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Crossfire 1: Kontakt

Crossfire 1: Kontakt

Titel: Crossfire 1: Kontakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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dass Mira Corps Sicherheitsmannschaft aus
Erneuerten bestand, dachte sie als Erstes: Das also hatte Nan
gegen Rudi Scherer in der Hand. Nan Frayne mit ihren
zweifelhaften Verbindungen zur Unterwelt hatte irgendwie erfahren,
was die Schweizer getan hatten, und sie hatte dieses Wissen genutzt,
um Scherer zu erpressen. Gail musterte Shipley neugierig. Ahnte er es
ebenfalls? Nein. Er brachte seine Tochter nicht mit dem Verbrechen
dieser Soldaten in Verbindung. Der Segen der Unschuld.
    Und dann, als dieser Gedanke verflogen war, kam die zweite
Reaktion: Sie empfand all das Grauen, das Shipley nicht ausgesprochen
hatte. Klone, menschliche Wesen mit eigenem Leben, die Freude und
Schmerz empfanden und genug andere Gefühle hatten, um trotz
ihrer geringen geistigen Fähigkeiten Menschen zu sein. Und die
dann eines Tages ermordet wurden, um ihnen die Organe zu entnehmen,
als würde man Erzadern in totem Fels abbauen.
    Gail schob diese Übelkeit erregenden Bilder beiseite und
konzentrierte sich auf die praktischen Fragen. »Wie stellen wir
fest, ob die übrigen Schweizer ebenfalls betroffen sind? Und was
tun wir, wenn bei ihnen später Symptome auftreten?«
    »Wir überwachen die wichtigsten Eiweißstoffe in
ihrer Hirn- und Rückenmarksflüssigkeit und verabreichen
geeignete Medikamente«, erklärte Shipley.
    »Werden sie einwilligen? Was, wenn nicht?«
    »Das weiß ich nicht«, antwortete Shipley. Er
wirkte erschöpft. »Aber wenn Leutnant Wortz zustimmt, kann
sie vermutlich den anderen befehlen, sich zu fügen.«
    Gail nickte. Darum musste sich Jake kümmern. Sie sagte:
»Doktor, weshalb kleben Sie sich nicht selbst ein paar von Ihren
Pflastern auf den Hals? Bei allem Respekt, Sie sehen aus, als
hätten Sie es nötig.«
    Er lächelte, und Gail erinnerte sich, dass die Neuen
Quäker solche Mittel nicht verwenden durften. Nun, dumm von
ihnen. »Dann legen Sie sich zumindest ein wenig hin. Ingrid und
George haben das Zelt aufgestellt, das wir im Gleiter mitgebracht
haben.«
    »Ja, das werde ich tun. Aber, Gail – geben Sie mir
Bescheid, sobald etwas Wichtiges passiert. Versprechen Sie mir
das?«
    Sie zögerte. Ein Versprechen gegenüber Shipley war
irgendwie bindender als bei anderen. »Meinetwegen. Ich gebe
Ihnen Bescheid.«
    »Danke.« Er lächelte sie freundlich an und ging
schwerfällig zum Zelt.
    Die Gegend um das Funkfeuer gleicht immer mehr einer planlos
zusammengeschusterten Stadt, dachte Gail, einem verkleinerten
Abbild von Mira Citys ursprünglichem Durcheinander. Die
Scheinwerfer am Turm rissen ein unregelmäßiges Rechteck
mit zerwühltem Bodenbewuchs aus der Dunkelheit. Auf der einen
Seite des Rechtecks lag der Bunker, hinter dem Müller gerade
einen kleinen Friedhof anlegte. Gegenüber stand das Zelt, in dem
sie alle sieben schlafen konnten, wenn sie sich auf Luftmatratzen
nebeneinander quetschten – vorausgesetzt, sie wollten
tatsächlich alle gleichzeitig schlafen. Gail bezweifelte, dass
es dazu kommen würde.
    Verschiedenste Ausrüstungsgegenstände standen verstreut
an der dritten Seite des Rechtecks, darunter auch ein tragbarer
Kocher aus dem Gleiter. Ingrid erhitzte gerade etwas darauf und
stritt sich dabei mit George. George schien darüber hinweg zu
sein, dass er Halberg erschossen hatte. Zumindest sah er nicht so
aus, als würde er die ganze Zeit darüber
nachbrüten.
    Gail hielt das für richtig. Man sollte nicht grübeln
über das, was man nicht ändern konnte.
    Die vierte Seite des Rechtecks war leer, und es war die
bedeutsamste von allen. Ein Strahler war so ausgerichtet, dass er die
freie Fläche zwischen der menschlichen Betriebsamkeit und dem
stillen, eiförmigen Beiboot beleuchtete.
    Gail wandte sich wieder dem Bunker zu, als gerade Karim Mahjoub
herauskam. »Miss Cutler, ich kann jetzt etwas über das
Schiff in der Umlaufbahn sagen.«
    »Etwas Wichtiges, was wir unbedingt sofort wissen
sollten?«
    Er wirkte überrascht. Für ihn war alles in der Physik
wichtig. »Nun…«
    »Dann hat es noch ein paar Minuten Zeit.« Sie ging um
den Bunker herum.
    Müller war mit dem Grab fertig. Er sah zu ihr auf. »Miss
Cutler, ich hätte gern… ein Begräbnis.«
    Ein Begräbnis – jetzt? Dann sah sie seinen
Gesichtsausdruck und schlug vor: »Vielleicht kann Dr. Shipley
ein paar passende Worte sagen.«
    »Ja. Nur ein paar Worte. Und Hauptmann
Scherer…«
    Sie hatte den Leichnam ganz vergessen, der im
Überwachungsbunker außerhalb von Mira City lag, und ebenso
die kopflose Rangelei dort und den furchtbaren

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