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Crossfire 1: Kontakt

Crossfire 1: Kontakt

Titel: Crossfire 1: Kontakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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wieder so
aalglatt wie gewohnt werden. »Das halte ich für eine gute
Idee, Doktor. Wir alle können einen Augenblick der Stille
gebrauchen, um wieder zur Besinnung zu finden. Also los, setzen wir
uns. – George? Karim?«, rief Jake die beiden freundlichsten
und am wenigsten reizbaren Menschen im Lager. Diese setzten sich
bereitwillig auf den Boden. Karim lächelte zu Shipley empor, und
dieser ließ sich mit einem leisen Ächzen ebenfalls auf die
niedergetrampelte violette Pflanzendecke nieder.
    Es dauerte einen kurzen Moment, dann schloss sich ihnen auch
Ingrid an, dann Franz Müller. Lucy schob sich unaufdringlich in
Jakes Nähe, eine kleine Gestalt mit gekreuzten Beinen. Sie
senkte den Kopf.
    Jetzt fehlen nur noch Naomi und Gail. Shipley versuchte,
den Kopf freizubekommen, keine Fragen zu stellen, keine Forderungen. Lass das Gute zu dir kommen, was auch immer es sein mag. Er
brauchte einfach nur zu warten.
    Gail und Naomi setzten sich Händchen haltend nieder.
    Niemand sagte etwas. Zwei von ihnen bewegten sich unruhig auf der
Stelle. Gail und Franz. In die Stille mischte sich der Gesang eines
Tieres, das schrille und doch merkwürdig harmonische Pfeifen
einer Kreatur, die George als reptilienartig einstufte. Eine leichte
Brise, kühl und wohlriechend, kräuselte den Bodenbewuchs,
und immer noch lag darin schwach der Duft der unbekannten
Nachtblume.
    Keine Erleuchtung überkam Shipley, nichts, was ihn zum
Sprechen bewogen hätte. Doch allmählich wirkte die Stille
auf seinen unruhigen Geist. Er spürte, wie sie in ihn eindrang,
diese Stille, fühlbar und warm wie das Sonnenlicht. Der Knoten
in seinem Bauch löste sich. Friede erfüllte ihn, eine
kostbare spirituelle Nahrung, während er mit dieser Gruppe so
unterschiedlicher Menschen gemeinsam schwieg.
    Shipley wusste nicht genau, wie viel Zeit verging. Vermutlich
dauerte es länger, als irgendwer glaubte. Zeit konnte in tiefer
Ruhe ihre Bedeutung verlieren.
    Als endlich jemand das Wort ergriff, war es George Fox. Sehr ruhig
und leise verkündete der Biologe: »Die Tür des
außerirdischen Beiboots öffnet sich.«
     
    Sie kamen heraus, erst einer, dann der Nächste, dann der
Dritte. Ein jeder in einem kleinen Fahrzeug. Wieder schien die
Neigung der Rampe zu steil für die Wagen. Sie schossen hinab,
schwankten und hielten dann an. Schließlich standen die drei
Wagen reglos in einer Reihe.
    Es sind Pflanzen, dachte Shipley, und ebenso sind
sie es nicht. Sein Sehvermögen war besser, als es der Rest
seines alternden Leibes vermuten ließ. Durch die durchsichtige
Kuppel, die sich über jede der Plattformen wölbte, konnte
er deutlich den Stamm in der Mitte sehen, rotbraun und von vielleicht
dreißig Zentimeter Durchmesser und einem Meter Höhe. Er
wirkte robust, wie aus Leder oder Holz. Zahlreiche Gliedmaßen
– Tentakel? Äste? – gingen davon aus, verzweigten sich
und endeten in flachen, fleischig wirkenden Gewebestücken von
unregelmäßiger ovaler Form. Bei jedem der Wesen waren es
gut und gern einhundert. Blätter. Oder fingerlose
Hände.
    Allerdings traf dieser Vergleich nicht auf alle zu, denn einige
dieser Blätter/Hände am Ende der längeren
Tentakel/Zweige wiesen tatsächlich so etwas wie Finger auf.
Vielleicht waren es aber auch einfach nur sehr stark gezackte
Blätter. Oder möglicherweise andere, beweglichere
Pflanzenteile, so etwas wie Ranken. Nichts an den
Außerirdischen ließ sich ohne weiteres mit irdischen
Pflanzen oder Tieren vergleichen – und ebenso wenig mit den
Lebensformen auf Greentrees. Diesen Geschöpfen fehlten
erkennbare Köpfe, Augen und Beine. Einige der
Äste/Tentakel/Ranken ringelten sich reglos über den Boden
der Plattformen.
    Keiner der Menschen rührte sich, bis Shipley, so langsam wie
eben möglich, den Kopf wandte und zu Franz Müller blickte.
Der Soldat hatte ein Gewehr neben sich auf dem Boden liegen, aber er
machte keine Anstalten, danach zu greifen.
    Jake warf Franz ebenfalls einen prüfenden Blick zu. Als er
zufrieden war, erhob er sich. Er tat dies ebenso langsam, wie Shipley
gerade den Kopf gewandt hatte. »Die anderen bleiben
sitzen«, sagte er ruhig. »Wir wollen sie nicht wieder
erschrecken.«
    Naomi regte sich, und Shipley hatte Angst, dass sie sich über
den Befehl hinwegsetzen und eine Szene machen würde. Aber sie
schob Jake nur eine Tasche zu.
    »Der Englisch-Chinesisch-Translator«, flüsterte sie
ihm zu. »Wäre vielleicht einen Versuch wert.«
    »Noch nicht«, antwortete Jake und ging vorsichtig auf
die

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