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Crossfire 2: Feuerprobe

Crossfire 2: Feuerprobe

Titel: Crossfire 2: Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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wuchsen nicht nur am oberen Teil des Stammes, sondern waren
gleichmäßig darüber verteilt, sodass sie die Sonne
nicht abhielten. Diese schien sehr hell und wirkte ein wenig zu
orange und größer als Sol.
    Die Ranken waren überall! Mit vor allem am Boden
miteinander verflochtenen Tentakeln drängten sie sich zusammen.
Es war außergewöhnlich still – kein Vogel sang, kein
Tier brüllte. Lucy trat aus dem Kasten, und Karim sah, wie sie
bis zu den Knöcheln einsank. Sie floh hastig wieder
zurück.
    »Es ist sumpfig!«
    Er bückte sich und untersuchte den Boden. Ja, es war Schlamm
und Wasser und nicht, wie er zuerst angenommen hatte, die dicke
Bakterienschicht, die den Boden im Raumschiff der Ranken bedeckt
hatte. Diese Biofilme waren anscheinend Teil des
Kollektivbewusstseins der Ranken gewesen. Gab es sie auf diesem
Planeten ebenfalls? Oder wurden sie speziell für die Reise im
Weltraum erzeugt?
    So viele Fragen. »Wir bräuchten George Fox«,
stellte Karim fest, »oder einen anderen Biologen. Ich weiß einfach nicht genug.«
    »Ich auch nicht.«
    Karim setzte einen Fuß in den Sumpf. Immerhin hatte der
Übersetzer sie hier willkommen geheißen. Er sank bis dicht
oberhalb des Knöchels ein, aber nicht weiter. Um ihn herum
wedelten die fleischigen Pilze/Blätter/Hände in einer
plötzlichen Brise.
    Lucy schloss sich ihm an, und nun standen sie da. Sie wussten
nicht, was sie als Nächstes tun sollten. Schließlich sagte
er: »Ranken?«
    »Ich bin Ranken«, antwortete der Übersetzer.
    Karim sammelte seine Gedanken, um sein dringlichstes Anliegen
vorzubringen. Er suchte nach den einfachsten Worten.
    »Wir haben euren Leuten auf dem Schiff gesagt, dass unser
Beiboot eure Feinde in sich trägt. Es handelt sich dabei um
einige eurer Feinde – ›Pelzlinge‹ –, die von
euren Leuten krank gemacht wurden. Diese Krankheit ist Teil eines
Experiments, das eure Leute auf unserem Planeten durchgeführt
haben. Viele Gruppen von Pelzlingen, viele Krankheiten. Jede
Krankheit ist anders. Eure Leute haben versucht, den Feind
ungefährlich zu machen, ohne ihn zu töten. Unser Beiboot
trägt kranke Pelzlinge, die von euren Leuten gemacht wurden. Ihr
müsst den Feind die kranken Feinde finden lassen, damit er sich
ansteckt. Dann tragen sie die Krankheit zu all euren Feinden. Dann
finden die Kämpfe ein Ende.«
    Kein Vogelgezwitscher, kein Tiergebrüll, keine Antwort. Die
gewaltigen, stummen, intelligenten Ranken drehten sich ein wenig.
Karim erkannte, dass sie phototrop waren. »Träumen in
der Sonne«, so hatte Ranke Beta es vor langer Zeit
erklärt.
    »Ranken?«, fragte Lucy verzweifelt. »Versteht ihr
uns?«
    Keine Antwort. Was jetzt? Karim blickte Lucy hilflos an. Sie
schüttelte den Kopf.
    Als das Stehen sie zu sehr ermüdete, ließen sie sich
auf dem Boden nieder.
    Zwanzig Minuten später erklang wieder die Stimme des
Übersetzers: »Ich verstehe.«
     
    Sie schliefen in der Kiste, geschützt vor dem Regen, der in
der Dämmerung niederging. Nicht, dass sie sich vor diesem Regen
hätten schützen müssen. Er war schwach und warm. Aber
die Kiste war das einzige feste, unbewachsene und glatte Objekt hier.
Die Kiste war hart und metallisch in einer sumpfigen, stillen Welt.
Ihre Stiefel polterten auf dem Boden. Karim war dankbar, dass es
diese Kiste gab.
    »Wo ist das Beiboot?«, fragte Lucy einmal, aber er
wusste es nicht. Es war verschwunden.
    Die Dunkelheit war so allumfassend, wie man es sich nur vorstellen
konnte. Wolken bedeckten den Himmel, und es gab keine
künstlichen Lichter, keine Leuchtkäfer, keine
phosphoreszierenden Gase. Es war, als wären sie plötzlich
erblindet. Karim floh sich so bald wie möglich in den Schlaf,
eng an Lucy geschmiegt.
    Als er erwachte, dämmerte der Morgen. Er war halb verhungert.
Lucy schlief noch, in ihrem Raumanzug und im Helm, mit Speichel im
Mundwinkel. Karims Magen knurrte, und er begrüßte das
Geräusch, weil es immerhin ein Geräusch war. Aber es machte
nicht satt.
    Er entfernte sich einige Meter von der Kiste und ging in den
Sumpf. Die Ranken überragten ihn. Welche von ihnen hatte den
Übersetzer? Es spielte anscheinend keine Rolle. George hatte
gesagt, dass sie untereinander auf chemischem Wege kommunizierten.
Was auch immer eine Ranke wusste, wussten sie alle. Wie weit
erstreckte sich diese Verbindung? Gestern hatte die Ranke
»ich« gesagt, nicht »wir«. War dieser ganze
Planet ein einziges, vollkommen vernetztes Pflanzentier?
    Er blickte zu

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