Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Crossfire 2: Feuerprobe

Crossfire 2: Feuerprobe

Titel: Crossfire 2: Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
Vom Netzwerk:
schmutzigen Händen die Augen. Sie
musste damit aufhören, anderer Leute Pläne in Frage zu
stellen, wie dumm oder unsinnig sie auch immer sein mochten, solange
sie selbst nichts Besseres vorschlagen konnte. Und sie hatte nichts
vorzuschlagen.
    Sie war die MateR und für die Verteilung der Ressourcen
zuständig, aber im Grunde gab es keine Ressourcen mehr zu
verteilen. Die am höchsten entwickelte Technik bringt den
Erfolg… So hatte Alex es gelernt, in all den Jahrzehnten,
die sie nun in der Verwaltung tätig war. Sie kannte kein anderes
Vorgehen.
    Jake und Lucy Lasky gingen von anderen Vorstellungen aus. Von
welchen? Vielleicht etwas in der Art von »dem Tapferen winkt das
Glück«. Konnte es so sein? Für Alex klang es nicht
sehr wahrscheinlich.
    Aber diese ganze Situation war unwahrscheinlich. Am besten
verfolgte sie einfach nur aufmerksam das Geschehen, bis sie selbst
eine Idee hatte, was man tun konnte. Jeder Widerspruch konnte bis
dahin warten. Sie musste ihre Kräfte schonen.
    Sie würde sie noch brauchen, wenn sie sich irgendwann doch
gegen Jake und Lucy Lasky durchsetzen musste.
     
    Kurz vor dem von den raumfahrenden Pelzlingen verwüsteten
Gebiet hielten sie an, um die Brennstoffzelle zu wechseln. »Das
ist unsere letzte«, erklärte Ben, als er zurück in den
Wagen stieg.
    Schließlich bekam Alex auch die wilden Pelzlinge zu sehen.
Auf der kahlen Ebene zeichneten sie sich als ferne Umrisse ab, die
noch weiter zurückfielen, als das Fahrzeug wieder beschleunigte.
Wie hatten sie vorher mit ihnen Schritt halten können, da Ben
doch stets so schnell gefahren war, wie das Gelände es
zuließ? Aber Ben hatte am Fluss entlangfahren müssen,
während die Pelzlinge offenbar Abkürzungen kannten; Wege,
die zu Fuß passierbar waren, aber nicht für ein Fahrzeug.
Immerhin war das hier ihr Revier.
    Nein, das war es nicht. Alex musste sich immer wieder daran
erinnern, dass die Pelzlinge auf Greentrees ebenso fremd waren wie
die Menschen. Oder ebenso eingeboren. Ja, diese wilden Pelzlinge
waren hier geboren, aber das war Alex auch!
    »Nicht so schnell«, ermahnte sie Ben Stoller. »Sie
hängen unsere neuen Verbündeten ab.«
    »Sie können unseren Spuren folgen«, entgegnete Ben.
»Wir müssen so schnell wie möglich wieder Deckung
finden.« Er verringerte die Geschwindigkeit nicht.
    Und er hatte Recht. Alex schaute nach hinten. Die wilden Pelzlinge
tauchten wieder auf. Sie bewegten sich in einem
gleichmäßigen hüpfenden Galopp. Wie lange konnten sie
dieses Tempo durchhalten? Es war erstaunlich, wie unauffällig
sie sich selbst in diese leere Landschaft fügten. Braun, ein
struppiges Fell, das die Umrisse verwischte – wenn sie sich
flach auf den Boden fallen ließen, übersah man sie
womöglich noch aus fünfzig Metern Entfernung.
    Aber diese primitive Tarnung würde sie nicht vor dem
vernichtenden Strahl ihrer Verwandten schützen, wenn diese aus
einer Umlaufbahn feuerten.
     
    Ganz allmählich gelangten sie in die Vorberge der Avery
Mountains. Lucy las von der Anzeige des Fahrzeugs die Koordinaten ab.
»Halt, Ben – hier! Das ist der Ort.«
    Alex sah nichts, außer einem schmalen Loch von vielleicht
einem Meter Tiefe.
    Lucy sprang aus dem Geländewagen und blickte in das Loch.
»Wo ist die Stange? Sie hatten hier doch die Stange
ausgegraben!«
    In der Umgebung war überhaupt nichts zu sehen.
    »Sucht Karim!«, krächzte Jake. »Der
Fluss… Wahrscheinlich verstecken sie sich beim Fluss… und
warten auf uns!«
    Lucy stieg wieder in den Wagen, und Ben fuhr auf den Fluss zu.
Alex blickte über die Schulter zurück und sah drei
Pelzlinge auf das armselige leere Loch zuhalten.
    Als sie am Fluss anlangten, stieg Jon McBain die Böschung
hinauf, gemeinsam mit einem Araber, der Karim Mahjoub sein musste.
Lucy umarmte ihn. Zwei jüngere Leute kamen hinterher und hielten
sich ein wenig im Hintergrund. Das Mädchen war eine Chinesin und
sah Star Chu sehr ähnlich.
    Hatte Star die Zerstörung von Mira City überlebt?
    »Du lebst!«, rief Jake aus, und Alex erkannte, dass er
Karim Mahjoub meinte. Die beiden tauschten einen Blick, der unter
anderen Umständen vielleicht belustigend gewirkt hätte.
Überraschung, Mitgefühl, Zweifel. Für Jake hatten sie
einander seit neununddreißig Jahren nicht mehr gesehen,
für Karim Mahjoub war nicht einmal ein Jahr vergangen. Selbst
für Alex glich Jake am ehesten einem fanatischen Skelett, das
noch einmal vom letzten, heftigen Auflodern eines ersterbenden Lebens
in Bewegung gesetzt

Weitere Kostenlose Bücher