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Crossfire 1: Kontakt

Crossfire 1: Kontakt

Titel: Crossfire 1: Kontakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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Jakes Hals ein paar
wirkstoffgetränkte Pflaster. Der Schmerz ebbte ab. Aber Jake
fühlte sich müde, sehr müde. Wurden ihm andere
Medikamente über die Pflaster verabreicht als Gail?
    »Also gut, Jake«, sagte Shipley sehr leise. »Kommen
Sie mit. Allein.«
    Er führte Jake auf die andere Seite des Bunkers. Gail, Ingrid
und George blieben zurück, vertieft in eine eindringliche
Unterhaltung. Karim war immer noch drinnen und saß am Computer.
Es dämmerte bereits, und die Schatten wurden sehr schnell
länger. In der Luft lag wieder diese herbe Süße,
diejake schon oft während der Dämmerungsstunden auf
Greentrees registriert hatte. Sie stammt von irgendeiner nur nachts
blühenden Pflanze, hatte George behauptet, aber er hatte sie
noch nicht identifizieren können. Ihre Süße war ein
wenig beunruhigend.
    Leutnant Halbergs Leichnam war mit einer leichten Plane zugedeckt
worden. Zu Jakes Überraschung hob Müller bereits ein Grab
aus und schaufelte wild die Erde zur Seite.
    »Nein«, sagte Shipley einfach.
    »Ich begrabe unseren Kameraden«, entgegnete Müller.
Er hörte nicht auf zu schaufeln.
    »Es ist zu spät, Franz«, meinte Shipley. »Ich
weiß schon Bescheid.«
    Müller erstarrte, und diesmal war der Ausdruck in seinem
Gesicht eindeutig: Er hatte Angst.
    »Das gilt für euch alle, nicht wahr?«, stellte
Shipley fest. »Ihr habt es alle getan.«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie… Was Sie da sagen…
ist falsch. Völlig falsch.«
    »Nein. Ich täusche mich nicht. Franz, du musst mich eine
Gewebeprobe nehmen lassen. Und nicht nur Blut oder Haut.
Organgewebe.«
    »Was, zur Hölle, geht hier vor?«, entfuhr es
Jake.
    Shipley nahm den Blick nicht von Müller. »Eine
Organprobe und Rückenmarksflüssigkeit. Spürst
du etwas, Franz? Sag mir die Wahrheit! Du weißt, was es
anrichten kann, und du hast Hauptmann Scherer getötet, weil du
die Folgen gesehen hast. Ich brauche Proben, Franz.«
    Einen unwirklichen Augenblick lang fürchtete Jake,
Müller würde versuchen, Shipley mit der Schaufel zu
erschlagen. Aber dann stieß der Soldat einen untröstlichen
Schluchzer aus und ließ die Schaufel fallen. »Ich will
nicht sterben, Doktor!«
    »Niemand wird dich töten, Franz. Du weißt, wie es
läuft. Und jetzt zieh dein Hemd hoch, mein Sohn.«
    Müller tat es. Sein Oberkörper war eindrucksvoll,
athletisch und muskulös. Breite Schultern verjüngten sich
zu einer schmalen Taille mit einem Waschbrettbauch. Jake sah zu, wie
Shipley den schwarzen Metallkasten gegen Müllers Oberkörper
drückte, erst vorn unterhalb des Brustkorbs und
anschließend hinten an der Wirbelsäule. Der Medico summte leise.
    »Ich weiß gleich Bescheid, Franz«, sagte Shipley.
»Hör auf zu graben. Setz dich dort drüben hin und
beruhige dich erst mal wieder.«
    Müller wirkte unsicher, und zu Jakes Überraschung
wiederholte Shipley die Anweisung auf Deutsch. Zumindest nahm Jake
an, dass er das tat. Müller trottete zu einem kleinen,
bläulichen Bäumchen außer Hörweite und setzte
sich darunter nieder. Er ließ den Kopf auf die angewinkelten
Knie sinken.
    »Ich denke, ich sollte mich auch setzen«, sagte Shipley.
»Das war… schon ein Tag.« Er ließ sich zu Boden
sinken. In der zunehmenden Dunkelheit sah er aus wie ein
unförmiger Auswuchs der fremdartigen violetten
Pflanzendecke.
    Jake blieb abwartend stehen. Er hatte Angst vor dem, was nun
kommen mochte.
    »Ich habe eine Autopsie vorgenommen, bevor ihr angekommen
seid, Jake. Oberflächlich, aber gründlich genug, um meinen
Verdacht zu bestätigen. Halberg und vermutlich auch Scherer
– wahrscheinlich sogar Scherers komplette Truppe – sind
erneuert.«
    Sofort widersprach Jake: »Unmöglich. Wir haben
gründliche Sicherheitsprüfungen vorgenommen! Ganz abgesehen
von den medizinischen Kontrollen. Wir haben alle sieben in jeder
Hinsicht durchleuchtet, ihre medizinische, finanzielle oder
mögliche kriminelle Vorgeschichte…«
    »Ich nehme an, sie haben es nach deinen
Überprüfungen und vor dem Start der Ariel machen
lassen. Obwohl es natürlich schon vor Jahrzehnten vorbereitet
werden musste.«
    »Spätere ärztliche Untersuchungen…«
    »Durch Blut oder Hautproben lässt es sich nicht
feststellen.«
    »Aber, Doktor. Allein die Kosten…«
    »Jake, für diesen Teil der Geschichte kann ich Ihnen
keine Erklärung liefern. Ich kann nur die medizinischen Fakten
darlegen. Aber erzählen Sie mir nicht, Sie hätte noch nie
davon gehört, dass jemand plötzlich und unerwartet zu einem
Vermögen kommt,

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