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Crossfire 1: Kontakt

Crossfire 1: Kontakt

Titel: Crossfire 1: Kontakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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meines Erachtens tut. Schaut, es hat
diese Form…«
    Karim hielt einen Datenträger in die Höhe, eine dicke,
flache Kristallscheibe mit einem Loch in der Mitte. Er steckte einen
langen Zweig in das Loch und hielt diesen an einem Ende fest.
    »Stellt euch die Quartiere der Besatzung in meinem Daumen
vor. Diese Quartiere sind ein Modul, das sich frei nach oben und
unten entlang des Trägers bewegen kann, näher an die
Scheibe heran oder weiter davon weg.
    Die Scheibe besteht aus einem Material von ungeheurer Dichte,
Billionen Tonnen Masse konzentriert in einer Scheibe von hundert oder
mehr Metern Durchmesser und vielleicht einem Meter Dicke. Um diese
Gravitationskräfte auszugleichen, ist das Mannschaftsmodul
– also mein Daumen – am Anfang ein gutes Stück von der
Scheibe entfernt. Während man nun die Scheibe von den
Passagieren weg beschleunigt, rückt das Mannschaftsmodul
näher an die Scheibe heran, sodass eine erhöhte
Anziehungskraft stets der erhöhten Beschleunigung entspricht.
Natürlich muss das Mannschaftsmodul seine Form anpassen
können. Der Boden wölbt sich, wenn er näher an die
Scheibe herankommt, damit die Schwerkraft gleichmäßig auf
die Oberfläche einwirkt.«
    Karim schaute seine Zuhörer an, als wolle er feststellen, ob
sie ihm folgen konnten. Gail konnte das nicht. Sie hielt Müller
aus den Augenwinkeln im Blick.
    »Aber woher nimmt man die Energie für den
Antrieb?«, wandte George ein. »Ich bin kein Physiker, aber
braucht man nicht eine Menge mehr Energie, als man mitführen
kann, selbst wenn man die Masse der Scheibe nutzt, um sie in Energie
umzusetzen?«
    »Ja«, stimmte Karim zu. Er lächelte George an wie
seinen besten Musterschüler. »Wir wissen also nicht, woher
das Schiff seine Energie bezieht! Ich vermute, dass es das Vakuum
ist. Der Vakuumzustand beinhaltet ein sehr hohes Energiepotenzial,
wenn man versucht, die allgemeine Relativität und die
Quantenmechanik in Einklang zu bringen. Das wisst ihr
sicher.«
    Gail wusste nichts dergleichen, aber es kümmerte sie auch
nicht besonders. Das außerirdische Schiff war hier. Das Beiboot
war hier. Der tote Pflanzen leib,den sie aus dieser Entfernung
im Scheinwerferlicht gerade noch ausmachen konnte, war ebenfalls
hier. Wie sie alle hergekommen waren, spielte keine Rolle. Sie waren
hier.
    Wieder überwältigte Gail die Unwirklichkeit der ganzen
Lage. Sie saß hier auf einem fremden Planeten und wartete
darauf, von Wesen ausgelöscht zu werden, denen dieser Planet
möglicherweise ebenfalls fremd war… Lahiri, das ist
nicht das, was wir im Sinn hatten.
    George und Ingrid stellten Fragen über Gezeitenkräfte
und Materie-Antimaterie-Reaktionen. Gail hörte ein fernes
Grollen, kaum mehr als die Ahnung eines Geräuschs. Vielleicht
hätte sie es gar nicht registriert, hätte sie nicht auf so
etwas gelauscht. Aber nein, es war wohl nur Donnergrollen, sehr weit
entfernt. Es war viel zu früh, um etwas anderes zu sein.
    Mit dem Geländewagen konnte man vielleicht eine
Durchschnittsgeschwindigkeit von 80 km/h erreichen, auf halbwegs
ebenem Gelände und wenn man die Maschine zur Höchstleistung
trieb. Nun gut, eher 60 km/h. Sechshundert Kilometer. Keine
Pausen… Lucy und Nan konnten frühestens morgen früh
hier eintreffen.
    »… und kann mit einem Maximum von 100 g beschleunigen und abbremsen«, schloss Karim seinen Vortrag.
»Das haben wir gemessen, als das Schiff ankam. Wenn ich Recht
habe, kann dieses Schiff 99,9 Prozent Lichtgeschwindigkeit erreichen,
und das schnell genug, um interstellare Entfernungen im Zeitraum von
wenigen Tagen zurückzulegen. Bordzeit natürlich.«
    Denn sie würden kommen, Lucy und Nan. Jake hatte ihnen
befohlen, nicht zu kommen, aber wie Jake selbst festgestellt hatte:
Er war weder ein Staatsoberhaupt noch ein militärischer
Befehlshaber. Er war nur ein ehemaliger Anwalt, der erst
Weltraumunternehmer geworden war und dann Siedler. Und nichts in
dieser Siedlung lief so wie geplant.
     
    Mitten in der Nacht schreckte Gail hoch. Ihr Herz fing wild an zu
schlagen. Sie hatte jemanden außerhalb des Zeltes gehört. Müller und seine Waffen…
    Müller lag neben ihr und schlief den tiefen,
gleichgültigen Schlaf der Jugend. Nun erinnerte sich Gail daran,
dass sie stets jemanden wach bleiben ließen, um das Beiboot im
Auge zu halten. Sie hatten Wachschichten eingeteilt. Allerdings waren
zwei der Luftmatratzen leer: die von Ingrid und die von George.
    Gail konnte sich sofort denken, was die beiden trieben, aber
trotzdem

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