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Crossfire 1: Kontakt

Crossfire 1: Kontakt

Titel: Crossfire 1: Kontakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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in
einem normalen Leben leisten kann. Menschen mögen Fehler
begehen, aber es steht uns nicht zu, über ihre Taten zu
urteilen. Wir müssen vielmehr unsere eigenen prüfen. Wir
können andere Menschen nicht ändern, wenn wir unsere
eigenen Herzen nicht kennen und bereit sind, uns selbst zu
verändern.
    Wir können nicht wissen, was in Erik Halbergs Herzen vorging,
als er auf jenes unglückliche außerirdische
Mitgeschöpf schoss. Wir können nicht wissen, ob das, was
mit Eriks Körper geschah, sein Gehirn so sehr in Mitleidenschaft
zog, dass er sich nicht mehr unter Kontrolle hatte. All das
weiß Gott allein. Wir können uns nur selbst fragen,
geleitet vom Licht der Wahrheit, wohin seine Tat uns führen wird
und was wir als Nächstes tun sollen.
    Nach allem, was ich hörte, war Erik Halberg ein
gewissenhafter Mann. Er genoss die Achtung seiner Kameraden. Es muss
in seinem Leben vieles getan haben, was vom Licht geleitet war, und
wir wollen von unserem Freund Erik in Ehren halten, was Gutes in ihm
war. Bei einem Menschen zählt oft nicht das, was wir über
sein Leben denken, sondern das Beste, was man darüber denken
kann. Lasst uns an das Beste in diesem Mann denken.«
    Das kann man kaum als Grabrede bezeichnen, dachte Gail, eher als eine Verdammung mit ein klein wenig Lobpreisung! Sie
sah, wie Ingrid und George einen Blick mit erhobenen Augenbrauen
tauschten, aber Müller wirkte zufrieden. Plötzlich sang er
laut:
    »Aaaa-men«, mit einer so feinen, hohen Stimme, dass Gail
zusammenzuckte. Wo hatte er das gelernt?
    »Danke, Herr Doktor«, murmelte er Shipley zu, und
er war so von Gefühlen überwältigt, dass er es auf
Deutsch tat. Shipley nickte müde.
    Wie Gail zehn Minuten zuvor, sagte Jake: »Doktor, legen Sie
sich hin.«
    Karim schob sich neben ihn. »Bitte, Mr Holman, was das Schiff
in der Umlaufbahn betrifft…«
    »Ja«, sagte Jake. Gail hatte den Eindruck, dass sich
Jake nur mit Mühe zusammenriss. Sein Gesicht glättete sich,
und der leidvolle Ausdruck wurde zu gezwungener Ausdruckslosigkeit.
Er schenkte dem jungen Physiker ein gequältes Lächeln.
»Also gut, Karim, lass hören.«
    Sie gingen zur Vorderseite des Bunkers. Unwillkürlich und
ohne dass jemand es vorgeschlagen hätte, setzten sich George,
Ingrid, Jake und Gail in einem Halbkreis dem Boot gegenüber.
Nach kurzem Zögern nahm Karim ihnen gegenüber Platz, den
Rücken dem außerirdischen Fahrzeug zugewandt. George
beugte sich ein wenig zur Seite, sodass er an Karim vorbeiblicken
konnte.
    »Ich bin sämüiche Satellitendaten
durchgegangen«, begann Karim. Wie Faisal versprochen hatte, war
sein Englisch perfekt, mit einem leicht gutturalem Akzent, der den
Worten trotz seiner Jugend Autorität verlieh. Gail schätzte
Karim auf dreißig, obwohl schlanke, glatt rasierte Männer
stets jünger wirkten, als sie waren.
    »Meine Schlussfolgerungen«, fuhr Karim fort, »sind
natürlich nur vorläufig. Das ist eine vollkommen fremde
Technologie. Aber ich möchte euch wissen lassen, was ich
über das Schiff denke.«
    Gail hielt nach Müller Ausschau und bemerkte erschrocken,
dass er mit einer Waffe in der Hand links hinter ihnen beim Bunker
stand. Er hatte sich selbst zum Wachdienst eingeteilt.
    Aber eine Waffe… Himmel, würde es zu einer weiteren
Schießerei kommen? Sie wandte sich Jake zu. Der wusste schon,
was sie sagen wollte, und flüsterte: »Shipley sagt, dass
Müller in Ordnung ist.«
    »Ich weiß!«, erwiderte Gail ebenso leise.
    Jake tätschelte ihren Arm: Müller ist okay. Gail
war sich da nicht so sicher. Jake schien sein Weltvertrauen in dem
Maße zurückzugewinnen, in dem sie das ihre verlor.
    Karim bekam nichts davon mit: »Das Schiff sieht aus wie die
Verkörperung einer Theorie, die in der Physik schon seit
zweihundert Jahren diskutiert wird, die aber bisher nur Theorie
geblieben ist. Es handelt sich um den McAndrew-Antrieb, benannt nach
dem schottischen Physiker, von dem diese Theorie stammt: Arthur
Morton McAndrew. Dieser Antrieb löst das Problem, mit mehr als
– sagen wir mal – 3 g zu beschleunigen, ohne dass
die Menschen an Bord zu Gelee zerquetscht werden.
    Theoretisch könnte man beispielsweise mit 100 g beschleunigen, ohne überhaupt etwas davon zu spüren, wenn
man die Beschleunigungskräfte durch eine Anziehungskraft
gleicher Stärke in die entgegengesetzte Richtung ausgleicht. Die
Kräfte würden einander aufheben, und den Passagieren
wäre wie bei Schwerelosigkeit zu Mute. Das ist es, was das
außerirdische Mutterschiff

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