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Crossfire 1: Kontakt

Crossfire 1: Kontakt

Titel: Crossfire 1: Kontakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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dessen Herkunft sich nicht zurückverfolgen
lässt.«
    Einen Augenblick lang glaubte Jake, dass Shipley Bescheid wusste.
Über Donnie, über Mrs Dalton… Aber das war
unmöglich. Er hatte es einfach nur so dahergesagt. Er war
wütend darüber, dass ihn Shipley derart verunsichern
konnte. Dieser scheinheilige alte…
    »Meine Untersuchung bei Halberg beschränkte sich auf ein
paar Bauchorgane«, erklärte Shipley, als hätte er von
Jakes Reaktion nichts mitbekommen. Was er natürlich haben
musste. »Aber das reichte völlig. Vermutlich wissen Sie
schon ein paar Dinge über Erneuerungen, aber lassen Sie mich es
trotzdem erläutern.«
    Jake wurde noch wütender. Shipley manipulierte ihn. Er
redete, um Jake Zeit zu geben, sich wieder zu beruhigen. Aber niemand
lenkte Jake Holmans Gefühle! Er war der
Verhandlungsspezialist, derjenige, der andere Leute manipulierte und
lenkte. Der die Kontrolle hatte.
    »Ein erneuerter Körper entsteht aus einer geklonten
Zelle«, erklärte Shipley. »Die DNA wird entfernt und
verändert und dann in eine Eizelle transferiert. Das Baby
wächst entweder in einer künstlichen Gebärmutter oder
in einer Leihmutter heran. Wenn der Klon zur Welt kommt, ist er eine
vollkommene Kopie des Spenders, abgesehen von den genetischen
Veränderungen, die in vitro vorgenommen wurden. Diese
betreffen allesamt das Gehirn. Das Kind ist schwachsinnig. Es kann
essen und atmen, aber es wird niemals laufen oder auch nur allein
aufs Klo gehen können. Trotzdem kann er oder sie lächeln,
sogar lachen, Personen wiedererkennen, reagiert auf Sonnenlicht, auf
Musik oder körperliche Liebkosung.
    Als Teenager wird der Klon dann getötet. Die jungen Organe
werden entnommen und allesamt auf die ursprüngliche Person
übertragen. Aus Gründen, die wir immer noch nicht
vollständig verstehen, verdoppelt sich dadurch die
Lebenserwartung. Irgendwie wird der Alterungsprozess von einem
inneren Organ gelenkt – oder von allen zusammen.«
    »Das weiß ich alles…«
    »Natürlich wissen Sie das, Jake. Die Erneuerung ist in
jedem Staat der Erde verboten. Teilweise aus ethischen Gründen,
teilweise aber auch, weil bei etwa dreißig Prozent der
Erneuerten Geisteskrankheiten auftreten. Die Interaktion zwischen
Körper und Gehirn ist ungeheuer komplex.
    Werden mehrere Organe in einen Körper verpflanzt, an die das
Gehirn nicht gewöhnt ist – auch wenn es geklonte Organe
sind –, dann reagiert das Gehirn mitunter recht merkwürdig.
Vielleicht werden Gene exprimiert, die normalerweise uncodiert
bleiben, oder sie werden falsch umgesetzt oder gar nicht, obwohl sie
müssten. Jedenfalls ändert sich die Balance der
Neurotransmitter im Gehirn. Mitunter kaum merklich, manchmal aber nur
allzu deutlich. In der Folge kann die ganze Bandbreite psychischer
Störungen auftreten, angefangen bei Depression bis hin zu
Schizophrenie. Die häufigste Störung ist Paranoia.
    Mira City hat eine Sicherheitsmannschaft aus Erneuerten, und
bisher haben zwei von ihnen eine Paranoia entwickelt, die sie dazu
zwang, die Anderen zu töten, denn die werden von allen
Paranoiden als Bedrohung empfunden. Und Außerirdische sind die
perfekte Verkörperung des Anderen.«
    Nun setzte sich auch Jake. Jetzt begriff er, was hier los war, und
trotzdem wusste er nicht, was er damit anfangen sollte. Shipley fuhr
fort: »Zunächst war es nur eine kleine Gruppe von
Außerirdischen, mit Speeren, und sie lebten in strohgedeckten
Hütten. Das war keine echte Bedrohung, sondern allenfalls eine
Kuriosität. Aber Außerirdische mit überlegener
Technik… nun, das ist für einen Erneuerten etwas ganz
anderes.«
    Mit einer Stimme, die er selbst nicht wiedererkannte, warf Jake
ein: »Müller? Wortz? Die übrigen drei?«
    Shipley hob den Medico und drückte einen Knopf. Daten
huschten über das kleine Display. »Nein. Franz zeigt keine
Auffälligkeiten in der Zusammensetzung des Nervenwassers.
Jedenfalls noch nicht. Die Veränderungen können jederzeit
auftreten, aber sie können mit den gleichen Medikamenten
behandelt werden, die auch bei entsprechenden Krankheiten verabreicht
werden. Meistens jedenfalls.«
    Es war nun völlig dunkel geworden. Irgendwer schaltete die
Scheinwerfer ein, und das Gebiet rings um Turm und Bunker wurde in
gleißendes Licht getaucht. Jake blieb sitzen, bis Shipley ihn
am Arm berührte. Er blickte erschrocken auf, als hätte er
den alten Mann noch nie zuvor in seinem dummen, nutzlosen,
irregeleiteten Leben gesehen.

 
15. KAPITEL
     
     
    Als Gail erfuhr,

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