Crossfire. Offenbarung: Band 2 Roman (German Edition)
tut es mal ganz gut, seine eigene Medizin schlucken zu müssen«, murmelte Steven.
Ich runzelte verwirrt die Stirn. Dann bemerkte ich Marks mitfühlenden Blick.
Da wurde mir klar, dass sie nicht nur die Schwulenzeitschrift gesehen hatten, sondern auch die Fotos von Gideon und Corinne. Ich fühlte mich gedemütigt, und das Blut schoss mir ins Gesicht.
»Die wird er schlucken«, murmelte ich leise. »Und wenn ich sie ihm selbst eintrichtern muss.«
Steven riss die Augenbrauen in die Höhe, dann lachte er und tätschelte meine Hand. »Zeig’s ihm, Mädel.«
Kaum saß ich wieder an meinem Schreibtisch, klingelte das Telefon.
»Das Büro von Mark Garrity, Eva …«
»Warum fällt es dir so verdammt schwer, Anordnungen zu befolgen?«, unterbrach Gideon mich schroff.
Ich saß einfach nur da und starrte auf die Fotocollage, die er mir geschenkt hatte, mit Bildern, die uns in trauter Zweisamkeit zeigten.
»Eva?«
»Was willst du von mir, Gideon?«, fragte ich leise.
Einen Moment lang herrschte Stille, dann atmete er hörbar aus. »Cary wird heute Nachmittag unter Aufsicht seines Arztes und einer Privatschwester entlassen. Wenn du nach Hause kommst, wird er schon da sein.«
»Danke.« Wieder trat eine Stille ein, aber er legte nicht auf. Schließlich fragte ich: »War’s das?«
Die Frage hatte zwei Bedeutungen. Ich fragte mich, ob er das erkannte und ob ihm das noch wichtig war.
»Angus wird dich nach Hause fahren.«
Ich umklammerte den Hörer fester. »Leb wohl, Gideon.«
Ich legte auf und machte mich wieder an die Arbeit.
Sobald ich zu Hause war, sah ich nach Cary. Seine Matratze war beiseite geräumt und an die Wand gelehnt worden, um Platz zu machen für das Krankenhausbett, das er selbst justieren konnte. Als ich sein Zimmer betrat, schlief er. Seine Krankenschwester saß auf einem neuen Sessel und las ein E-Book. Es war dieselbe, die ich in der ersten Nacht im Krankenhaus gesehen hatte: die exotisch wirkende Schönheit, die ihre Augen nicht von Gideon hatte lösen können.
Ich fragte mich, wann er alles arrangiert hatte – und ob er es selbst getan hatte. Ich fragte mich, ob sie es wegen des Geldes oder wegen Gideon tat – oder wegen beidem.
Allerdings war ich so erschöpft, dass es mir eigentlich egal war, und dies sagte eine Menge über meinen Gemütszustand aus. Es mochte Menschen geben, deren Liebe alles überstand, aber meine war nicht so unangreifbar. Sie musste genährt werden, um zu wachsen und zu gedeihen.
Ich gönnte mir eine lange, heiße Dusche, dann verkroch ich mich ins Bett. Ich stellte den Tablet auf meinen Schoß, um den Brief an Gideon weiterzuschreiben. Ich wollte meine Gedanken und Sorgen in vernünftigen und überzeugenden Worten darlegen. Er sollte meine Reaktionen auf das, was er tat und sagte, verstehen und die Dinge auch mal aus meiner Perspektive sehen.
Aber am Ende hatte ich nicht die Kraft dazu.
Ich spare mir weitere Ausführungen, schrieb ich stattdessen, denn sonst ende ich damit, dass ich dich anbettle. Wenn du mich nicht gut genug kennst, um zu sehen, dass du mich verletzt, wird ein Brief unsere Probleme auch nicht mehr lösen.
Ich sehne mich verzweifelt nach dir. Ohne dich geht es mir kreuzelend. Wenn ich an das Wochenende denke und die Stunden, die wir gemeinsam verbracht haben, würde ich alles tun, um dich so, wie du da warst, zurückzubekommen. Du aber hast Zeit mit IHR verbracht, während ich die vierte Nacht in Folge ohne dich auskommen muss.
Obwohl ich weiß, dass du mit ihr zusammen warst, würde ich dich am liebsten auf Knien um ein winziges Zeichen deiner Liebe anflehen. Eine Berührung. Einen Kuss. Ein liebes Wort. So schwach bin ich durch dich geworden.
Ich hasse mich dafür. Ich hasse mich, weil ich dich so sehr brauche. Ich hasse es, dass ich so besessen von dir bin.
Ich hasse mich, weil ich dich liebe.
Eva.
Dann fügte ich den Brief in eine E-Mail ein mit dem Betreff: »Meine Gedanken – unzensiert «, und drückte auf Senden .
»Hab keine Angst.«
Diese drei Worte weckten mich in tiefster Nacht. Die Matratze sackte etwas ab, als Gideon sich zu mir setzte und mit seinen Armen meinen Körper und die Decke zwischen uns umfasste. So schuf er einen Kokon, in dem ich ohne Angst aufwachen konnte. Sein unverwechselbarer, köstlicher Geruch – ein Gemisch aus Seife, Shampoo und dem Duft seiner Haut – tröstete mich genauso wie der Klang seiner Stimme.
»Mein Engel . « Er presste seinen Mund auf meinen und küsste mich.
Ich berührte seine
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