommen, er würde
sterben.
Die Schmerzen waren unerträglich, und verzweifelt rang Jake
nach Atem. Wie in Zeitlupe sah er Scherer zu Boden stürzen. Jake
sah das Laserbrandloch in Scherers Hals, sah den Gefreiten Franz
Müller, Scherers handverlesenen Soldaten, über dem
Körper seines Hauptmanns stehen. Er war so bleich wie eine
Salzsäule. Dann sah Jake gar nichts mehr.
Als er wieder zu Besinnung kam, hatte sich die Lage kaum
verändert. Er konnte nicht mehr als eine Minute vergangen sein.
Gefreiter Müller stand über Scherer gebeugt. Der Soldat
schluchzte lautlos vor sich hin. Jake rang immer noch nach Atem und
wusste nicht, ob Müller ihn ebenfalls erschießen
würde, sobald er sich bewegte. Und Gail lag viel zu still gegen
die Wand gelehnt.
Er kroch zu ihr hin. Müllers Kopf fuhr hoch. Tränen
liefen ihm über die Wangen wie kleine Diamanten. »Mr
Holman… nicht. Sie ist vielleicht verletzt. Ich kümmere
mich um sie.«
Jake blieb fast das Herz in der Brust stehen, als Müller sich
über Gail beugte. Aber Müller tat ihr nichts. Er
prüfte nur den Puls und schob ein Augenlid hoch. »Sie
scheint in Ordnung. Ich rufe nach einem Arzt.«
Nun wurde Jake auch auf das Geschrei aufmerksam, das aus den
Lautsprechern drang. Schmerzerfüllt wandte er den Kopf. Shipley
und George Fox am Funkfeuer verlangten zu wissen: »Was ist los?
Jake? Jake!« Auf einem Monitor konnte man George erkennen, der
hilflos mit den Armen herumfuchtelte. Sein üblicherweise
heiteres Gesicht wirkte erschrocken.
»Leutnant Halberg«, sagte Müller und sprach dann
hastig auf Deutsch weiter. Jake hatte Halberg ganz vergessen.
Keuchend sprach er in sein Armbandsprechgerät, trotz des
stechenden Schmerzes in seinen Lungen:
»Doktor… Shipley, kommen Sie zurück.
Müller… hat Scherer erschossen. Gail…
bewusstlos…« Zu spät wurde ihm bewusst, dass
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