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Crossfire 1: Kontakt

Crossfire 1: Kontakt

Titel: Crossfire 1: Kontakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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kroch sie aus dem Zelt. Behutsam stieg sie über Jake
hinweg. Draußen waren die Scheinwerfer immer noch voll
aufgedreht. Ingrid und George hatten ihre Ausrüstung, die im
großen Gleiter gewesen sein musste, neben dem Kocher aufgebaut.
Ingrid blickte auf, schuldbewusst und deshalb sofort aggressiv.
    »Um Himmels willen, Gail, schleich dich nicht so an und
erschreck die Leute! Geh wieder ins Bett, du sollst dich
schonen.«
    Gail ignorierte den Ablenkungsversuch. »Jake hat euch gesagt,
ihr sollt es nicht tun. Er hat es euch beiden befohlen.«
    Beinahe flehentlich erwiderte George: »Es ist nur ein
Stück von einem… einem Anhängsel. Es wurde abgerissen
und vom Körper fortgeschleudert. Wir haben den Körper
selbst nicht angefasst. Er liegt immer noch in dem Fahrzeug, genau
wie Jake es wollte. Wir haben nur dieses kleine Stückchen
analysiert.«
    »Genau das hat er euch verboten, George. Wir wissen nicht,
welche Begräbnisrituale diese Außerirdischen
möglicherweise haben!«
    »Gail, wirst du mal eine Minute zuhören? Wir haben es
analysiert. Diese Lebensform basiert nicht auf DNA!«
    Es dauerte eine Weile, bis Gail die Bedeutung von Georges Wortes
begriff. »Dann gehört dieses Etwas nicht zu der Lebensform!
Kunstfaserkleidung oder so was…«
    »Nein. Es ist Zellgewebe, auch wenn uns die Bauweise dieser
Zellen völlig unbekannt ist. Wir sind uns nicht ganz sicher, ob
das, was wir als Zellkern-Entsprechung identifiziert haben,
tatsächlich so eine Art Zellkern sein soll. Aber wir glauben es,
und… Gail, es beruht nicht auf DNA!«
    Dümmlich wandte sie ein: »Aber alles Leben in der
Galaxis basiert auf DNA. Überall.«
    »Überall, wo wir bisher gewesen sind«, berichtigte
sie Ingrid. »Das hier aber nicht. Es ist ein wirklich fremdartiges Leben!«
    Als ob die Pelzlinge nicht fremd genug wären! Plötzlich spürte Gail Stiche in der Brust. »Woher
kommen diese Rankendinger also?«
    »Keine Ahnung«, erwiderte George. Er sah nicht nur so
aus, als hätte er nicht geschlafen, sondern als würde er
womöglich nie wieder schlafen. Euphorisch und mit schwachem
Anzeichen von Hysterie.
    »›Ranken‹«, sagte Ingrid. »Das ist eine
gute Bezeichnung für sie.«
    Gail schaute zum fremden Beiboot. »Hat sich dort inzwischen
was getan?«
    »Nein«, antwortete George. »Gail, die
Zellwände…«
    »Interessiert mich nicht«, verkündete Gail und
schritt steif zum Zelt zurück. Sie ließ die beiden
Wissenschaftler einfach stehen, und diese blickten hinter ihr her,
als wäre in Wahrheit Gail die Außerirdische.
     
    Als Nan und Lucy beim Funkfeuer ankamen, nannte bereits jeder die
Außerirdischen »Ranken«.
    Der Geländewagen traf bei Sonnenaufgang ein. Nan saß am
Steuer, und Lucy schlief, bis das Fahrzeug abgebremst wurde. Nan
wirkte, als hätte sie die gleichen Aufputschmittel genommen wie
Ingrid und George. Ihre Haut zeigte immer noch Abschürfungen und
blaue Flecken, und als sie Gail überdreht angrinste, sah man,
dass einer der Vorderzähne fehlte. Ihre Blicke begegneten
sich.
    Gail war überrascht von dem Gefühl, das über sie
hinwegbrandete. Sie stand reglos in der Mitte des ausgeleuchteten
Rechtecks und gab sich diesem Gefühl hin.
    O mein Gott, nein. Nicht sie.
    Quäker William Shipleys Tochter.
    Exhäftling.
    Eigensinniges, egozentrisches Biest. Egal, wie sehr sie sich
»verändert« haben oder ob sie ihre
»Berufung« gefunden haben mochte.
    Erpresserin von Rudi Scherer.
    Nicht sie.
    Nan schien zu wissen, was in Gail vorging, oder sie erriet es
zumindest. Sie starrte Gail ungläubig an. Lucy wachte auf,
schaute benommen um sich und schüttelte den Kopf. Und Nan
starrte Gail noch immer an, und dann lächelte sie. Es war ein so
bescheidenes Lächeln, dass es überhaupt nicht zu Nan Frayne
passen wollte, und Gail registrierte, wie ihre Beine sie zum
Geländewagen trugen.
    »Hallo, Nan. Lucy.«
    »Hallo Gail«, sagte Nan sanft, und das war alles, was
nötig war.

 
16. KAPITEL
     
     
    Shipley hatte unruhig geschlafen, und seine Träume waren
beherrscht gewesen von verschwommenen, Furcht erregenden Gestalten,
die keine klaren Formen annahmen. Leute gingen während der Nacht
ein und aus – die Wachen, wie er annahm. Erst gegen Morgen fiel
er in einem tiefen Schlaf, und als er wach wurde, war Naomi
eingetroffen, gemeinsam mit Lucy Lasky in einem Geländewagen der
Mira Corporation.
    »Guten Morgen, Dr. Shipley«, begrüßte ihn
Ingrid Johnson. Sie wirkte bestens gelaunt und ungewohnt
umgänglich. »Am Beiboot der

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