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Crossfire 2: Feuerprobe

Crossfire 2: Feuerprobe

Titel: Crossfire 2: Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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als diese morastige, stille graue
Hölle, die nicht einmal eine Hölle für ihn war,
sondern vielmehr das Paradies irgendwelcher Außerirdischer. Schlagt mich, Ranken! Tötet mich!
    Nichts geschah.
    Während er begierig abwartete, erkannte Karim
allmählich, dass nichts geschehen würde. Egal, was er wie
vielen Ranken antat, hier würde niemals irgendetwas geschehen.
    Gar nichts.
    Für immer.
     
    Er stolperte zu der Kiste zurück. Lucy saß dort und
starrte ins Leere. Es war eine Erleichterung, sie anschreien zu
können.
    Sie reagierte wenigstens. »Kannst du denn nur hier
rumsitzen?«
    Sie sprang so plötzlich auf, dass der Teil seines Verstandes,
der noch vernünftig denken konnte, sofort erkannte, dass sie
diesen Streit begrüßte, vermutlich aus den gleichen
Gründen, aus denen er die Ranken angegriffen hatte. »Was,
zur Hölle, kümmert es dich, was ich tue? Du bist nie
hier!«
    »Ich erkunde diese Welt. Das ist zumindest schon
etwas!«
    »Du erkundest überhaupt nichts!«, entgegnete sie
verächtlich. »Du läufst nur ziellos umher wie ein
verirrtes kleines Kind!«
    »Ich bin kein Kind! Sprich nicht mit mir, als wäre ich
eins!«
    »Erzähl du mir nicht, was ich sagen soll! Findest du
jetzt wieder zu deinen arabischen Wurzeln zurück? Der starke
Patriarch und die unterwürfige schwache Frau? Nun, ich trage
keinen Schleier, Karim, falls du es noch nicht bemerkt haben
solltest, und ich bin überhaupt nicht beeindruckt von deiner
verlorenen arabischen Männlichkeit, und ich bin
nicht…«
    Er schlug sie.
    Er wusste selbst nicht, was er tat, bis seine Faust ihren Bauch
traf, und noch nie in seinem Leben hatte er etwas so sehr bedauert.
Sie krümmte sich und kippte dann zur Seite. Ihr Aufschlag auf
dem Metallboden der Kiste war das lauteste Geräusch, das er seit
Wochen gehört hatte. Sie rang nach Atem.
    Er kniete neben ihr nieder. »Lucy, oh, Lucy, es tut mir Leid,
Lucy, bitte…«
    Sie stieß ihn nicht fort. Vielleicht konnte sie es nicht. Er
nahm sie in die Arme und dachte: Das reicht. So geht es nicht
weiter.
     
    Im hintersten Winkel der Kiste flüsterten sie miteinander.
»Was auch immer die Ranken für uns auf Greentrees gewesen
sind«, erklärte Karim, »und auch, wenn sie sich mit
uns gegen die Pelzlinge verbündet haben – hier sind sie
unsere Feinde.«
    »Aber sie wollen…«
    »Hör mir zu, Lucy. Nein, sie wollen uns nichts
Böses. Vielleicht merken sie gar nicht, was sie uns hier antun.
Aber wir können nicht so leben wie sie, nicht mit ihnen und
nicht hier. Sie sind unser Feind, weil wir sie dazu bringen
müssen, etwas zu tun, was wir wollen und sie nicht.«
    »Uns nach Hause bringen.«
    »Ja.«
    »Aber wie?«
    »Das weiß ich noch nicht. Wir haben nichts, was sie
haben wollen. Aber es muss eine Möglichkeit geben. Irgendetwas
hier muss sich verändern, irgendwann.«
    »Augenblick«, sagte Lucy. »Was ist mit den
Läufern? Erinnerst du dich, Karim? Diese kleinen
halbintelligenten Zweibeiner, die… die sie während der
Paarungszeit befruchten. Wir haben sie auf dem Schiff der Ranken
gesehen. Die Ranken mögen sie, hat Beta gesagt. Wenn wir ein
paar davon einfangen und sie festhalten können, um… nun,
als Geiseln…«
    »Bestäuber einfangen? Wäre das nicht so, als
würde man ein paar Bienen als Geiseln nehmen?«
    »Was weiß ich?«, entgegnete sie. »Vielleicht.
Was würdest du sonst vorschlagen?«
    »Ranke Beta mochte mein Pfeifen.« Er kam sich dumm vor,
das überhaupt zu erwähnen. »Sie mochte es
wirklich.«
    »Gut. Weitere Ideen?«
    »Ich glaube nicht, dass wir sonst noch etwas haben. Es sei
denn, wir finden auf dieser Welt etwas Neues.«
    »Dann erforsche sie weiter. Morgen werde ich dich
begleiten.«
    Er saß mit dem Rücken an der Metallwand gelehnt in der
undurchdringlichen Finsternis und kämpfte gegen die Verzweiflung
an. Pfeifen, zielloses Umherspazieren und Bestäuber, die
möglicherweise nur alle zwei oder drei Jahre auftauchten –
mit diesen fadenscheinigen Ideen wollten sie Außerirdische dazu
zwingen, ein Raumschiff für sie zu starten?
    »Wir werden eine Möglichkeit finden«,
flüsterte Lucy.
    »Ganz bestimmt werden wir das«, antwortete er, um sie zu
trösten. Er hatte sich geirrt, früher. Genau genommen waren
seine Gedanken hochtrabender Unsinn gewesen: Es war nicht genug, dass
die kranken Pelzlinge von ihren Brüdern abgeholt worden waren.
Es war nicht genug, dass der Plan zur Rettung Greentrees’
möglicherweise Erfolg haben konnte. Karim wollte leben, er
wollte nach

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