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Crossfire 2: Feuerprobe

Crossfire 2: Feuerprobe

Titel: Crossfire 2: Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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führen.«
    Ben stieg langsam aus dem Fahrzeug und schritt vorsichtig
über den inzwischen abgestorbenen Roten Kriecher. Jake konnte
Bens Widerstreben aus jeder seiner Bewegungen ablesen. Dem Jungen
sträubte sich förmlich jedes Haar am Leib. Die Pelzlinge
waren nicht die Einzigen, die hier auf Greentrees unter Xenophobie
litten.
    Als Jake schließlich in seinem Stuhl saß, zupfte er an
Bens Ärmel und bedeutete ihm, sich neben ihm auf dem Boden
niederzulassen. Endlich rührten sich die Pelzlinge. Einer von
ihnen kauerte sich nieder und errichtete geschickt eine kleine
Feuerstelle. Mit einem Funken, den er aus einem Stein schlug,
entzündete er das Feuer. Die drei Pelzlinge bezogen auf der
anderen Seite des Feuers Position, in einer Reihe den Menschen
gegenüber, große, bedrohliche Raubtiere in unruhig
flackerndem Feuerschein. Überdeckte der beißende Qualm den
Geruch der Menschen? Jake hoffte es.
    Der größte der Außerirdischen steckte endlich
seine Laserwaffe fort und löste den Speer von seinem Leibgurt.
Jakes Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Der Pelzling
stieß mit dem Speer über das Feuer und fegte dann damit
durch den Bewuchs, bis er den bloßen Erdboden freigelegt hatte.
Darüber zog er eine einzelne Linie und stieß eine einzige
Silbe hervor: »Aaaaaannnnnttttttt.«
    »Nan. Nan Frayne«, riet Jake, und der Pelzling nickte
unbeholfen; anscheinend war das keine vertraute Geste für ihn.
Jake bemerkte, dass Ben überrascht und ein wenig beeindruckt
war. Gut, sollte der Junge ruhig beeindruckt sein. Jake hatte bereits
erkannt, dass diese Pelzlinge offenbar von Nan Frayne – wie
sollte man es ausdrücken? – sozialisiert worden waren.
Ansonsten wären er und Ben längst zur Jagdbeute
geworden.
    Der Pelzling zog eine weitere Linie und stieß noch eine
Silbe hervor. Diesmal war sie zu kehlig, als dass ein Mensch sie
hätte wiedergeben können. Er schlug sich mit der freien
Hand gegen den Kopf.
    »Du«, vermutete Jake. Den Namen des Außerirdischen
konnte er nicht aussprechen. Der Pelzling nickte und akzeptierte
anscheinend das »Du«.
    Es folgten viele weitere Linien im Staub. Jake war verwirrt, bis
Ben leise bemerkte: »Es sind Pelzlinge. Viele
Pelzlinge.«
    »Viele Pelzlinge«, sagte Jake. »Stamm!« Ein
Nicken. Wenn Nan ihnen ein wenig Englisch beigebracht hatte, hatte
sie dann auch gelernt, die kehligen Laute der Pelzlinge zu
unterscheiden? Dann wäre ihr Gehör besser gewesen als das
von Jake.
    Als Nächstes zeichnete der Pelzling einen Kreis mit einer
sich schlängelnden Linie: ein Beiboot der Pelzlinge mit seinem
beweglichen Schwanz, der in Wirklichkeit eine Furcht erregende Waffe
war!
    Zuletzt zeichnete der Pelzling eine Linie, die von dem Raumboot
ohne Umschweife zu den wilden Pelzlingen führte. Und zum Schluss
strich er mit heftigen Bewegungen die wilden Pelzlinge durch.
    »Feind«, wagte Jake zu raten. »Euer Feind.
Vernichtet euren Stamm, entführt eure Krieger und
Weibchen.«
    Alle drei Pelzlinge nickten.
    In Jake stieg eine Heiterkeit auf, die er sorgsam verbarg. Damit
war seine Frage beantwortet. Die wilden Pelzlinge hatten sich
entschieden: Ihre Abneigung gegen die Menschen war ihnen weniger
wichtig als die Bekämpfung des Feindes.
    Zumindest waren sie bereit, ihre Xenophobie solange zu
unterdrücken, wie die Menschen sich vorsichtig verhielten und
sie nicht provozierten: unterwürfig im Auftreten, nützlich
für die Ziele der wilden Pelzlinge. Und solange sie aus der
Windrichtung blieben.
    »Ben«, sagte er leise, »wir haben so was wie
Verbündete.«
     
    Sie waren zu spät am Treffpunkt. Es waren noch viele Bilder
am Boden nötig gewesen, bevor geklärt war, dass die
Menschen den Pelzlingen gegen den Feind aus dem Raumboot beistehen
würden und dass der Geländewagen allmählich
weiterfahren musste, um drei weitere Menschen aufzusammeln, und dass
sie danach zu dem Ort fahren würden, an dem Nan Frayne
getötet worden war.
    Jake hatte befürchtet, dass Letzteres den Pelzlingen am
schwersten zu vermitteln sein würde, aber tatsächlich
akzeptierten sie es sofort. Er hatte keine Ahnung, warum das so war.
Vielleicht entsprach es irgendeinem ihrer Trauerrituale.
Womöglich erwarteten sie sogar, dass er sich mit Nans Geist
beriet.
    Ben musste schließlich doch die Scheinwerfer des
Geländewagens anschalten. Die drei Pelzlinge verschwanden –
Jake nahm an, dass sie ihnen folgten. Er versuchte, noch ein wenig zu
schlafen, denn er würde seine Kräfte noch brauchen. Aber
alle paar Minuten

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