Crossfire. Offenbarung: Band 2 Roman (German Edition)
den Verkehr ein und steuerte den großen Wagen geschickt und selbstbewusst durch das Chaos von New Yorks Straßen.
»Dir beim Fahren zuzusehen macht mich ziemlich an«, sagte ich zu ihm und registrierte, wie seine Hände fester das Lenkrad umfassten.
»Meine Güte!« Er warf mir einen Blick zu. »Du bist eine Fahrzeugfetischistin.«
»Nein, Gideonfetischistin.« Ich senkte die Stimme. »Schließlich ist es schon etliche Tage her.«
»Und ich habe jede Sekunde davon gehasst. Das alles ist die reinste Folter für mich, Eva. Ich kann mich nicht konzentrieren, ich kann nicht schlafen. Ich verliere beim geringsten Anlass die Beherrschung. Das Leben ohne dich ist die Hölle.«
Ich hätte nie gewollt, dass er litt, doch wäre es eine Lüge, wenn ich leugnen würde, dass das Wissen um seine Qualen mein eigenes Unglück ein wenig minderte.
Ich drehte mich zu ihm um. »Warum tust du uns das dann an?«
»Mir bot sich eine Gelegenheit, und ich habe sie ergriffen.« Er biss die Zähne zusammen. »Die Trennung ist der Preis dafür. Aber sie wird nicht ewig dauern. Du musst Geduld haben.«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, Gideon. Das kann ich nicht. Nicht mehr.«
»Du wirst dich nicht von mir trennen. Das lasse ich nicht zu.«
»Aber ich habe dich bereits verlassen. Begreifst du das nicht? Ich lebe mein Leben, und du gehörst nicht mehr dazu.«
»Ich gehöre so weit dazu, wie es mir momentan möglich ist.«
»Indem du Angus stellvertretend hinter mir herschickst? Komm schon! Das ist doch keine Beziehung.« Ich lehnte meine Wange an die Sitzlehne. »Jedenfalls nicht, wie ich sie mir wünsche.«
»Eva.« Er atmete geräuschvoll aus. »Mein Schweigen ist das geringere Übel von zweien. Ich glaube, beide Alternativen schaden unserer Beziehung, ob ich nun schweige oder alles erkläre. Aber Letzteres birgt ein größeres Risiko. Du denkst vielleicht, du wolltest alles erfahren, aber wenn ich es dir sagen würde, würdest du es bereuen. Du musst mir glauben, wenn ich dir versichere, dass du gewisse Seiten an mir nicht kennenlernen willst.«
»Dann musst du mir zumindest irgendwas geben, woran ich mich festhalten kann.« Ich legte ihm die Hand auf den Oberschenkel und spürte, wie er sich als Reaktion auf meine Berührung anspannte. »Im Moment habe ich gar nichts.«
Er legte seine Hand auf meine. »Du vertraust mir. Trotz aller Beweise, die gegen mich sprechen, vertraust du mir doch. Das ist unendlich viel, Eva. Für uns beide. Für uns als Paar.«
»Aber wir sind kein Paar.«
»Hör auf, das immer zu leugnen.«
»Du wolltest blindes Vertrauen, und jetzt hast du es, aber mehr kann ich dir nicht geben. Du hast mir so wenig von dir erzählt, und ich habe damit gelebt, weil ich nur dich wollte. Aber jetzt nicht mehr.«
»Aber du hast mich doch«, protestierte er.
»Nicht so, wie ich dich brauche.« Ich zog unbeholfen eine Schulter in die Höhe. »Du hast mir deinen Körper geschenkt, und ich habe mich auf ihn gestürzt, weil du dich mir gegenüber nur auf diese Art öffnen kannst. Und jetzt habe ich nicht mal mehr das. Wenn ich es genau betrachte, sind mir nur noch Versprechungen geblieben. Aber das reicht mir nicht. Wenn du nicht da bist, habe ich nur einen Haufen unbeantworteter Fragen.«
Er blickte mit strenger Miene starr geradeaus. Ich zog meine Hand unter seiner fort und wandte mich von ihm ab, um durch das Fenster das geschäftige Treiben auf der Straße zu betrachten.
»Wenn ich dich verliere, Eva«, sagte er heiser, »dann habe ich nichts mehr. Ich habe alles nur getan, um dich nicht zu verlieren.«
»Ich brauche aber mehr.« Ich lehnte meine Stirn gegen die Glasscheibe. »Wenn ich dich nicht körperlich haben kann, brauche ich dich seelisch, aber du hast mir nie einen Blick in dein Inneres gewährt.«
Schweigend fuhren wir durch den dichten morgendlichen Berufsverkehr. Dann klatschte ein dicker Regentropfen auf die Windschutzscheibe, gefolgt von einem zweiten.
»Nachdem mein Dad starb«, sagte er leise, »hatte ich große Probleme, mit all den Veränderungen klarzukommen. Ich weiß noch, dass die Menschen ihn mochten und gerne in seiner Nähe waren. Er machte alle reich, verstehst du? Und plötzlich verkehrte sich alles ins Gegenteil, und alle hassten ihn. Meine Mutter, die sonst immer fröhlich gewesen war, weinte jetzt Tag und Nacht. Und sie und mein Dad stritten sich ständig. Daran erinnere ich mich am deutlichsten: an das ununterbrochene Brüllen und Schreien.«
Ich sah ihn an und betrachtete seine
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